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Lohn-Spitzenreiter der Kantonalbanken: Pascal Kiener (VD) und Martin Scholl (ZH) © bcv/zkb

Kantonalbank-Chefs kassieren weiter fleissig ab

Kurt Marti /  Die Saläre der Kantonalbank-CEOs sind weiterhin viel zu hoch. Besonders beliebt sind üppige Zahlungen in die Pensionskasse.

Der Nationalrat will die Chef-Löhne der bundesnahen Betriebe wie SBB und Post auf 500’000 Franken (Bundesrats-Lohn) begrenzen. Mitte Dezember 2017 wurde eine entsprechende Motion des SP-Nationalrats Corrado Pardini mit 111 zu 74 Stimmen angenommen. Bereits früher stimmte der Nationalrat einer parlamentarischen Initiative der SP-Nationalrätin Susanne Leutenegger Oberholzer zu, die in die gleiche Richtung zielt.

Auch die CEOs vieler Kantonalbanken kassieren kräftig ab, obwohl die meisten (21 von 24) mit einer Staatsgarantie abgefedert sind und obwohl die Zahl der MitarbeiterInnen im Vergleich zur SBB (33‘000) und zur Post (61‘000) viel kleiner ist: Am meisten MitarbeiterInnen beschäftigte 2016 die Zürcher Kantonalbank (5‘200), dann folgte die Waadtländer Kantonbank (1‘943) und die Basler Kantonalbank (1‘226). Alle anderen Kantonalbanken hatten weniger als 1‘000 MitarbeiterInnen.

Vor vier Jahren hat Infosperber schon einmal die horrenden Saläre der Kantonalbank-Chefs unter die Lupe genommen. Seither haben einige CEOs zugelegt, andere haben auf hohem Niveau leicht abgespeckt.


Reihenfolge aufgrund der Bilanzsumme (von links nach rechts abnehmend) und unter Berücksichtigung sämtlicher Zahlungen inklusive Sozialleistungen und Pensionskassenbeiträge
(Grafik vergrössern)

Was auffällt:

  • Zürcher Kantonalbank (ZKB): Das Salär von ZKB-CEO Martin Scholl hat von 1,572 auf 2,070 Millionen Franken (+32 %) zugenommen. Damit hat der ZKB-Chef den Chef der Waadtländer Kantonalbank (BCV) Pascal Kiener (2,026 Millionen) knapp überholt. Allerdings: Die Bilanzsumme der ZKB ist mit rund 160 Milliarden Franken fast viermal höher als jene der BCV (alle Zahlen aus den Geschäftsberichten 2016).
  • Basler Kantonalbank (BKB): Die höchste Gesamtvergütung der BKB im Jahr 2012 lag mit 757’000 Franken ausnahmsweise unter der Millionen-Grenze, weil der heutige BKB-CEO Guy Lachappelle damals noch Interims-Chef war. Doch dann stieg sein Jahressalär bis 2016 um rund 450’000 Franken auf 1,204 Millionen an, also um sagenhafte 59 %.
  • Im Mittelfeld scharen sich die CEO-Saläre der Kantonalbanken (BS, LU, SG, BE, GR, BL) mit einer Bilanzsumme von 20 bis 40 Milliarden Franken nach wie vor um die Millionen-Grenze (schwarze Linie) herum, ungeachtet ihrer unterschiedlichen Bilanzsumme und Mitarbeiterzahl. Bei den mittleren Kantonalbanken gibt es zwei Ausnahmen: Die Aargauer Kantonalbank und die Genfer Kantonalbank.
  • Aargauer Kantonalbank (AKB): Das Aargauer Kantonsparlament hat das Brutto-Salär des CEO auf 600‘000 Franken plafoniert. Hinzukommt unter anderem ein Pensionskassen-Supplement in der Höhe von 133‘000 Franken. Das Gesamt-Salär sank von 962‘000 auf 779‘000 Franken (-19 %). Trotz der Salär-Grenze gab es übrigens einen Bewerbungs-Run, wie Inside Paradeplatz berichtete. Der neue AKB- Chef Pascal Koradi, der vorher Finanzchef der Post war, ist seit Mitte 2016 im Amt.
  • Genfer Kantonalbank (BCGE): Die BCGE ist eine der drei Kantonalbanken ohne beziehungsweise beschränkter Staatsgarantie. Das ist offenbar ein Freipass für besonders hohe Saläre. Obwohl die BCGE kleiner ist als alle anderen mittleren Kantonalbanken überragt das Gehalt von CEO Blaise Goetschin alle anderen bei weitem.
  • Zuger Kantonalbank (ZKB): Obwohl die ZKB nur halb so gross ist wie beispielsweise die Berner Kantonalbank (BEKB), die keine Staatsgarantie hat, schlägt der ZKB-CEO Pascal Niquille (1,2 Millionen) den BEKB-CEO Hanspeter Rüfenacht um fast 200‘000 Franken.
  • Berner Kantonalbank (BEKB) und Waadtländer Kantonalbank (BCV): Die CEO-Saläre dieser beiden Kantonalbanken ohne Staatsgarantie sind in den letzten vier Jahren um 249‘000 (-19,8 %) beziehungsweise um 177‘000 Franken (-8 %) gesunken.
  • Luzerner Kantonalbank (LUKB): Der LUKB-CEO Daniel Salzmann bezieht immer noch mehr als eine Million im Jahr. Dabei wollte vor einigen Jahren die CVP-Fraktion unter der Leitung des heutigen Luzerner Regierungspräsidenten Guido Graf die CEO-Vergütungen reduzieren. Daraus wurde offensichtlich nichts.

