Jetzt plötzlich: Der AHV geht es bestens
Was war im Vorfeld der Abstimmung zur 13. AHV-Rente nicht alles geschrieben worden! «Vernünftigerweise müsste man nein zur 13. AHV-Rente sagen», schrieb der «Blick». Die «NZZ» sagte den Untergang der AHV voraus. Und der «Tages-Anzeiger» schrieb: «Der AHV droht ein gigantisches Defizit.»
Praktisch alle Schweizer Zeitungen beteten die Prognosen des Bundes nach, die seit Jahren viel zu pessimistisch sind. Ebenso die bürgerlichen Parlamentarier. Regine Sauter (FDP/ZH): «Das Vorhaben ist schlicht nicht finanzierbar.» Lars Guggisberg (SVP/BE): «In wenigen Jahren droht ein riesiges Finanzierungsloch.» Ruth Humbel (Mitte/AG): «Die Initiative kostet viel und bringt die AHV aus dem finanziellen Gleichgewicht.»
Die 13. AHV-Rente ist kein Problem
Und jetzt das: Die AHV ist kerngesund. Die Auszahlung der 13. AHV-Rente ab dem nächsten Jahr ist kein Problem. Das zeigen die Finanzperspektiven, die der Bund gestern veröffentlicht hat.
Die Prognostiker im Bundesamt für Sozialversicherungen (BSV) haben unter anderem berechnet, was mit der AHV geschähe, wenn das Parlament keine Massnahmen zur Finanzierung der 13. Rente träfe. Dabei gibt es ein pessimistisches, ein normales und ein optimistisches Szenario.
Gemäss Normalszenario würde die AHV erst 2029 leicht ins Minus kippen. Bis 2040 würde das Vermögen von heute 56 Milliarden Franken auf etwa die Hälfte schrumpfen.
Bis 2040 kein Defizit
Interessanter ist aber das optimistische Szenario. Denn in den vergangenen Jahren hat der Bund stets viel zu pessimistische Prognosen aufgestellt. Nach dem optimistischen Szenario würde die AHV bis 2040 in keinem einzigen Jahr ein Defizit schreiben. Das Vermögen würde in diesem Zeitraum von 56 auf 70 Milliarden steigen.
Noch besser sähe die Rechnung aus, wenn das Parlament eine Zusatzfinanzierung beschliessen würde. Der Bundesrat möchte die Mehrwertsteuer erhöhen, der Ständerat ist für eine Kombination aus Mehrwertsteuer- und AHV-Beitrags-Erhöhung.
Weniger hohe Lebenserwartung
Doch warum sind die Aussichten für die AHV plötzlich so viel besser? Der Bund sieht zwei Gründe:
Erstens dürfte die Zahl der Erwerbstätigen stärker steigen als angenommen. Weil die Zahl erwerbstätiger Frauen weiter zunimmt und weil mehr Erwerbstätige aus dem Ausland zuwandern als erwartet.
Und zweitens nimmt die Zahl der Rentner nicht so stark zu, wie die Prognostiker angenommen hatten. Dass sie sich da verrechnet haben, ist einigermassen erstaunlich. Denn es ist schon seit längerem bekannt, dass die Lebenserwartung der 65-Jährigen seit Jahren kaum mehr ansteigt.
«Es ist ein Grund zum Feiern»
Die erfreulichen Zahlen zur AHV sind übrigens auch bei den Schwarzmalern in den Schweizer Zeitungsredaktionen nicht unbemerkt geblieben. Der «Blick» schreibt: «Die finanziellen Aussichten für die AHV sind besser als bisher gedacht.»
Fast schon euphorisch ist «Watson»: «Es ist ein Grund zum Feiern: Der Bund hat am Mittwoch neue Szenarien für die Finanzierung der AHV vorgelegt. Und sie zeigen ein komplett neues Bild.»
Auch der «Tages-Anzeiger» hält fest: «Die AHV ist so gut wie saniert.»
Leicht zerknirscht muss sogar die «NZZ» zugeben: «Richtig gut sieht es weiterhin nicht aus, aber deutlich besser allemal.»
Was niemand macht: Hinterfragen, warum die Prognosen des Bundes seit Jahren viel zu pessimistisch sind.
Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors
Keine
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Meinungen in Beiträgen auf Infosperber entsprechen jeweils den persönlichen Einschätzungen der Autorin oder des Autors.
Und das Fazit der Geschichte?
Werden Bund und Parlament nun endlich aufhören, die Finanzierung der 13. AHV-Rente schlecht zu reden und keine weiteren Steuern oder Beiträge einfordern??? Von den Medien wollen wir selbsterklärend besser schon gar nicht reden!!!
Was kann das Volk unternehmen, wenn dieser komplett und erwiesenermassen unhaltbare Finanzierungskurs weiterhin trotzdem bestehen bleibt???
Wird endlich eine neutrale Buchhaltungs-Kommission eingesetzt, damit die Bundesfinanzen, Einnahmen und Ausgaben endlich seriös kontrolliert werden???
Es ist höchste Zeit!!!
