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Schlagzeile im «Bund» vom 19. Januar 2015 © tamedia

KOF-Professor bestätigt Infosperber-Kommentar

upg /  «Die Kursfreigabe wird die Einwanderung bremsen» titelte Infosperber am 15. Januar einen Kommentar. Bund und TA ziehen jetzt nach.

Die Freigabe des Frankenkurses und die damit verbundene Aufwertung des Frankens macht alle ausländischen Waren einschliesslich Benzin und Heizöl für Konsumentinnen und Konsumenten in der Schweiz billiger. Die in der Schweiz hergestellten Waren werden für Einwohnerinnen und Einwohner der Schweiz nicht teurer, nur für Abnehmer im Ausland. Mit andern Worten: Alle, die in der Schweiz wohnen, können ihre bisherigen Bedürfnisse insgesamt mit weniger Erwerbsarbeit befriedigen, weil sie für die gleiche Menge Waren und Dienstleistungen weniger Geld ausgeben müssen.
Schlagzeile im Tages-Anzeiger vom 18. Januar 2015

Es braucht weniger Arbeitsplätze – auch für Einwanderer

Weniger Erwerbsarbeit bedeutet weniger Arbeitsplätze. Umso wichtiger ist es, die Arbeit und die Einkommen gerechter zu verteilen, und die freiwillige Teilzeitarbeit und den freiwilligen Ausstieg aus dem Erwerbsleben mit Anreizen in allen Branchen zu fördern, in denen es Arbeitslose gibt.
Wenn die Schweiz insgesamt weniger Arbeitsplätze bietet, hat dies auch Folgen für die Einwanderung. Bereits am 15. Januar kommentierte ich:
«Weniger Erwerbsarbeit bedeutet überdies, dass die Schweiz auf weniger ausländische Arbeitskräfte angewiesen ist. Das bremst die Zuwanderung und das Bevölkerungswachstum, ohne dass die Schweiz Kontingente einführt oder das Bevölkerungswachstum mit einer Vorgabe absoluter Zahlen beschränkt.»
Jetzt stellen auch «Der Bund» und der «Tages-Anzeiger» mit grossen Titeln die Frage, ob der starke Franken die Zuwanderung senkt. In einem Interview erklärt Professor Jan-Egbert Sturm, Leiter der KOF-Konjunkturforschungsstelle an der ETH Zürich, dass ein Eurokurs von 1.10 oder 1.00 Franken die Zuwanderung bremsen würde. Es sei sogar «eine realistische Möglichkeit», dass der erstarkte Franken zur Verwirklichung des Ecopop-Szenarios beitrage. Das würde bedeuten, dass die Netto-Zunahme der Bevölkerung in der Schweiz auf das Niveau der Zuwanderung in den EU-Staaten sinken würde.
Das habe Folgen für den Konsum und das Wachstum in der Schweiz: «Die starke Zuwanderung erhöhte den Konsum und die Bauinvestitionen. Je mehr Leute kamen, umso mehr Impulse gab es. Wenn weniger Leute kommen, werden diese Impulse fehlen
Auch Valentin Vogt, Präsident des Arbeitgeberverbands, äussert die Meinung, dass bei einem Eurokurs von unter 1.10 Franken «die Zuwanderung tendenziell zurückgeht». Rudolf Minsch, Chefökonom des Wirtschaftsverbands Economiesuisse erwartet den Rückgang von Zuwanderern «primär bei den Schlecht- und Mittelqualifizierten».
Anderer Ansicht ist SP-Ökonom Rudolf Strahm: Der Lohndruck für Unternehmen der Export- und Tourismusbranche könne «sogar zu mehr Rekrutierungen von günstigen ausländischen Arbeitskräften führen».


Siehe
Urs P. Gasche: «Die Kursfreigabe wird die Einwanderung bremsen» vom 15.1.2015
Heinz Moser: «Die Abschaffung der Politik» vom 19.1.2015


Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors

Autor des Kommentars «Die Kursfreigabe wird die Einwanderung bremsen» vom 15. Januar 2015.

Zum Infosperber-Dossier:

FrankenMnze

Vor- und Nachteile einer Aufwertung

Ein starker Franken macht alles aus dem Ausland billiger. Dafür werden Schweizer Produkte im Ausland teurer.

