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«Newsweek» informiert über US-amerikanische Geheimarmee

Christian Müller /  Das bekannte US-Magazin «Newsweek» informierte ihre Leserschaft über eine US-Geheimarmee. Europa scheint's nicht zu interessieren.

«Die grösste Undercover-Truppe, die die Welt je gesehen hat, ist die, die das Pentagon im letzten Jahrzehnt geschaffen hat. Etwa 60’000 Menschen gehören jetzt zu dieser geheimen Armee, viele arbeiten unter verdeckten Identitäten und im Verborgenen, alles Teil eines breit angelegten Programms namens ‹Unterschriften-Reduzierung› (‹Signature Reduction›, Red.) . Die Truppe, die mehr als zehnmal so gross ist wie die klandestinen Elemente der CIA, führt inländische und ausländische Aufträge aus, sowohl in Militäruniformen als auch unter ziviler Tarnung, im wirklichen Leben und online, manchmal versteckt in privaten Unternehmen und Beratungsfirmen, von denen einige bekannte Namen haben.

Die beispiellose Verlagerung hat dazu geführt, dass eine immer grössere Anzahl von Soldaten, Zivilisten und Auftragnehmern unter falschen Identitäten arbeitet, teilweise als natürliche Folge des Wachstums der geheimen Spezialeinheiten, aber auch als bewusste Reaktion auf die Herausforderungen des Reisens und Operierens in einer zunehmend transparenten Welt. Die Explosion der Cyber-Kriegsführung des Pentagons hat darüber hinaus zu Tausenden von Spionen geführt, die ihre tägliche Arbeit in verschiedenen erfundenen ‹Persönlichkeiten› verrichten, genau die Art von ruchlosen Operationen, die die Vereinigten Staaten verurteilen, wenn russische und chinesische Spione dasselbe tun.

Newsweek’s exklusiver Bericht über diese geheime Welt ist das Ergebnis einer zweijährigen Recherche, die die Prüfung von über 600 Lebensläufen und 1000 Stellenausschreibungen, Dutzende von Anfragen nach dem ‹Freedom of Information Act› und eine Vielzahl von Interviews mit Teilnehmern und Entscheidungsträgern des Verteidigungsministeriums umfasst. Was dabei herausgekommen ist, ist nicht nur ein Einblick in einen wenig bekannten Sektor des amerikanischen Militärs, sondern auch in eine völlig unregulierte Praxis. Niemand kennt den Gesamtumfang des Programms, und die Explosion der Identitätsverfälschung wurde nie auf ihre Auswirkungen auf die Militärpolitik und -kultur untersucht. Der Kongress hat noch nie eine Anhörung zu diesem Thema abgehalten. Und doch stellt das Militär, das diese gigantische heimliche Truppe entwickelt, US-Gesetze, die Genfer Konventionen, den militärischen Verhaltenskodex und grundlegende Rechenschaftspflichten in Frage.

Die Bemühungen um die ‹Reduzierung der Unterschriften› beschäftigen etwa 130 private Firmen, um diese neue geheime Welt zu verwalten. Dutzende von wenig bekannten und geheimen Regierungsorganisationen unterstützen das Programm, verteilen geheime Verträge und beaufsichtigen öffentlich nicht anerkannte Operationen. Insgesamt nehmen die Firmen jährlich über 900 Millionen Dollar ein, um die geheime Truppe zu unterstützen – von der Erstellung falscher Dokumente und der Bezahlung der Rechnungen (und Steuern) von Personen, die unter falschem Namen operieren, über die Herstellung von Verkleidungen und anderen Vorrichtungen, um die Entdeckung und Identifizierung zu vereiteln, bis hin zum Bau unsichtbarer Geräte, um Aktivitäten in den entlegensten Winkeln des Nahen Ostens und Afrikas zu fotografieren und abzuhören.»

Soweit ein paar Abschnitte aus dem Bericht von «Newsweek», ins Deutsche übersetzt. Hat in Europa eine Zeitung von diesem Bericht von «Newsweek» Kenntnis genommen und darüber berichtet? Nicht wirklich. Man muss schon Online-Zeitungen wie «buchkomplizen» oder «Anti-Spiegel» lesen, um einigermassen informiert zu sein, was in puncto Geheimdienste in den USA so abläuft beziehungsweise was darüber geschrieben wird.

Der sehr lange und ausführliche Artikel in «Newsweek» informiert darüber, wie wichtig in Zeiten des «Cyber War» und generell in der hybriden Kriegsführung die Fälschung von Identitäten geworden ist – und wie oft sie nun vorgenommen wird – konkret zum Beispiel in den USA. Auch einige Bilder in diesem «Newsweek»-Bericht zeigen, wie da gearbeitet wird, etwa wie in einem Absatz eines Frauenschuhs ein Abhörgerät eingebaut wird.

