Kommentar

Wir diskutieren die falsche Klima-Frage!

Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des AutorsDieser Kommentar von Beat Glogger erschien zuerst auf higgs.ch. ©

Beat Glogger /  Es ist egal, ob die Erwärmung menschengemacht ist oder nicht: Wir müssen Massnahmen ergreifen. Das zeigt eine Abwägung der Risiken.

Was bin ich es leid, in der Diskussion über den Klimawandel die immer gleiche Frage wiederzukäuen. Nämlich: Ist der Mensch schuld an der Klimaerwärmung?
Diese Frage bringt nichts, weil sie längst zum Dogma geworden ist. Und vor allem: Es ist die falsche Frage, weil wir sie letztlich nie schlüssig beantworten können.
Viel wichtiger ist die Frage, ob die Menschheit jetzt Massnahmen ergreifen soll, oder nicht.
Um dies zu entscheiden gibt es ein faszinierendes Gedankenexperiment, das der US-Amerikaner Greg Craven schon vor zwölf Jahren entworfen hat, aber leider nie ernsthaft analysiert worden ist. Denn – egal, ob man an den menschengemachten Klimawandel glaubt oder nicht – es gibt nur eine Antwort darauf: Ja, wir müssen jetzt handeln.
Craven hat die Frage mit einem Risikoanalyse-Tool beantwortet. Dazu hat er zwei Unterfragen identifiziert:
Ist die Klimaerwärmung menschengemacht? Ja/Nein
Ist es sinnvoll zu handeln? Ja/Nein
Diese Fragen werden in einer Matrix angeordnet, nach der sich vier Szenarien ergaben:
A: Es gibt keine menschengemachte Klimaerwärmung, also unternehmen wir nichts und schaden so nicht der Wirtschaft.
B: Es gibt eine menschengemachte Klimaerwärmung, aber wir unternehmen nichts, weil wir zu bequem sind. Die globalen Folgen sind katastrophal.
C: Es gibt eine menschengemachte Klimaerwärmung, wir unternehmen etwas und wenden die Krise damit ab.
D: Es gibt keine menschengemachte Klimaerwärmung, aber wir unternehmen trotzdem etwas, verschwenden also Geld.
Besonders interessant ist diese letzte Kombination. Sie ist klassische Risikoanalyse. Dabei geht es darum, das Schlimmste zu vermeiden. Was wäre, wenn wir in fünfzig Jahren feststellen, dass sich die Wissenschaft geirrt hat und es gar keine menschengemachte Klimaerwärmung gibt? Dann hätten wir ohne Grund gehandelt, hätten ohne Not viel Geld für Massnahmen ausgegeben. Das grösste Risiko dabei wäre aber «nur» eine globale Wirtschaftskrise.
Risiko einer Wirtschaftskrise vs Risiko einer starken Erwärmung

Betrachten wir also die vier Szenarien. Völlig unabhängig davon, ob es einen menschengemachten Klimawandel gibt oder nicht: Es gibt zwei Handlungsoptionen.
Ja, etwas unternehmen. Nein, nichts unternehmen. Bei «Ja» ist das grösste Risiko wie gesagt eine Wirtschaftskrise. Bei «Nein» ist das grösste Risiko eine Klimakatastrophe mit überschwemmten oder ausgedorrten Ländern und vielen Flüchtlingen. Die Welt wäre eine andere als heute.
Das bedeutet also, wir müssen das Risiko «Wirtschaftskrise» gegen das Risiko «globale Klimakatastrophe» abwägen.
Und bei dieser Frage werden wohl alle zu demselben Ergebnis kommen: Ja, wir müssen handeln.


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Zum Infosperber-Dossier:

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Die Klimapolitik kritisch hinterfragt

Die Menschen beschleunigen die Erwärmung der Erde. Doch kurzfristige Interessen verhindern griffige Massnahmen.

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11 Meinungen

  • am 12.12.2019 um 13:20 Uhr
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    Ja, wir diskutieren die falschen Klimafragen. Das Thema ist zu einer Glaubensfrage verkommen. Eine Analyse, wie sie von Beat Glogger vorgeschlagen wird, kann der Diskussion zu neuer Sachlichkeit verhelfen. Gloggers Fragen sind aber nicht die einzig relevanten. Eine ebenso wichtige Fragengruppe richtet sich nach dem Nutzen oder Schaden einer Klimaerwärmung.
    Ist eine Erwärmung des Klimas nützlich oder schädlich? Für wen ist sie nützlich, für wen schädlich? Die Antworten können nicht für alle Menschen (und Tiere und Pflanzen?) gleich lauten, und auch nicht für alle Regionen der Welt. Die Antworten für die Sahelzone sind nicht zwingend die gleichen wie für die Tundra oder die Taiga.
    Würde man annehmen, dass eine Erwärmung grundsätzlich mehr Schaden als Nutzen bewirkt, dann würde wohl eine Abkühlung mehr Nutzen als Schaden erzeugen. Ist das wirklich so? Oder ist die heutige oder gestrige Temperatur zufälligerweise das Optimum für die Welt?
    In den letzten 2,6 Millionen Jahren stiessen die Gletscher in der Schweiz mindestens 15-mal bis ins Mittelland vor, teilweise fast bis nach Basel. Für die Murmeltiere und die Mammute waren das im Mittelland goldene Zeiten. Für die Menschen weniger.