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11 Meinungen

  • am 19.01.2015 um 17:36 Uhr
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    «sogar zu mehr Rekrutierungen von günstigen ausländischen Arbeitskräften führen»

    Genau! Die günstigen ausländischen Arbeitskräfte lechzen zudem nach einem starken Franken, den Sie an die Verwandten schicken können. Die Schweiz wird attraktiver, die inländischen Arbeitskräfte bekommen mehr Konkurrenz.

  • am 19.01.2015 um 17:47 Uhr
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    …vielleicht nur ein scheinbares Paradoxum: steigende Arbeitslosigkeit bei steigender Zuwanderung. Und die Wirtschaftsvertreter sagen dann wieder, dass sie auf dem heimischen Arbeitsmarkt nicht fündig werden.

  • am 20.01.2015 um 07:39 Uhr
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    Nochmals: ob gestern oder heute oder übermorgen, und auf allen Seiten des Sperbers, das grösste Orchester lässt tanzen, und spielt die Musik. Die Musik stoppt nicht an Grenzen und überspielt Raum und Zeit. Und ausserhalb dieses Orchesters, muss vergegenwärtigt werden ist einfach mitzuspielen, doch wenn die Musik nicht gefällt, was macht man dann? Man kann versuchen, besser zu spielen und damit die Aufmerksamkeit zu wecken. Man kann die falschen Töne des Oberorchesters, an der Grenze zu filtrieren. Nichts ist besser als Motivation. Übervorteilung kann nicht motivieren, das führt nirgends hin. Um es nochmals zu erklären: Zentral im Kleinen bis Hinauf und wieder hinunter und rings um den Ball, ist eine Regel im marktwirtschaftlichen Gesetz, dass nicht automatisch, der Benefiz dieses Gesetzes an den marktmächtigen fliessen kann.

  • am 20.01.2015 um 14:33 Uhr
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    Der «kleine» Unterschied: Während der TA eine Frage stellt und die Befragten von einer Möglichkeit sprechen, ist sich UPG der Sache bereits sicher.
    Wie sagte doch Willi Ritschard: Prognosen sind immer schwierig, besonders wenn sie die Zukunft betreffen.

  • am 21.01.2015 um 06:21 Uhr
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    der «grössere» Unterschied: «In der Schweiz werden doch kaum mehr Kleider, Moebel, Schuhe, und Elektro produziert also Leute habt kein schlechtes Gewissen, kauft wo ihr wollt, es sind ja bei uns so viele Auslaender Filialen.» Wäre doch was für das Hobby des KOF!

  • Portrait_Jrg_Schiffer
    am 21.01.2015 um 11:31 Uhr
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    Was passiert auf dem Immobiliensektor?
    Für Ausländer wird der Kauf von Schweizer Immobilien verteuert – ausländische Besitzer von Schweizer Immobilien könnten nun diese mit sattem Gewinn veräussern. Dies gilt vor allem für Ferienwohnungen, welche mit Steuerfluchtgeldern als Kapitalanlage erworben wurden und wenig gebraucht werden. Für Ausländische Besitzer wird zudem der Unterhalt von Liegenschaften sowie ein Aufenthalt in der Schweiz teurer. Nach dem automatischen Finanzaustausch bezüglich Steuern dürfte in wenigen Jahren auch ähnliches beim Immobilienbesitz erfolgen… Die Zweitwohnungsinitiative lässt grüssen.
    Einmal mehr zeigt sich, dass unsere massive Zuwanderung zu einem guten Teil hausgemacht ist.

  • am 21.01.2015 um 11:50 Uhr
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    Das sind schon merkwürdige Schlussfolgerungen.

    Die Zuwanderung von Fachpersonal war nie das Problem der Schweiz, kommt hinzu, dass solches Personal auch rasch wieder abzieht, wenn sich im eigenen Land oder anderem Ausland eine gute berufliche Gelegenheit findet. Solche Leute sind in der Regel recht mobil und international ausgerichtet.

    Das wirkliche Einwanderungsproblem sind die vielen ungeschulten Einwanderer mit Familiennachzug, von denen Viele nie im Arbeitsmarkt vermittlungsfähig sind und es auch nicht werden. Das kostet den Staat Milliarden und Milliarden, den Unterhalt dieser Leute zu bestreiten. Dabei wird das Asylrecht von Wirtschaftsflüchtlingen missbraucht. Und diesen Leuten ist es wurstegal, ob der Franken steigt oder nicht, für sie soll sowieso der Staat aufkommen.