Aus rechtlichen Gründen kann Infosperber nicht den ganzen Artikel übernehmen. Ein weiterer Abschnitt des Berichts, ins Deutsche übersetzt, muss genügen:

«Im elektronischen Zeitalter besteht eine Hauptaufgabe der Identitätsverheimlichung oder -fälschung darin, alle Organisationen und Personen, sogar Autos und Flugzeuge, die an den geheimen Operationen beteiligt sind, getarnt zu halten. Diese Schutzbemühungen reichen von der Säuberung des Internets von verräterischen Zeichen wahrer Identitäten bis hin zum Einpflanzen falscher Informationen zum Schutz von Missionen und Personen. Da unvergessliche Identifikation und Biometrie weltweit zur Norm geworden sind, arbeitet die Identitätsfälschungsbranche auch daran, Wege zu finden, all das zu fälschen und wirkungslos zu machen, von Fingerabdrücken und Gesichtserkennung an Grenzübergängen bis hin zur Sicherstellung, dass Undercover-Agenten in die Vereinigten Staaten einreisen und dort operieren können, indem sie offizielle Aufzeichnungen manipulieren, um sicherzustellen, dass falsche Identitäten übereinstimmen.»

Zum Bericht in «Newsweek» über die Geheimarmee, hier anklicken.


Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors

Zum Autor Christian Müller deutsch und englisch.
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Meinungen in Beiträgen auf Infosperber entsprechen jeweils den persönlichen Einschätzungen der Autorin oder des Autors.

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9 Meinungen

  • am 2.06.2021 um 11:38 Uhr
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    Die Übersetzung von «signature reduction» mit «Unterschriften-Reduzierung» mag zwar formal oder wörtlich korrekt sein, ist aber trotzdem falsch. Was damit gemeint ist, wäre vergleichbar der «Verringerung des ökologischen Fussabdrucks», in diesem Falle also am ehesten eine «Reduzierung der Datenspur», die ein Agent, eine Tarnfirma oder ein Fahrzeug im Netz hinterlässt. Da sich solche Daten grundsätzlich nicht vermeiden lassen, schon gar nicht, wenn man keine Aufmerksamkeit erregen will, ist ein Grossteil der 60.000 Personen und 900 Firmen damit beschäftigt, Scheinidentitäten zu schaffen und ihre «Legende» aufrecht zu erhalten, damit die Agenten unter diesen «unverdächtigen» Identitäten agieren können. In der zunehmend vernetzten Welt mit ihren riesigen Datenströmen bei jedem Besuch einer Webseite, einer Aktion auf Facebook und anderen (a)sozialen Netzwerken, erst recht bei Reisebuchungen etc. erzeugt das einen gehörigen Aufwand. Das können nicht einmal Geheimdienste aufklären, nur Sofa-Spürnasen vom Schlage einer «Bellingcat» *lach*. Aber deren Daten kann man dann dafür auch ganz gewiss voll vertrauen …
    Ach ja: Was könnte man wohl mit demselben Aufwand an Geld, Personal und «Gehirnschmalz» erreichen, wenn es statt zum Spionieren oder Sabottieren für Verständigung und Ausgleich mit dem «Feind» eingesetzt würde…? Nur so ’ne Frage …

  • am 2.06.2021 um 12:23 Uhr
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    Vielen Dank für den Bericht, habe ich bereits schon am 18.05. auf Antispiegel gelesen.

  • am 2.06.2021 um 12:29 Uhr
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    wen wundert s noch ?!
    man kann es doch !

    —— also macht man s auch —–
    un – sichtbar das feuer – kaum sichtbar der rauch.

    wolf gerlach, ingenieur

  • am 2.06.2021 um 12:43 Uhr
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    Kombiniert mit der öffentlichen Ankündigung, dass die USA 300 Millionen $ pro Jahr speziell für Propagandazwecke gegen China, zeigt das Ausmass der US Subversion gegen die Weltgemeinschaft. Leider sind europäische Medien völlig in die Propaganda der USA eingebunden, da dringt fast nichts durch. Gut gibt es IS, aber reicht es?

