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Atena Farghadani ist zu einer langjährigen Haftstrafe verurteilt worden © cc

Inhaftierte Karikaturistin für ihren Mut geehrt

Barbara Marti /  Die Iranerin Atena machte sich über ein frauenfeindliches Gesetz lustig. Sie soll deshalb für dreizehn Jahre ins Gefängnis.

Am Samstag, 5. September erhält die 28-jährige Atena Farghadani in Ohio vom «Cartoonists Rights Network International» in Abwesenheit den diesjährigen «Courage in Editorial Cartooning Award». Ausgezeichnet wird damit nicht eine Karikatur, sondern eine Person, die in Gefahr ist, weil sie ihre Meinung auf künstlerische Weise öffentlich geäussert hat.

Parlamentarier karikiert
Atena Farghadani wurde letztes Jahr wegen einer Karikatur verhaftet. Diese zeigt sechs Parlamentarier mit Affen- und Kuhköpfen bei der Abstimmung über neue Gesetze,

Karikatur von Arena Farghadani: Parlamentarier mit Affen- und Kuhköpfen.

die als frauenfeindlich gelten. Sie schränken unter anderem den Zugang zu Verhütungsmitteln ein und erschweren Scheidungen und berufliche Aktivitäten von Frauen. Die Anklage gegen Farghadani lautet auf «Verbreitung von Propaganda gegen den Staat», «Beleidigung von Parlamentsabgeordneten durch Zeichnungen», «Beleidigung des Religionsführers» und «Verschwörung gegen die nationale Sicherheit». Nach vier Monaten Untersuchungshaft wurde sie gegen Kaution freigelassen. Ihr Masterstudium an der Hochschule der Künste in Teheran durfte sie nicht fortsetzen.

Im Gefängnis misshandelt
Auf YouTube berichtete Atena Farghadani von den Misshandlungen, die sie und andere Frauen im berüchtigten Evin-Gefängnis in Teheran erlitten hatten. Anfang dieses Jahres wurde sie erneut verhaftet. In Einzelhaft trat sie in den Hungerstreik und hat seither gesundheitliche Probleme. Im Frühsommer verurteilte ein Gericht sie zu fast dreizehn Jahren Haft. Gegen dieses Urteil hat sie Berufung eingelegt, sagte ihr Anwalt gegenüber der «International Campaign for Human Rights in Iran», einer NGO in den USA.

Preis gegen das Vergessen
Das «Cartoonists Rights Network International» setzt sich weltweit für die Menschenrechte und die künstlerische Freiheit von Karikaturistinnen und Karikaturisten ein. Das Netzwerk verleiht seit 1999 jährlich den «Courage in Editorial Cartooning Award». Er ist mit 1000 US-Dollar (930 Euro, 980 Franken) dotiert und soll auf das Schicksal mutiger Karikaturistinnen und Karikaturisten aufmerksam machen. Letztes Jahr ging er erstmals an zwei Frauen: Kanika Mishra (Indien) und Majda Shaheen (Palästina).

Dieser Artikel erschien auf FrauenSicht.ch


Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors

Barbara Marti ist Herausgeberin und Redaktorin der Informations-Plattform FrauenSicht.

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