Sperberauge

Vergewaltigung als Waffe ächten

Barbara Marti © zvg

Barbara Marti /  Die internationale Gemeinschaft müsse Vergewaltigung als Kriegswaffe ächten, fordert Gynäkologe Denis Mukwege.

Im Kongo und in anderen Kriegsgebieten werden Frauen systematisch vergewaltigt. Dies habe wie chemische, biologische und atomare Waffen eine sehr langfristige Wirkung. Über Generationen würden Frauen, Familien, Dörfer und Gesellschaften zerstört. Mukwege leitet ein Spital im bürgerkriegsgeplagten Osten der Demokratischen Republik Kongo. Dort werden schwer verletzte und traumatisierte Frauen medizinisch behandelt. Mukwege hat Einzelfälle dokumentiert, Täter identifiziert und Gräueltaten öffentlich gemacht. Damit riskiert er sein Leben. Ende letzten Jahres hat er für seine Arbeit den Alternativen Nobelpreis erhalten.
In Interviews mit der Nachrichtenagentur AFP und «Le Monde» sprach Mukwege von einer «roten Linie», welche endlich gezogen werden müsse. «Als in Syrien chemische Waffen eingesetzt wurden, hat die ganze Welt gesagt: Stopp, das ist inakzeptabel.» Im Kongo hingegen gebe es diese rote Linie nicht. Er verstehe nicht, weshalb die internationale Gemeinschaft zu den Gräueltaten an Frauen seit fast zwei Jahrzehnten schweige. Über 500’000 Frauen seien seit 1996 auf grausame Art vergewaltigt worden. «Wann endlich begreift der Rest der Welt den Horror, der hier geschieht?»
Es gebe zwar Gesetze und UNO-Resolutionen, die Frauen vor Gewalt schützen sollen, doch diese seien zu wenig wirksam. Man zaudere, die Vergewaltigung als Kriegswaffe zu ächten, obwohl sie nicht nur die Frauen, sondern auch die Gesellschaft zerstöre. Es gehe nicht um Sex, sondern um die Zerstörung von Menschen. Die Waffe Vergewaltigung sei gratis und werde deshalb im Ostkongo bevorzugt eingesetzt. Die Frauen würden oft in der Öffentlichkeit, vor ihren Angehörigen vergewaltigt. Ins Spital kämen sie mit gefolterten und zerfetzten Genitalien.

Dieser Beitrag erschien zuerst auf FrauenSicht.ch


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2 Meinungen

  • Portrait_Pirmin_Meier
    am 8.04.2014 um 12:34 Uhr
    Permalink

    Vergewaltiger wurden in der russischen Armee um 1800, siehe übrigens die Erzählung «Die Marquise von O.» von Kleist, als Schänder der Soldatenehre nach kürzestem Prozess erschossen. Das galt, solange die Offiziere vor allem Adlige waren. Bei der roten Armee war es nicht mehr so, die haben im 2. Weltkrieg, so gegenüber tausenden deutschen Mädchen im Osten, gewütet. Bei den Eidgenossen war Vergewaltigen von Mädchen und Frauen sowohl durch Sempacherbrief wie durch Pfaffenbrief schon seit 1470 und 1393 geächtet. Man praktizierte homosexuelle Vergewaltigungen, welche über Jahrhunderte zum Standard der Krieger gehörten. Das Problem hat auch mit der Ächtung der Homosexuellen in einigen afrikanischen Ländern zu tun. Desgleichen gehörte das Vergewaltigen von Kühen (damals kleiner), Schafen u. Ziegen zur mittelalterlichen Kriegsgeschichte. Sadismus mit homosexuellem Hintergrund wurde in der Schweizer Armee praktisch nie geahndet. Ein Standardbrauch, kenne ihn nicht vom Hörensagen, war Fesselung ans Bett mit Einschmieren des Gliedes via Schuhwichse. Solche Sachen wurden in der Regel nicht geahndet. Unter der Täterschaft gab es auch solche, die zum Beispiel dann noch die Unteroffiziersschule usw. machten bzw. machen konnten.

    Homosexuelle Gewalttaten sind Vergleich zu heterosexuellen in der Regel brutaler, bei Widerstand geht es zu wie bei Kampfhunden, es wird sehr schnell lebensgefährlich. Thema liegt nicht im Vordergrund, da es politisch unkorrekte homophobe Gefühle auslösen könnte.

  • Portrait_Pirmin_Meier
    am 8.04.2014 um 12:50 Uhr
    Permalink

    Der Sempacherbrief datiert natürlich von 1370. Die von Frau Marti geforderten Standards stehen hauptsächlich im eidgenössischen Pfaffenbrief von 1393. Mein Vorschlag für ein Filmdrehbuch betr. einen historischen Film, ein paar oben angedeutete Sachen ins Drehbuch zu nehmen, hatte null Chancen. Lieber wollte man ein nacktes badendes Mädchen in der Emme zeigen. Eine naturalistische Darstellung einer mittelalterlichen Schlacht steht noch aus. Zu den wenigen «Realisten» der Filmgeschichte gehörte Pasolini mit Salò.

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