Fazit: Es ist offensichtlich, dass die Saläre der Kantonalbank-Chefs willkürlich festgelegt werden und nicht aufgrund ihrer Grösse und Mitarbeiterzahl sowie «marktüblicher» Vergütungen, wie dies die Vergütungsberichte der Kantonalbanken jedes Jahr wortreich zu kommunizieren versuchen.

Vorsorge-Beiträge als steuerfreier Lohnbestandteil

Ein wesentlicher Bestandteil der CEO-Vergütungen sind die überobligatorischen Vorsorge-Beiträge, die mit Steuerersparnissen in der Höhe von mehreren 10‘000 Franken verbunden sind.

Löhne zwischen 21‘150 und 84‘600 Franken sind obligatorisch in der beruflichen Vorsorge versichert. Der maximale Beitragssatz beträgt 18 %. Für höhere Saläre gibt es die Möglichkeit freiwilliger Vorsorge-Beiträge (Kadervorsorge) mit einem höheren Beitragssatz von maximal 25 %.

Kader-Mitglieder «betrachten eine gut ausgebaute Kadervorsorge zunehmend als Lohnbestandteil», hält die Helvetia-Versicherung in einer Werbebroschüre fest. Die meisten Kantonalbanken schöpfen dabei mit voller Kelle. Besonders üppig bescheren die Walliser Kantonalbank und die Bündner Kantonalbank ihre CEOs.

Zum Beispiel: Walliser Kantonalbank (WKB)

Die Gesamt-Vergütung des WKB-CEO Pascal Perruchoud beträgt 952‘000 Franken, davon sind 396‘000 Franken Arbeitgeber- und Arbeitnehmerbeiträge für die Sozialversicherungen (AHV/IV/ALV) sowie für die Pensionskasse. Das entspricht rund 42 % der Gesamt-Vergütung.

Wieviel die Einzahlungen der Kantonalbank für die Pensionskasse von CEO Perruchoud genau betragen, wird nicht explizit ausgewiesen. So lässt sich auch nicht genau sagen, wie hoch dieser Betrag ist. Es dürften schätzungsweise zwischen 250‘0000 und 300‘000 Franken sein. Die daraus resultierenden Steuerersparnisse betragen folglich mehrere 10‘000 Franken.

Auffallend ist auch die Entwicklung der Sozial- und Vorsorgebeiträge des WKB-CEO Perruchoud: Von 2013 bis 2016 nahmen diese nämlich um 106’000 Franken von 290’000 Franken auf 396’000 Franken zu.

Zum Beispiel: Graubündner Kantonalbank (GKB)

Auch die GKB «umhüllt» – so der Fachausdruck für solche Privilegien – seinen CEO Alois Vinzens mit einer grosszügigen Pensionskassen-Decke und auch sie mischt die Pensionskassenbeiträge – zusammen mit Pauschalspesen und Jubiläumsgeschenken – in einen Topf mit 171‘000 Franken, statt die üppigen Vorsorge-Beiträge transparent und separat auszuweisen. Man kann aber davon ausgehen, dass der grösste Teil dieses stolzen Betrages für die Pensionskasse verwendet wird.

