Kommentar

Hände weg von gemischten Anlagefonds!

Banken drehen Kunden gemischte Anlagefonds als «Strategiefonds» oder «Portfoliofonds» an. Am meisten verdienen sie selber damit. ©

Alain Lauber /  Banken drehen Kunden gemischte Anlagefonds als «Strategiefonds» oder «Portfoliofonds» an. Am meisten verdienen sie selber damit.

Seit über zwanzig Jahren puschen Banken das Geschäft mit den gemischten Anlagefonds. Diese Fonds investieren gleichzeitig in Obligationen und Aktien, je nach Risikoaufteilung mehr in die einen oder in die andern.
Dass die Banken zwei komplett verschiedene Anlagestrategien miteinander vermischen, kann nur einen Grund haben: Die Banken verdienen mit diesen Produkten sehr viel Geld. «Diversifikation» oder «Risikostreuung» wird oftmals als Verkaufsargument gebraucht. «Sie müssen sich um die Anlageentscheide nicht kümmern», oder «Anlageprofis verwalten Ihr Geld», erklären die «Berater».
Gemischte Fonds werden Grosseltern, Paten und Eltern als Fondssparpläne angeboten, den «normalen» Kunden als «optimale Ergänzung» zu den bestehenden Wertschriften, als Fondssparkonto für flexibles Sparen und sogar als «Vorsorgefonds» für das Alter, mit Geldern der 3. Säule.
Überrissene Gebühren
Den Kunden, die in solche Fonds investieren, knöpfen die Banken hohe Gebühren ab. Ich habe acht zufällig ausgewählte gemischte Fonds analysiert: Die durchschnittlichen Gebühren, das sogenannte TER (Total Expense Ratio), betrug 1,41 Prozent pro Jahr – bei 13 Milliarden Franken, welches die Fonds als Vermögen ausweisen, kommt da die stolze Summe von fast 150 Millionen Franken für die Anbieter zusammen.
Diese Kosten belasten die vermeintlich sichere Rendite erheblich. Bedenkt man, dass in der Schweiz gute Obligationen zirka zwei Prozent rentieren, bleibt also in einem Fonds für den Kunden nicht einmal 0,6 Prozent übrig. Davon abzuziehen sind noch die Kauf- und Depotgebühren.
Kein Kapitalschutz
Kapitalschutz ist bei diesen Fonds kein Thema – es gibt ihn nicht. Bei richtigen Obligationen hat der Kunde wenigstens die Gewissheit – sofern die Firma nicht in Konkurs geht – dass er sein Geld in ein paar Jahren wieder zu 100 Prozent zurück erhält. Steigen irgendwann die Zinsen bei den Obligationen, werden die bestehenden Obligationen im Wert fallen – und damit auch der Wert des Fonds, der in Obligationen investiert hat. Dieser Gefahr sind sich die meisten Anleger nicht bewusst und fühlen sich in Sicherheit, weil das Wort «Obligation» in ihrem Anlagefonds vorkommt.
An die Bank gebunden
Will ein Kunde den guten oder schlechten Teil in einem gemischten Fonds veräussern, geht das nicht. Er muss immer das ganze Paket verkaufen – und das macht er in der Regel nicht, weil die Bankberater beziehungsweise Bankverkäufer angehalten werden, diese Pakete in den Depots stehen zu lassen. Mit vielen fadenscheinigen Aussagen muss der Bankberater die Kunden überzeugen, den Fonds stehen zu lassen, damit die Bank weiterhin am TER verdient. Banken raten den Kunden nur dann, einen gemischten Fonds zu verkaufen, wenn sie einen neuen Fonds entwickelt haben, der teurer ist und verkauft werden muss.
Ich kann Sparern nur raten, nie gemischte Anlagefonds zu kaufen. Wer solche schon gekauft hat, sollte sie verkaufen, selbst wenn er einen Verlust realisieren muss.


Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors

Alain Lauber ist seit 1. Mai 2012 selbstständiger Ratgeber für Geldanlagen. Er verlangt Beratungshonorare nach Zeitaufwand, verdient selber nichts an empfohlenen Anlage-Produkten und hat keine finanziellen Beziehungen zu irgendwelchen Finanzanbietern. Seine Webseite www.alstrust.ch.

Zum Infosperber-Dossier:

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