  • am 12.12.2019 um 13:37 Uhr
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    Den meisten leuten, auch mir, gefällt unsere welt und gesellschaft, so wie sie ist. Wollen wir jedoch den klimawandel wirkungsvoll bekämpfen, muss unsere lebensweise radikal umgebaut werden. Die klimajugend hat nicht unrecht, wenn sie «systemchange» fordert. Anders geht es nicht. Wir wollen aber dieses geänderte system nicht, das letztlich «zurück zur natur» heisst. Wir wollen weiter fliegen, autofahren und fleisch essen. Das grösste risiko, wenn ohne not massnahmen ergriffen werden, ist deshalb nicht die wirtschaftskrise. Sondern dass wir unnötigerweise eine lebensform verlassen haben, die für viele lebensqualität bedeutet. Deshalb ist die frage wie stark der klimawandel menschgemacht ist eben doch relevant. Es steht eine ganze kultur auf dem spiel, die wir alle lieben. Sie zu verlassen und später festzustellen dass es nicht nötig war, wäre mehr als ärgerlich.

  • am 12.12.2019 um 14:08 Uhr
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    Hier taugt mein Konzept PRIMA-KLIMA, seit vielen Jahren den Erwerbs-Meteorologen und Medien-Aposteln angedient. Leider nur Müll als Antwort.
    Das Konzept besteht aus der Kopie der Naturmethode, wie salziges Seewasser durch Sonnenenergie in Süßwasser-Regen verwandelt wird und auf dem Festland (zu nur einem sehr geringen Anteil) abregnet.

    Meteorologische Einzelheiten nach Rückfrage bei jotfried(at)gmail.com

    Gruß, Jürgen Friedrich

  • am 13.12.2019 um 09:37 Uhr
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    Dem Fazit, dass so oder so etwas getan werden soll schliesse ich mich an.

    Mühe habe ich jedoch mit folgender Aussage: «Es gibt keine menschengemachte Klimaerwärmung, aber wir unternehmen trotzdem etwas, verschwenden also Geld"

    "Das grösste Risiko dabei wäre aber «nur» eine globale Wirtschaftskrise.»

    Geld auszugeben (zu verschwenden) führt devinitiv nicht zu einer Wirtschaftskrise. Ganz im Gegenteil ist ständiges Geld verschwenden eine notwendige Bedingung für unser Wirtschaftswachstum. Es ist dabei unerheblich, ob das Geld für Luxusgüter oder den Umbau zu einer «grünen» Wirtschaft ausgegeben wird. Für mich stellt sich hier die Frage, ob dies dem Autor nicht klar war, dass Geld verschwenden gut und nicht schlecht für das kapitalistische Wirtschaften ist, oder ob er hier das momentan populäre Narrativ «Wirtschaft und nicht Klima opfern» bedient um unter dem Deckmantel des Klimaschutzes das gegenwärtige Wirtschaftsystem zu schützen.

    Auf mich wirkt der Artikel sehr manipulativ.

  • am 13.12.2019 um 14:30 Uhr
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    Herr Geiger, das ist Sophisterei ersten Ranges. Was soll das denn? Sie wollen allen ernstes eine Kosten-Nutzen-Rechnung mit solchen naiven Fragen lostreten indem Sie darauf verweisen, dass das Klima schon einmal anders war vor Millionen Jahren – und das soll dann beim Lesen wohl suggerieren, dass der Mensch gar keinen Einfluss hat? O.k. Boomer!

  • am 14.12.2019 um 07:07 Uhr
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    Sehr gerhrter Herr Glogger
    Ich war im Herbst 8 Tage in den Schweizer Alpen wandern. Da wurde mir wieder einmal vergegenwärtigt, wie gigantisch gross unsere Gletscher waren, bevor das Abschmelzen einsetzte. Und kam zu folgendem Schluss:
    1. Jeder Mensch der wirklich denkt, dass wir Menschen diesen Prozess aufhalten können ist grössenwahnsinnig.
    2. Die Diskussionen, um genau das einizige Phänomen, welches wir nicht beeinflussen können, lenken bewusst oder unbewusst von den Umwelt-Themen ab, die wir beeinflussen könnten.

    Oder anders gesagt: wir haben hier in Muttenz an drei Standorten Tonnen von hochgiftigen Chemieabfällen im Boden vergraben. Was uns aber vorgeschobenerweise umtreibt, das ist der Klimawandel. Das kommt uns nämlich viel günstiger, bzw. schmälert unsere Konsummöglichkeit nicht, als wenn wir unsere Verantwortung gegenüber den kommenden Generationen wahr nehmen würden, die Gemeindesteuer in den nächsten 10 Jahren verdoppeln würden, um all den ätzenden Dreck auzubudeln und fachgerecht zu entsorgen.
    Die Klimadiskussion ist doch so populär, weil insgeheim jeder weiss, dass sie für die Galerie ist; man aber gleich weitermachen kann wie bisher, solange sie am laufen ist und von den machbaren Veränderungen ablenkt.