  • am 2.06.2021 um 12:53 Uhr
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    Vielen Dank, Herr Müller, dass auch Sie über den Infosperber auf die „Geheimarmee“ der USA aufmerksam machen. Dazu gehört auch, dass die USA größtenteils geheim, weltweit über 200 Biolabors unterhalten. Obwohl sie die Konvention zum Verbot von Biowaffen unterschrieben haben, verweigern sie als einziger Staat internationale Inspektionen, was aktuell China fordert. Allein in der Ukraine befinden sich mindestens 15 solcher Labore, zu denen das Land selbst keinen Zugang hat. Medvedchuk von der Oppositionspartei forderte im Februar von der Regierung Aufklärung darüber und erinnerte, dass das Gesundheitsministerium der Ukraine und das US-Verteidigungsministerium 2005 ein Abkommen über die Zusammenarbeit bei der Verhinderung der Verbreitung von Technologien, Krankheitserregern und Wissen unterzeichnet haben, das für die Entwicklung biologischer Waffen genutzt werden kann. Nach Medvedschuk handelt es sich hierbei de facto um US-Militärstützpunkte, was nach Art. 17 der ukrainischen Verfassung ausdrücklich verboten ist. Selensky hat daraufhin den letzten regierungskritischen TV-Sender geschlossen und fast 500 regierungskritische Internetseiten gesperrt, Medvedschuk enteignet und – beweislos – Anklage gegen ihn wegen Hochverrats erhoben. Der medizinische Chef-Berater der US-Präsidenten A. Fauci soll bereits am 31. Januar 2020 von Wissenschaftlern gewarnt worden sein, dass das Virus künstli-che Veränderungen aufweise. Er hätte darüber u.a. das FBI sofort informieren müssen, was nicht

  • am 2.06.2021 um 12:59 Uhr
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    «Die Bemühungen um die ‹Reduzierung der Unterschriften› beschäftigen etwa 130 private Firmen, um diese neue geheime Welt zu verwalten.» – Diese zweijährige Recherche aus renommiertem Hause giesst doch wieder recht kräftig Wasser auf die Mühlen der sogenannten «Verschwörungstheoretiker», die unsere heile Welt etwas kritischer wahrnehmen als die Gutgläubigen und Arglosen. – Der Bericht zeigt nur die Spitze des Eisberges, die Hauptsubstanz ist verborgen. Es ist naheliegend, dass UNO Organisationen wie z.B. eine WHO und Regierungen, Parlamente, aber auch Konzerne, z.B. IT und Pharmakonzerne von dieser Geheimarmee direkt oder indirekt unterwandert sind. – Aus meiner Sicht müsste z.B. eine PUK untersuchen, ob nicht auch unser, in der letzten Zeit etwas sonderbar agierender Bundesrat unter dem Kommando dieser «Unterschriftsreduktions-Armee» steht.

  • am 2.06.2021 um 13:57 Uhr
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    Danke Herr Müller für diese Informationen. Ich kann mir nun die Lektüre eines Romans von Stephan King schenken, mich «gruusets scho jetzt vor de Würklichkeit».

  • am 4.06.2021 um 01:09 Uhr
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    War dies nicht schon immer so? Heute bemerkt man es, es wird sichtbar, was schon immer so war. Die Schweiz hatte ihre P26, welche von ihren Mitbegründern wie eine heisse Kartoffel angeblich nichtsahnend fallen gelassen wurde. Wie heisst diese heute, P27? Ich war soeben mal schnell mit dem Browser Tor im Darknet. Als ehemaliger Informatiker welcher dies heute als Hobby und Informationsquelle nutzt, wollte ich mich nach Jahren wieder mal auf den neuesten Stand bringen. Dort kann man alles kaufen, vom Schlüssel der mit einem 3D Drucker angefertigt wird, über Waffen, Leibwächter, Söldner, und auch, siehe da, synthetische Identitäten. Pässe, internationale Führerscheine, mit garantierter Registratur in diversen Ländern. Doktortitel von Unis welche niedergebrannt sind samt ihrer Datenbank, inklusive einer Scheinbiographie mit Ortsangaben, falls jemand mal peinliche Fragen stellen würde. Je tiefer man gräbt, befindet man sich alsbald mal im Deep-Web. Dort herrscht absolute Anarchie, und kann sogar einen Scout mieten, der für einige Bitcoins sich als Führer und Uebersetzer ins Deep-Web anbietet. Da mein Unbehagen zunahm, verliess ich diese Dark-Welt wieder, aber es hat mir gezeigt, wie im geheimen Dinge geschehen, das es mich friert. Cyberwar, Subkulturen, Untergrund, Korruption, es erinnerte mich an das Buch von Wilder: Wo Theophil North erkannte, das sich in einer Stadt viele, nicht direkt sichtbare weitere Städte befinden, wo zum Teil die schlimmsten Dinge geschehen.

  • am 4.06.2021 um 11:16 Uhr
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    Verantwortungsvolle Publikationen des Westens tragen nicht zur Verbreitung von Betriebsgeheimnissen unserer Freunde bei. JederFrau weiss, dass alle Länder die es sich leisten können, solche Einheiten besitzen.

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