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Patrick Jerg: Das Spiel © zvg

Das Spiel: Akribische Ermittlungsarbeit

Patrick Jerg /  Wenn sich Hinweis an Hinweis reiht auf dem Tisch und alle in Diskussionen versunken sind, laufen die Ermittlungen auf Hochtouren.

Alles begann mit der EXIT-Reihe des Kosmos-Verlages. Die handlichen Escape-Rätsel für den heimischen Tisch setzten zu einem wahren Siegeszug an, nachdem sie 2017 zum «Kennerspiel des Jahres» gewählt wurden. Weit über 30 Geschichten sind seither erschienen, die sich thematisch in unterschiedlichste Zeitalter einordnen lassen. Weltweit gingen über 17 Millionen Exemplare der spannenden Rätselspiele über den Ladentisch.

In der Folge sprangen weitere Verlage auf den Escape-Zug auf. Alle wollten am Erfolg teilhaben, und so erschienen zahlreiche Formate, die sich am Escape-Prinzip orientierten. Mal setzten die Autoren mehr auf die Rätselschiene, mal ging es mehr in Richtung Krimi und die Story stand im Mittelpunkt des Geschehens. Ein neuer Aspekt in diesem Genre ist das Ermitteln selber. Und schon stecken wir in einer neuen Reihe mit dem Titel «Masters of Crime». Und wieder ist es der Kosmos-Verlag, der ein immersives Thriller-Erlebnis verspricht.

Der Pate braucht Hilfe

Für die Story von «Vendetta» benötigt man ein wenig Zeit. Bis zu dreieinhalb Stunden kann sich die Ermittlungsarbeit in diesem Fall hinziehen. Doch die Rätselarbeit steht nicht unter Zeitdruck. Alles beginnt mit einem Anruf des Paten. Er hat bei einem nächtlichen Polizeieinsatz seinen Sohn verloren. Doch irgendwie gibt es Ungereimtheiten in diesem Fall. Gibt es einen Maulwurf in der Famiglia?

Auf einem grossen Plakat, dem Detective Board sammeln wir in den nächsten Stunden unsere Erkenntnisse. Auch schriftliche Notizen sind notwendig, um der Lösung des Falles näher zu kommen. Gesteuert wird «Vendetta» über Karten. Das beginnt schon bei den Spielregeln. Mit den ersten Karten wird man kurz in den Spielablauf eingeführt, danach steckt man schon mitten in den Ermittlungen.

Orte und Personen kennenlernen

Es tauchen erste Orte in der Geschichte auf, die mit Karten auf dem Tisch erscheinen: Die Wohnung des Toten oder der Tatort. An jedem Ort darf man sich die erste Karte ansehen. Man erhält neue Informationen und einen weiteren Teil der grossen Story. Am Ende einer Karte muss man oft eine Entscheidung treffen, in welche Richtung man weiter ermitteln will. So kommt man zu weiteren Karten oder wirft einige ungesehen ab.

Einzelne Hinweise erhält man nur mit der Lösung eines Rätsels. Recherchen im Internet sind ebenfalls hilfreich, auch ein Telefonat und ein Mailverkehr bringen die Ermittelnden weiter. Kurz: Man steckt nach wenigen Minuten tief im Geschehen, Realität und Fiktion vermischen sich. «Vendetta» löst das sehr gut und bezieht die moderne Technik ins Spiel mit ein. Überraschungen sind garantiert.

Sterne für den Erfolg

Nach und nach sammelt man Karten auf dem Detective Board. Man lernt Personen und ihre Geschichten kennen. Natürlich ist niemand in der Famiglia ein unbeschriebenes Blatt. Das erschwert die Lösung des Rätsels. Für gute Entscheidungen erhält man Sterne, die am Ende für die Bewertung der Ermittlungsarbeit sorgen. Als Mitarbeiter des Paten muss man manchmal unkonventionelle Entscheidungen treffen, Erpressung gehört zum täglichen Brot.

Nach der letzten Karte biegt man ins Finale ein und gibt einen Tipp ab. Wer bleibt am Ende übrig und hat mit grosser Wahrscheinlichkeit und nach Ansicht sämtlicher Hinweise die Tat begangen? «Vendetta» nimmt die Spielenden wunderbar an die Hand. Die Story steht im Zentrum des Spiels, mit vielen kleinen Entscheidungen und Rätseln vergeht die Ermittlungszeit wie im Flug. Wer möchte, kann das Spiel zwischendurch unterbrechen und die Arbeit speichern. Wer seine Notizen zuverlässig macht, findet schnell wieder zurück. «Vendetta» sorgt für unterhaltsame Spielstunden, nimmt überraschende Wendungen und besitzt eine gesunde Portion Humor. Mittlerweile sind 5 Fälle in der «Masters of Crime»-Reihe erschienen. Es dürften wohl noch mehr werden.

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Vendetta
Vendetta

Vendetta

Ein Rätsel-Thriller von Lukas Setzke, Martin Student, Verena Wiechens
Illustrationen: Bringmann & Kopetzki

Für 1 – 6 Personen | Ab 14 Jahren | 150 – 210 Minuten
Verlag: Kosmos | ca. 22 Fr. / 18 Euro


Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors

Patrick Jerg betreibt seit 13 Jahren die Webseite brettspielblog.ch und veröffentlicht regelmässig Spielkritiken über Brett- und Kartenspiele.
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Meinungen in Beiträgen auf Infosperber entsprechen jeweils den persönlichen Einschätzungen der Autorin oder des Autors.

Zum Infosperber-Dossier:

Portrait Patrick Jerg 2

Das Spiel: Alle Beiträge

Spielen macht Spass. Und man lernt so vieles. Ohne Zwang. Einfach so.

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