«Bitte lösche diese E-Mail, nachdem Du sie gelesen hast»
«Nein.»
Die Antworten von Anthony Fauci, 57-facher Ehrendoktor, medizinischer Berater aller US-Präsidenten seit Ronald Reagan, Stimme der Regierung während der Corona-Pandemie und unter Joe Biden «Chief Medical Adviser To The President», waren immer die gleichen, als er im Juni 2024 vor dem Kongress heikle Fragen unter Eid beantworten musste.
Die Fragen der Kongress-Abgeordneten betrafen die umstrittene Rolle Faucis bei der Finanzierung des Hochsicherheitslabors von Wuhan, wo mit Coronaviren experimentiert und mutmasslich riskante «Gain of Function»-Forschung betrieben wurde – und wo das Corona-Virus auf einem elf Kilometer entfernten Tiermarkt entstanden sein soll.
«Nein», sagte Fauci, als von James Corner aus Kentucky gefragt wurde: «Dr. Fauci, haben Sie jemals eine offizielle Akte gelöscht?»
«Nein», sagte er, als er von Debbie Lesko aus Wisconsin gefragt wurde: «Haben Sie versucht, das Informationsfreiheitsgesetz und die Veröffentlichung öffentlicher Dokumente zu behindern?»
«Nein, das habe ich nicht», sagte er, als er von Nicole Maliotakis aus New York gefragt wurde: «Haben Sie jemals E-Mails oder Aufzeichnungen im Zusammenhang mit dem Laboratorium in Wuhan oder dem Ursprung des Virus gelöscht?»
Millionen von E-Mails zum Auswerten
Jetzt hat der republikanische Senator Rand Paul Dokumente veröffentlicht, die belegen, dass Fauci damals unter Eid gelogen hat. Der Satz «bitte löschen Sie die E-Mail, nachdem Sie sie gelesen haben», kommt gleich mehrmals vor.
Paul ist Vorsitzender des Homeland Security and Governmental Affairs Committee (Ausschuss für innere Sicherheit und Regierungsangelegenheiten, HSGAC). Er ist dafür zuständig, die Arbeit des Ministeriums für Innere Sicherheit und das Funktionieren der Exekutive an sich zu überwachen.
Senator Paul habe vom Weissen Haus für seine Untersuchung gegen Fauci «einen Berg von Millionen von E-Mails» erhalten. Das habe seine Mitarbeiter zwar überfordert, doch dank ausgeklügelter Programme sei es ihm gelungen, Belege für Faucis Lügen herauszufiltern. Das schreibt der Journalist und bekannte Corona-Massnahmen-Kritiker Paul Thacker in seinem Blog «The DisInformation Chronicle».
«Ein Verrat am Vertrauen der Öffentlichkeit«
Pauls Fazit der Auswertungen, zu lesen auf der offiziellen Homepage der «Homeland Security»: «Dr. Fauci hat den Kongress und das amerikanische Volk getäuscht. Die Beweise sind eindeutig: Während er sich öffentlich als Verfechter der Wissenschaft präsentierte, wies er seine Mitarbeiter hinter verschlossenen Türen an, Bundesunterlagen zu vernichten», sagte Paul. «Dies ist ein eklatanter Verstoss, ein Verrat am Vertrauen der Öffentlichkeit und ein weiterer Beweis dafür, dass Fauci von Beginn der Pandemie an eine Vertuschungsaktion betrieben hat.»
Weiter: «Deshalb hat Paul Fauci offiziell aufgefordert, im Herbst vor dem Ausschuss des HSGAC auszusagen, um seine vorherigen Aussagen zu präzisieren und sich zu den immer zahlreicheren Beweisen zu äussern, die darauf hindeuten, dass er versucht hat, Unterlagen vor den Ermittlern des Kongresses zu verbergen. […] Kürzlich aufgedeckte E-Mails widersprechen direkt den wiederholten Dementis von Dr. Fauci vor dem House Oversight Committee im Jahr 2024, als er unter Eid aussagte, dass er niemals Bundesunterlagen gelöscht oder versucht habe, die Veröffentlichung öffentlicher Dokumente zu behindern.»
Vorsorgliche Begnadigung hilft nicht mehr
Weiterer Auszug aus dem Schreiben Pauls an Fauci: «Im Laufe seiner Untersuchung hat der Ausschuss Unterlagen erhalten, aus denen hervorgeht, dass Sie Mitarbeiter der National Institutes for Health (NIH) angewiesen haben, Bundesunterlagen zu vernichten. Diese Dokumente deuten auf Ihre direkte Beteiligung an den Bemühungen hin, Informationen im Zusammenhang mit der Untersuchung des Ausschusses zu verbergen, und scheinen Ihrer früheren Aussage vor dem Kongress zu widersprechen.»
Für Fauci, der vom früheren US-Präsidenten Joe Biden vorsorglich begnadigt worden war, steht viel auf dem Spiel. Paul Thacker sieht schwarz für den Begnadigten: «Da Fauci sich nicht mehr durch Berufung auf den Fünften Verfassungszusatz vor Fragen drücken kann, riskiert er nun ein Verfahren wegen Missachtung des Kongresses oder eine Anklage wegen Verstosses gegen § 1001, wenn er Senator Paul über seine früheren Lügen belügt.» Fauci drohen demnach bis zu fünf Jahre Haft.
