Sperberauge

Jetzt gibt es zwei Klassen Euros

Urs P. Gasche © Peter Mosimann

upg /  Mit Euros kann man nicht mehr in allen Euro-Ländern einkaufen. Die Einheitswährung ist am Rande zerbrochen.

Der zypriotische Geschäftsmann Marios Loucaides ergatterte sich im Zentrum Athens für 170’000 Euro günstig eine Wohnung. Doch seine Euros sind in Griechenland nichts wert, weil er sie von seiner Bank in Zypern nicht ins Ausland überweisen darf, auch nicht in andere Euro-Länder. Deshalb musste er seinen Kauf annullieren.
Aus Angst vor Kapitalflucht hatten die zypriotischen Behörden nach Liquidation einer Bank und der Rettung anderer Banken «kurzfristig für eine Woche» eine scharfe Devisenkontrolle eingeführt. Vor Ablauf dieser Woche wurde die Massnahme «um einen Monat» verlängert. Doch die Devisenkontrolle gilt noch immer und dürfte nicht so bald aufgehoben werden, meint die New York Times, weil die überlebenden zypriotischen Banken einen grösseren Abfluss an Euros nicht überleben würden.
Auch unter die Matratze dürfen die Zyprioten ihre Euro-Guthaben nur sehr beschränkt legen. Denn pro Tag dürfen Erwachsene höchstens 300 Euro bei den Banken beziehen, Unternehmen 500 Euro. Auch Checks gibt es nicht mehr.
Wer ins Ausland reist, auch in Euro-Länder, darf höchstens 3000 Euro mitnehmen.
«In Zypern existiert die Einheitswährung Euro nicht mehr», erklärte Theodore Panayotou, Ökonom und Direktor des zypriotischen Instituts für Management, der New York Times. «Denn meine Euros sind nicht mehr gleich viel wert wie die Euros von Andern».


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