Florian_Imbach_PressAward

Preisträger und Rundschau-Redaktor Florian Imbach © cc

Unschuldige Mutter mit Wanzen und Spitzeln jahrelang überwacht

Urs P. Gasche /  Der «Rundschau»-Beitrag «Die beste Freundin – ein Polizeispitzel» erhielt den «Swiss Press Award» für die beste Video-Recherche.

Polizeispitzel freundeten sich mit der Frau an, feierten mit ihr Geburtstag und schliefen sogar in ihrer Wohnung. Jeden Tag rapportierten sie ihren Führungsleuten. Die jahrelange Bespitzelung, Verwanzung der Wohnung und das Abhören der Telefongespräche sollten aufdecken, ob die Mutter ihr Kind wie verdächtigt misshandelt hatte.
Schliesslich wurde die Frau freigesprochen, der von ihr getrennt lebende Ehemann jedoch wegen Kindsmisshandlung verurteilt.
Der Fall wirft die grundsätzliche Frage auf, wie weit es Untersuchungsbehörden bei ihren Abklärungen treiben dürfen. Rechtsprofessoren warnten in der «Rundschau», dass die grosszügige Bewilligungen von Zwangsmassnahmen durch die Gerichte einen «gefährlichen Dammbruch» auslösen.

«Rundschau»-Beitrag ansehen!

Den Bericht von Florian Imbach über diese Bespitzelung in der Schweiz muss man gesehen haben, um über rechtliche Schranken für Untersuchungsbehörden mitzureden:
«Die beste Freundin – ein Polizeispitzel»
Rundschau vom 22.8.2018

Die verdeckten Ermittler schleusten sich ins privateste Leben der Mutter ein. Ein Ermittlerpaar suchte und fand die «Freundschaft» mit ihr und ihrem neuen Freund. Geburtstag wurde gemeinsam gefeiert und im Gästebett übernachtet. Erst als der Anwalt der Mutter misstrauisch wurde, verschwand die «beste Freundin» von einem Tag auf den andern.

Zeitweise täglicher E-Mail-Austausch zwischen dem Spitzel («Hab dich ganz doll lieb … meine süsse») und der überwachten Mutter («Schön, jemanden zu haben wie dich»)
Weitere Preisträger des «Swiss Press Award 2019»

Die von der «Fondation Reinhardt von Graffenried» jährlich in Bern vergebenen Preise in Höhe von je 20’000 Franken sind aufgeteilt in mehrere Kategorien. Folgende Hauptpreisträger wurden geehrt:
Kategorie Print: Die Waadtländerin Camille Krafft. In der Zeitung «24heures» publizierte sie ein sechsseitiges Portrait über Christian Constantin, den Präsidenten des FC Sion und Bauunternehmer: «Bezhiehungen, Verführung, Druck, Muskeln, brutale Sprache, Flaire – der Geschäftsmann weiss, wie man die gesamte Bandbreite der Machtspiele nutzt.»
Kategorie Radio: Die Baslerin Rahel Walser, Redaktorin von Radio SRF, für ihren Beitrag «Teure Fehlanreize im Gesundheitswesen». Eine Recherche über die Auswirkungen von falschen finanziellen Anreizen im Gesundheitswesen.

Kategorie Online: Der Westschweizer Pierre Pistoletti von cath.ch. Unter dem Titel «Der Wolf im Schafspelz» untersuchte er den sexuellen Missbrauch in der Kirche. Er stellte die zentrale Frage, welches die strukturellen Ursachen der Kirche sind, die Missbrauch in ihr begünstigen.

Lokaljournalismus: Der Tessiner Alessandro Bertellotti mit dem Beitrag «Der Mann auf dem Zug» auf RSI (Radiotelevisione svizzera). Er handelt von einem Afrikaner aus Mali, der sich vor der Einreise in die Schweiz auf einem Zug versteckt hatte und durch die Berührung mit der Stromleitung grausam ums Leben kam.
«Swiss Photographer of the Year»

«Blick»-Fotograf Stefan Bohrer gelang am 27. Juli 2018 dieser Schnappschuss mit Schaulustigen, als bei einem Brand am Basler Rheinhafen eine Rauchsäule in den Himmel stieg.
Der Basler Stefan Bohrer («Blick») wurde zum Fotografen des Jahres erkoren. Sein Bild zeigt eine Rauchsäule über dem Basler Hafenareal. Der Fotojournalist war beim Brand im Container-Terminal vor Ort, bevor die Polizei das Gelände weiträumig absperrte. So entstand das Bild mit Teenagern, die auf die Rauchsäule im Hintergrund schauen, wie wenn es sich um eine fiktive Szene aus Filmen oder Social Media handeln würde.

Weiterführende Informationen


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Keine

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Eine Meinung zu

  • am 27.04.2019 um 12:27 Uhr
    Permalink

    Wenn es um KIndesmisshandlungen geht, kann ein solches Vorgehen in einigen Fällen gerechtfettigt und notwendig sein. Hätte es solche Möglichkeiten vor 50 Jahren schon gegeben, wäre mir als 6 jähriger und einigen weiteren Familienangehörigen einiges erspart geblieben. Oft steckt bei solchen Vergehen eine ganze Organisation dahinter, Fotos werden verkauft, vorher werden Gesichter untekenntlich gemacht durch Veränderungen, Zeugen lässt man verschwinden, vieles ist dermassen «Peinlich» das es unter den Tisch geworfen wurde, zum Leidwesen der Opfer. Filme kommen nach Holland in die Warteschlaufe, bis die Strafbarkeit verjährt ist, erst dann werden diese «Vermarktet» Es ist ein weltweites Geschäft, nur wenige trauen sich, dieses über die Exekutive an zu rühren. Diese Organisationen schrecken vor nichts zurück, wenn es darum geht, sich selber zu schützen und im dunkeln zu bleiben. Als ehemaliger Streetworker habe ich dermassen viele tragische Ereignisse 1 zu 1 von Klienten und Klientinnen, Behörden und Mitarbeitern zu Ohren bekommen, das es einem graust und das man schockiert ist. Siehe Literatur (Kostenlos, Non-Profit Projekte Streetwork Basel) auf Google Books mit dem Titel Sternenzauber, die Biograpie… eine Trilogie. Oder http://www.streetworkbasel.ch Danke für diesen mutigen Bericht. Meine nächste Spende geht wieder an den Infosperber, ihr habt es verdient, solche Arbeit möchte ich unterstützen.

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