Die Hauptdarsteller in diesem Krimi
Die folgende E-Mail-Korrespondenz von Anthony Fauci an den damaligen Direktor der «National Institutes of Health» Francis Collins ist nicht nur wegen des ersten rot unterstrichenen Satzes «Please delete this e-mail after you read it» interessant. Sie zeigt auch die Bemühungen der Gruppe um die beiden, gegen die aufkommende These anzukämpfen, der zufolge das Pandemie-Virus aus einem Labor stammte.
Die Hauptdarsteller in diesem Kurzkrimi sind neben Anthony Fauci auch Francis Collins und Jeremy Farrar. Der 75-jährige Genetiker Francis Collins war von 2009 bis 2021 Direktor der National Institutes of Health (NIH) und ab Februar 2022 kommissarischer Wissenschaftsberater des Präsidenten Joe Biden.
Der 64-jährige britische Forscher Sir Jeremy James Farrar war zwischen 2013 und 2023 Direktor des «Wellcome Trust», der mit einem Stiftungsvermögen über 37,6 Milliarden Pfund viertreichsten Wohltätigkeitsstiftung der Welt. Seit 2025 ist Farrar Chefwissenschaftler bei der Welt-Gesundheits-Organisation WHO.
Bei «Mike and Bernhard», die Farrar in seiner E-Mail anschrieb, handelt es sich um Mike Ryan, den Exekutivdirektor des Programms für Gesundheitsnotfälle der WHO und Leiter des Teams, das für die internationale Eindämmung und Behandlung von Covid-19 verantwortlich war, sowie um den WHO-Vertreter in China, den Deutschen Dr. Bernhard Schwartländer. Wie der E-Mail von Fauci zu entnehmen ist, hätte dieser die Zögerlichen lieber umgangen und sich wegen der Dringlichkeit der Sache direkt an den WHO-Direktor Tedros Adhanom Ghebreyesus gewendet.

«Dem Narrativ zuvorkommen»
Fauci verschickte seine Mail am 2. Februar 2020. Am Tag zuvor hatten Fauci und Collins eine Telefonkonferenz einberufen, an der mindestens elf weitere Wissenschaftler teilgenommen hatten. Dabei ging es darum, den aufkommenden Behauptungen, das Virus sei im Labor entstanden, entgegenzuwirken und eine Strategie zu entwickeln. Als Folge davon publizierten vier der Teilnehmer am 17. März im Wissenschafts-Magazin «Nature Medicine» den inzwischen berühmt gewordenen Brief «The Proximal Origin of Sars-Cov-2». Redigiert von Fauci und Collins.
Das Fazit von «Proximal Origin»: «Wir bieten einen Überblick über die bemerkenswerten Merkmale des SARS-CoV-2-Genoms und diskutieren Szenarien, wie diese entstanden sein könnten. Unsere Analysen zeigen eindeutig, dass SARS-CoV-2 kein im Labor hergestelltes oder absichtlich manipuliertes Virus ist.»
Wie die E-Mail Farrars an «Mike and Bernhard» zeigt, herrschte Aufruhr im Team der Verfechter des natürlichen Virus-Ursprungs. Am besten sei es, «Proximal Origin» unter dem Motto «Quelle und Entwicklung von Covid-19 verstehen» einzuordnen; es brauche den Schirm der WHO, es müsse schnell gehen; in der wissenschaftlichen Literatur, auf Social Media und in den grosse Medien sollte Interesse an der Frage geweckt werden, woher das Virus stamme; und vor allem: Es sei «entscheidend, dass verantwortungsbewusste, anerkannte Wissenschaftler dem Narrativ zuvorkommen und nicht auf Berichte reagieren, die sehr schädlich sein könnten».
Auch der aktuelle Chef-Wissenschaftler der WHO war beteiligt
Bereits am 18. Januar 2020 hatte Farrar zusammen mit weiteren Wissenschaftlern einen Leserbrief in «The Lancet» verfasst, in dem sie schrieben: «Wir stehen gemeinsam dafür ein, Verschwörungstheorien, die behaupten, dass Covid-19 keinen natürlichen Ursprung habe, scharf zu verurteilen.»
Er habe in dieser Zeit schlecht bis gar nicht geschlafen, schrieb Farrar später in seinem Buch «Spike». Schon Ende Januar 2020 hatte er von glaubwürdigen Wissenschaftlern vernommen, dass sie einen Verdacht hegten: Sars-CoV-2 sehe fast so aus, als sei es konstruiert worden, um gezielt menschliche Zellen zu infizieren, urteilten sie.
Farrar besorgte sich ein «burner phone» – ein Wegwerfhandy, das nur einem Zweck diente: sich mit anderen über den Ursprung des Pandemie-Virus auszutauschen.
«Wir sollten verschiedene Telefone verwenden, keine Informationen in E-Mails weitergeben und unsere normalen E-Mail-Adressen und Telefonkontakte löschen», schrieb Farrar in seinen Memoiren. Er habe damals «späte Telefonate mit anderen Forschern geführt, bis zu 17 Gespräche in einer Nacht zählte seine Frau». Das berichtete die «Süddeutsche Zeitung» später.
In diesen Tagen habe Farrar seiner Familie auch Anweisungen gegeben «für den Fall, ‹dass mir in den nächsten Wochen etwas zustösst›».
Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors
Keine
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