  • am 14.12.2019 um 19:55 Uhr
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    Das geht doch schonmal in die richtige Richtung! Ja,es ist irrelevant ob antropogen oder nicht.

    Denn das Klima ist nicht der einzige Grund wieso es grundlegende Veränderungen braucht.Alleine schon unser Rohöl Verbrauch beschreibt das Verhalten eines Heroin süchtigen. Auch wenn schon paar mal fälschlicherweise behauptet wurde das Öl gehe aus und es ist dann nicht passiert, sollten wir uns bewusst sein was es bedeuten würde wenn es aus geht. Die Wirtschaft wäre innert kurzer Zeit ausradiert. Früher oder später wird es globale Kriege deswegen geben und dann wird niemand mehr da sein der sich noch Sorgen um das Klima machen kann.

    Trotzdem halte ich nicht viel von Emotionen und Panikmache beim Klimthema. Greta und die zugehörige Bewegung sind gefährlich. Emotionale entscheiden führen dazu dass Menschen die Kontrolle abgeben. Wer nicht glaubt dass es bereits einige skrupelose Leute gibt die das ganz grosse Geschäft mit dem Klims riechen der ist naiv.

    Ich setze meine Hoffnung auf Technologischen Fortschritt. Deswegen sollte massiv mehr in Bildung investiert werden. Die USA hätte es dringend nötig ihre Studenten von den massiven Schulden zu befreien und auch in Europa braucht es Investitionen ins marode Bildungssystem.

    Manchmal komme ich mir wie im falschen Film vor. Ich spreche diese Dinge schon seit Jahren an und wurde zum grossteil ausgelacht. Seit Trump sind plötzlich alle aufgewacht und verfallen in Panik. Eine Panik die nicht zur Lösungsfindung beiträgt.

  • am 15.12.2019 um 10:55 Uhr
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    @hr. Schüpbach:
    "Das klima ist nicht der einzige grund weshalb es veränderungen braucht». Schöne illustration zu dem was die svp sagt: vielen geht es insgeheim gar nicht ums klima. Aber das klima ist ein super aufhänger um endlich mal diese gesellschaft zu verändern.
    Zur verfügbarkeit von energie: wir haben für alle zeiten genug. Solange man nuklear nicht ausschliesst. Kohle ist auch für fast alle zeiten da, aber geht nicht wegen dem co2.

  • am 15.12.2019 um 17:05 Uhr
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    Herr Fischer hat irrt, wenn er Betrebungen zum Klimaschutz verneint weil wir Menschen diesen Prozess aufhalten nicht könnten. Aufhalten nicht, da hat er Recht, aber verlangsamen können wir ihn, und somit den Menschen mehr Zeit geben. Jedes bisschen Klimaschutz hilft. Auch schon heute, z.B. betroffenen Küstenbewohnern oder von Dürren bedrohten Landwirten.

  • am 16.12.2019 um 01:47 Uhr
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    Wir können ja abwarten, bis der allerletzte Klimazweifler davon überzeugt ist, dass wir mit unserem Tun das Klima rasant erwärmen. So fährt die Menschheit halt weiter mit dem täglichen Verbrennen von über 100 Millionen Barrel Öl (à 159 Liter), Tag für Tag. Vor 10 Jahren waren es noch 90 Mio. Barrel täglich. Danebst verbrennen wir die Menge Kohle, die bereits einem beladenen Güterzuges der Länge von Zürich bis Moskau entspricht, Tag für Tag. Also weiterfahren mit der Devise «nach uns die Sintflut» bis zum «Point of no Return». Dazu noch die ebenso gravierenden Folgen der Weltbvölkerungs-Explosion, d.h. eine Zunahme von einer Milliarde Menschen alle 15 Jahre (täglich 220’000). Gibt es dazu ev. auch Zweifler? Wo werden z,B. die bis in 30 Jahren sich auf 2,5 Milliarden verdoppelten Bewohner Afrikas wohl Wasser und
    Nahrung suchen? Nach all den Folgen der Klimaerwärmung? Sicher nicht im Süden, eher wohl im Norden bei uns.

  • am 16.12.2019 um 13:58 Uhr
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    Experimentalphysiker wissen, dass Theorien leicht aufzustellen sind, aber nur das Experiment beweist deren Richtigkeit oder Falschheit. A-D sind Hypothesen mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit.
    Das ist mir alles zu Mensch-zentriert. Wagen wir das Experiment, die Menschheit in 50 Jahren auf zwei Milliarden zu reduzieren. Dann wissen wir Menschen in hundert Jahren, ob es eine Mensch-gemachte Klimaveränderung gibt.
    Homo Deus lässt auf sich warten, vielleicht wird die Natur ihn verhindern oder eben er selbst?

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