Das entspricht rund 20 % der ausgewiesenen Brutto-Vergütung von 861‘000 Franken. Doch damit nicht genug: Unter dem Titel «Besitzstandszahlungen aufgrund der Revision der Vorsorgelösung» kassiert der GKB-Chef Vinzens weitere 121‘000 Franken. Zusammen mit den 171‘000 Franken resultiert daraus ein steuerfreier Betrag von 292‘000 Franken, was rund 34 % der Brutto-Vergütung entspricht.

Nicht mehr praktiziert wird von der GKB-Spitze ein früheres, ebenso lukratives System: Im Jahr 2012 erhielt nämlich das ehemalige GKB-Geschäftsleitungsmitglied Rico Monsch bei seiner Frühpensionierung mit 62 ein prächtiges Pensionsgeschenk von 640‘000 Franken. Der damalige GKB-Bankrats-Präsident Hans Hatz erklärte gegenüber dem SRF-Regionaljournal Graubünden, das sei eine «übliche und sicher angemessene Entschädigung».

300’000 bis 600’000 Franken sind genug

Die Vergütungen der Kantonalbank-CEOs sind keine marktüblichen Löhne, sondern im Vergleich zu den Löhnen der Regierungsräte, Spitaldirektoren und Verwaltungs-Chefs völlig überrissen. Sie sind durch wirtschaftliche und politische Seilschaften und Rücksichten zustande gekommen und entsprechen nicht den Verantwortlichkeiten und Leistungen.

Es ist höchste Zeit, dass die Kantonsparlamente dieser Abzockerei ein Ende setzen. Für die Direktoren der Kantonalbanken wäre eine Lohnspanne von rund 300’000 bis 600’000, inklusive freiwillige Vorsorge-Beiträge, angemessen.


Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors

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3 Meinungen

  • am 5.02.2018 um 11:56 Uhr
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    Darf ich meinen «Salär» auch mal auf eine solche Liste setzen lassen. So als pefferigen Kontrapunkt? Also; 30 Jahre auf dem Arbeitsmarkt voll mitgemacht. Ab 50 gekündigt, 5 Jahre mit Langzeitarbeitslosigkeit beim RAV und Billigstlohn-Zwischenverdiensten rumgestrampelt und mit 55 im Sozialamt gestrandet; Einkommen Monat 2000.— Davon sehe ich 856.– im Monat, von dem ich Strom, Haftpflicht, Telefon/Internet, Kühlschrankfüllung, Transportkosten, Putzmittel, Kleider, Schuhe, Tierfutter, Vereinsbeiträge und vieles mehr berappe. Ein Räpplispalter eben, wie so mancher Schicksalsgenosse unter den Eidgenossen. Den zu gut bezahlten Manägern da obe, sollte man einfach aus sozialen Gründen den Lohn staatlich deckeln.

  • am 5.02.2018 um 15:30 Uhr
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    Ich kann mich den Ueberlegungen von Kurt Marti weitgehend anschliessen. Ich bin insbesondere erleichtert, dass er nicht auch noch den unsäglichen Vergleich mit Bundesratslöhnen bemüht. Die Bundesräte wären allesamt nicht der Spur nach in der Lage, eine Kantonalbank professionell zu führen. Sie sind Politiker. Und als solche bei ihrer Wahl dem Parlament genehm. Aber selten wirklich qualifiziert. Und ihre einigermassen korrekt berechnete Vergütung liegt näher bei 900’000 Franken als bei 500’000.

  • am 5.02.2018 um 19:15 Uhr
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    Löhne an der Spitze der Aargauischen Kantonalbank: Korrektur ist überfällig!

    Es gibt Löhne ausserhalb jeden Anstandes. Diese haben weder mit der Leistung noch mit der Verantwortung etwas zu tun, sei es, dass Leute aus der «zweiten Reihe» mindestens gleich viel leisten wie die Top-Leute, sei es, dass «goldene Fallschirme» die Top-Leute vor den Auswirkungen falscher strategischer Entscheide schützen. Die Top-Kader der
    Finanzwirtschaft haben ein abgehobenes Standesbewusstsein entwickelt, das weiter aktiv gepflegt wird. Lohnkorrekturen sind dort längst angezeigt, nicht zuletzt auch wegen der enormen volkswirtschaftlichen Schäden, welche einzelne Vertreter dieser Branche angerichtet haben, aber auch um hochproduktive und stark nachgefragte Berufe wie IngenieurInnen und Gesundheitspersonal im Kampf um die besten Talente relativ besser zu stellen.

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