Ja, die Medien: Während die Blätter der CH Regionalmedien AG (luzernerzeitung usw.) düstere AHV-Prognosen nie in Frage stellen, tun sie das bei positiveren sofort. Am 22. August titelten sie:
Neuer Zoff um AHV: «Die Zahlen sind nur auf den ersten Blick gut»
Darin zitieren sie aus einem Brief von Stefan Brupbacher, dem Direktor des Industrie-Verbands Swissmem, vom Juli: Er «fordert darin die Nationalrätinnen und Nationalräte im Hinblick auf die nächste Sitzung der Sozialkommission dazu auf, die 13. AHV nicht vollständig zu finanzieren, sondern nur teilweise durch eine befristete Erhöhung der Mehrwertsteuer, «da ansonsten der Druck für eine grundlegende Reform inklusive längerem Arbeiten fehlt». Will heissen: Es braucht ein strategisches AHV-Loch, damit ein höheres Rentenalter irgendwann unumgänglich wird.»
Mit pro-AHV-Beiträgen und -Steuern ist es also so eine Sache. Höheres Rentenalter (= mehr Arbeitslose) ermöglicht es den sogenannten ‚Arbeitgebern‘, die Löhne weiter zu drücken.
Mit Budget’s und Zahlen hat es der Bund nicht. Beim Kampfjet Budget frisiert, bei der AHV falsche Prognosen abgegeben. Bei der UTS war im Nachhinein auch alles ander’s. Zählrahmen anschaffen ?
Hinter den notorisch pessimistischen Prognosen steckt wohl eine politische Absicht, die mit spezifischen Interessen verbunden ist. Seit dem historischen Fehlentscheid des Volkes von 1972, eine Volkspension abzulehnen, darf es einfach nicht sein, dass die AHV funktioniert.
Die Initiative wollte gemäss Verfassung die Grundlage für ein würdiges Alter mit 60 % des letzten Lohnes sicherstellen. Die SP stellte sich damals zusammen mit der Geldindustrie vehement gegen die PdA-Initiative. Seither wurde und wird alles versucht, die AHV nicht nur schlecht zu reden, sondern geradezu zu demontieren. Längst widerlegte Behauptung: Die Pensionskassen-Milliarden seien – bei ständig sinkenden Leistungen – bei der Finanzindustrie besser aufgehoben. (Die 13. AHV ist in der Geschichte der Demontage des Sozialsystems nur gerade die Ausnahme.) Dass sich das BSV seit 50 Jahren devot – und mit falschen Zahlen – den Absichten der Banken und Versicherungen unterwirft, störte und stört niemanden.
Danke für die gute und (leider) sehr treffende Analyse.
Vielleicht noch zur Lebenserwartung: Ich bin keine Statistikerin, und meine Beobachtungen sind subjektiv (ich las jahrelang meiner sehbehinderten Mutter die Todesanzeigen zweier Kleinkantone vor). Ich würde aber wetten, dass die statistische Lebenserwartung nicht weiter steigt, sondern tendenziell sinkt. (Natürlich lassen sich Prognosen erst im Nachhinein bestätigen oder widerlegen…) Die zwischen 1930 und ca. 1945 geborene Generation dürfte die erste und letzte sein, die insgesamt ein so hohes Alter erreicht. Die meisten Menschen scheinen zur Zeit entweder mit um die 90 oder aber um die 60 zu sterben. Letztere Gruppe würde ich über den Daumen gepeilt auf 15 bis 20 % schätzen. Ob es an den vielen Giftstoffen liegt, denen wir seit den 60er-Jahren ausgesetzt sind?
Hinterfragen: Warum sind die Prognosen des Bundes seit Jahren viel zu pessimistisch? – Wer ist verantwortlich für die Prognosen? Welche Vorteile resultieren für diesen bei optimistischen Prognosen und bei pessimistischen Prognosen? Optimismus fördert Ausgaben …
Das Schlechtreden der AHV nützt den Pensionskassen und damit den Banken und der Immobilienbranche.
«Warum sind die Prognosen des Bundes seit Jahren viel zu pessimistisch? » Die Antwort lautet: Vor den Abstimmungen – nach den Abstimmungen. Die Behörden als Wahlhelfer. Alles klar?
Und was machen jetzt die Damen und Herren Schreihälse von Rechts, die vor der Abstimmung zur 13. AHV-Rente das ganze auf zum Teil primitive Art und Weise verteufelt haben? Es ist anzunehmen, dass man von diesen Typen nichts hört.
Die schlechte Nachricht: Mann und Frau von rechts schreien und hetzen weiter. Schuften bis 70 (auch wenn es längst keine Arbeit mehr gibt, (dafür Arbeitslosenkasse und Ausgesteuerte), Umwandlungssatz 3 Prozent (dafür noch mehr Immobilienspekulation und steigende Mieten), usw usf. Ideologie ersetzt das Denken. Und die – allermeisten – Medien? Zum Abbestellen.
Das ist alles schön und gut. Ich teile auch die Meinung vieler Kommentierender.
Trotzdem bin ich der Überzeugung, dass wir uns nicht auf Glück und Prognosen (meist von Leuten mit viel Eigennutz verfasst) verlassen sollten. Auf jeden Fall sollten wir nur Geld ausgeben, welches wir auch haben und nicht solches, dass wir vielleicht irgendwann mal beschaffen könnten.