Kommentar

Wenns ums Fliegen geht, ist die Schweiz ein wandelnder Bancomat

Lukas Hässig © zvg

Lukas Hässig /  Zuerst geben wir ihnen Taxpayer-Money, insgesamt 1,3 Milliarden Franken, danach lassen wir den Airline-Managern freie Bahn.

Red. Diesen Kommentar übernehmen wir von Inside-Paradeplatz.

In Österreich muss die Austrian Airlines 1’100 von 7’000 Stellen abbauen. Die Löhne werden um 13 Prozent gekürzt. In der Schweiz nichts dergleichen. Die Chefs der Swiss planen weder Abbau noch Lohnkürzung. Stattdessen ziehen sie die ersten 300 Millionen ihrer neuen Kreditlinie bei den Banken. Backed by Bern. Der eidgenössische Steuerzahler steht gerade für die Ausgaben der Schweizer Airline.
Schweizer Airline? Nicht wirklich. Es handelt sich um eine 100-Prozent-Tochter der Deutschen Lufthansa. Gleich wie bei der Austrian Airlines, auch sie ist in Vollbesitz des deutschen Aviatik-Konzerns. Während aber dort saniert wird, bevor der Staat hilft, verläuft es bei uns genau umgekehrt.
Zuerst geben wir Taxpayer-Money, insgesamt 1,3 Milliarden Franken, danach lassen wir den Airline-Managern freie Bahn. Diese lachen sich ins Fäustchen. Und bedanken sich überschwänglich in öffentlich Reden. Er sei „froh, dankbar und erleichtert, dass wir für die Swiss jetzt eine Lösung haben“, sagt Swiss-Chef Thomas Klühr laut NZZ. Man versuche nun, ohne Stellenabbau über die Runden zu kommen, meint der Lufthansa-Statthalter in Zürich-Kloten.
Die 9’000 Swiss-Mitarbeiter arbeiten kurz, erhalten aber bis Ende Juni 100 Prozent ihres Lohns. 80 Prozent vom Staat via Kurzarbeits-Entschädigung, die restlichen 20 Prozent von ihrem Arbeitgeber, der Swiss. Die wiederum holt sich das Geld bei der UBS und der CS in Form eines Kredits. Und den kriegt sie allein deshalb, weil der Bund und damit der Schweizer Bürger dafür bürgt.
Danke, danke, danke, meint Klühr und lacht sich die Hucke voll. Der Steuerzahler gibt, der Swiss-Manager nimmt.
Warum tun wir das? Ganz einfach: Kloten ist heilig. Das Drehkreuz mit Direktflügen in alle Ecken der Welt ist uns die zweite Milliardenrettung innert 19 Jahren wert.
Hängt das Glück von Zürich und der Schweiz wirklich von einem Mega-Hub ab? Das wollen uns die Aviatik-Chefs erneut weismachen. Regionen wie Barcelona blühen auch ohne Gross-Drehkreuz. Der Hub Zürich-Kloten ist vor allem für eine Gruppe da: die Aviatiker. Sie schaffen es, die Politiker für sich einzunehmen. Mal für Mal. Wenns ums Fliegen geht, wird der Schweizer zum wandelnden Bancomaten.

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5 Meinungen

  • am 7.05.2020 um 12:13 Uhr
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    Danke. Für mich ein Skandal anhand der Dringlichkeit von Klimamassnahmen.

  • am 7.05.2020 um 12:30 Uhr
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    ich frage mich, warum hat man die SWISS vormals mit lumpigen 400 Mio an die Deutschen verkauft ? Wären damals nicht der Bundesrat und unsere feinen Politiker besser beraten gewesen, damals Geld in die Hand zu nehmen und die SWISS wäre eigenständig geblieben ? Aber es sieht wieder so aus wie damals als die SWISSAIR einfach stehen gelassen wurde und kein Finger wurde gerührt. Dafür sind die Deutschen heute die, die Machtwörter sprechen. Man muss sich nicht fragen warum dann plötzlich aus dem Stillen gewisse rechtsextreme Köpfe Versammlungen anzetteln und dann mit Sprüchen wie «die Schweiz das fünfte Deutsche Land» oder so ähnlich frech heraus posauniert wird ! Ich frage mich schon was wir für eine politische Vertretung in Bern haben.

  • am 7.05.2020 um 14:14 Uhr
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    Ich habe von einem Mitarbeiter der Jet Aviation gehört, dass weltweit 30% der Stellen abgebaut würden, aus „ solidarischen“Gründen auch in der Schweiz.

  • am 7.05.2020 um 17:27 Uhr
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    Der Markt regelt es nicht, wie seit Jahrzehnten gepredigt wird.
    Die Verluste trägt der Staat (wir), die Gewinne gehen an ein paar Wenige.
    Und ebenso bezahlen wir die Klimaschäden, die Steuergeschenke an die Wirtschaft und die Reichen, die Spekulationen mit Immobilien, die privatisierten Renten, das privatisierte Gesundheitswesen und Spitäler, usw. durch Sparmassnahmen und fehlende Infrastruktur usw.
    Das Versagen des Marktes zeigt sich schon lange mit Ausbeutung, Armut, Elend und Flüchtlinge und Missachtung der Menschenrechte.

  • am 7.05.2020 um 18:05 Uhr
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    Solange man das Geldsystem in seiner Entstehung und Auswirkung zur Bedürfnisabdeckung mittels gegenseitiger Leistung geistig nicht verkraften kann, basieren die Meinungen auf falschen Grundlagen. Die Geldschöpfung aus dem Nichts in Umlage enthält das gesamte Geldvolumen für die Wirtschaft und Staat. Wer jemals einen Preis für ein Produkt kalkulieren musste (Lehre), weiss haargenau, dass auch der Gewinn, Steuern und Abgaben ebenfalls dazugehören, andernfalls Geld fehlen würde.
    Die geöffneten Geldschleusen der Zentralbank für den Staat ergeben auf der anderen Seite Einnahmen. Es gibt keine wirklichen Steuer- oder Sozialzahler. Der Staat ordnet den Preis seiner Leistung für das Gemeinwohl, Soziales und sogar Gesundheit von der Wirtschaft wieder zurück. Die Vermeidung eines Dominoeffektes aus dem Verhaltensdiktat führt zum Zuwachs von Wirtschaftsgewinnen und Ersparnissen. Der Rückflussparameter wäre demnach leicht zu erkennen.

    Bei der Liquiditätsbereitstellung gilt es nur abzuwägen, welche Wirtschaft wollen wir nach der Krise. Die Gemeinwohl- resp. Kreislaufökonomie muss die bestehenden einfältigen Ökonomielehren beenden! Nicht Hetze, sondern Besinnung sollte Platz greifen!

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