    Dass die KOF zu solchen Ausführungen unkritisch zustimmt, vervollständigt mein Bild, das ich von dieser Stelle habe. Die könnte man nämlich schon längst abschaffen und das für diese Organisation ausgegebene Geld anderweitig sinnvoller einsetzen. Diese Stelle hat noch nie etwas verkündet, was die Öffentlichkeit nicht schon längst wusste.

  • am 21.01.2015 um 13:40 Uhr
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    Ja es geht hier auch um Völkerwanderungen aus wirtschaftlichen Gründen. Und in diesen Volkswirtschaften sieht es mit dem so wichtigen Gesetz auch nicht viel anders aus. Auch dort fliesst der Benefiz dem Marktmächtigen zu, so dass die Volkswirtschaft an sich geschädigt wird. Wo soll man dann noch hinziehen, wenn dies überall so ist. Prognosen sind wichtig, echte Prävention und Sicherheit besser. Es geht um ein Kernproblem einer grossen Bevölkerungsschicht. Soviel weiss die KOF und seine Bezüger. Aber die Öffentlichkeit hat das gar nicht zu interessieren. Der Austausch von Gütern ist etwas sehr zentrales. Und über Güter sind wir alle verbunden. Wir brauchen diese und wir beschäftigen uns damit. Wie sagte Herr Gasche erst: Wir arbeiten, damit wir unsere Bedürfnisse decken können. Aber Arbeitgeber arbeiten auch um jene Bedürfnisse anderer zu decken. Mit ihm fallen alle ob klein oder gross. Nicht nur deshalb ist es wichtig, dass kleine dieselben Chancen wie grosse hätten, in diesem wichtigen Bereich.

  • am 23.01.2015 um 16:55 Uhr
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    Theoretisch stimmt es schon:
    Wenn die Exporte aus der Schweiz zurückgehen, werden Arbeitsplätze verschwinden, weshalb sinnvollerweise der Zustrom von Arbeitskräften geringer werden sollte.
    In der Praxis läuft es leider häufig umgekehrt. Wenn Firmen unter Druck geraten, wählen sie noch gnadenloser die billigsten Arbeitskräfte aus. Wenn Leute um ihren Job Angst haben, getrauen sie sich nicht mehr, von Teilzeit zu sprechen. Johann Schneider-Amman schlägt Arbeitszeiterhöhungen und Lohnsenkungen vor. Wenn der Euro schwächer wird, wird der Anreiz für EU-Bürger, in der Schweiz zu arbeiten, noch grösser. Handlanger verdienen in der Schweiz mehr als Ingenieure oder Ärzte in manchen EU-Staaten.
    Am Ende nützt es nichts, wenn gemäss einer stark mangelhaften Theorie ein positiver Effekt entstehen sollte, in der Praxis aber eine Lawine von unerwünschten Effekten losgeht.
    Wenn der Euro sich weiterhin entwertet, dann wäre eine Anbindung des Frankens daran schon irgendwann fragwürdig geworden. Man hätte aber zu einer Anbindung an einen ausgewogenen Währungskorb wechseln können!

  • am 24.01.2015 um 10:13 Uhr
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    Ja, Arbeitszeitverkürzung, fällt nicht als Manna vom Himmel und das Gegenteil wird bereits im Keime gefördert durch den Schaden im Schlepptau allzu freizügiger virtueller Spekulationsfreiheiten. Nebenbei hat der JSA, ausser Arbeitszeiterhöhungen am WEF seine Angabe schon wieder korrigiert und wie eine heisse Kartoffel in den Topf der Sozialpartner geworfen. Am Ende nützt es nichts, wenn gemäss einer stark mangelhaften Theorie ein positiver Effekt entstehen sollte, in der Praxis aber eine Lawine von unerwünschten Effekten losgeht. Der Ausweg aus der Lawine wurde von WEF Teilnehmer schon angedeutet: Die Internetwirtschaft muss ins Schlepptau der Realwirtschaft und nicht umgekehrt.

  • am 15.08.2015 um 10:12 Uhr
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    Typischer Zweckoptimismus der Manipulatoren: Die Immigration hängt nur marginal vom Wechselkurs ab. Der wesentliche Treiber ist das Wohlfahrtsgefälle – und dieses bleibt vorläufig sehr hoch. Mit jeder humanitären Katastrophe irgendwo auf der Welt und mit jedem weiteren Abschmieren von EU-Ländern, erhöht sich der Immigrationsdruck in der Schweiz. Glauben Sie wirklich an den Storch, Herr Gasche?

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