Rollenklischees

Hornbach-Werbung: Frau zerschlägt mit Vorschlaghammer rosarote Prinzessin © honbach

Frauen zertrümmern Rollenklischees

Barbara Marti /  Gespaltene Reaktionen: Die Werbung zeigt Frauen ohne die alten Rollenbilder. Models tragen Kleider mit feministischen Botschaften.

Im Herbst sorgte ein Werbespot des US-Sportartikelherstellers Nike über die Landesgrenzen von Mexiko hinaus für Aufsehen. Er zeigt, wie eine junge Frau zusammen mit anderen jungen Frauen unter dem Slogan «Juntas Imparables» (Zusammen unaufhaltsam) Rollenklischees, sexistische Männer und

Werbespot «Juntas Imparables» von Nike.

frauenfeindliche Schönheitsideale überrennt. In Brasilien hat der Getränkehersteller Schweppes ein Kleid mit Sensoren versehen und damit gemessen, wie oft drei Frauen in einem Club ungewollt angefasst werden.

Frau zerschlägt Klischees
In Deutschland zeigte letztes Jahr eine Kampagne des Baumarktes «Hornbach», wie eine Frau mit dem Vorschlaghammer Statuen zerschlägt, die stereotype Frauenbilder symbolisieren. Dafür gab es im Frühjahr den Positivpreis «Pinker Pudel» der Kampagne «Pinkstinks» gegen Klischees in der Werbung. Vor zwei Jahren sorgte das Modehaus «Dior» mit dem Slogan «We should all be feminists» auf einem weissen Damen-T-Shirt für Aufsehen.

«Feminism sells»
Die Beispiele zeigen: In der Werbebranche heisst es nicht mehr nur «Sex sells», sondern auch «Feminism sells». Diese Kommerzialisierung einer politischen Bewegung kritisiert die feministische US-Journalistin Andi Zeisler in ihrem Buch «Wir waren doch mal Feministinnen». Der Werbeindustrie gehe es nicht darum, die Unabhängigkeit von Frauen zu fördern, sondern Produkte zu verkaufen und das Image einer Firma aufzupolieren. Nike ist für diese Kritik ein gutes Beispiel: Der Konzern musste in diesem Jahr zahlreiche Manager entlassen, nachdem sich Mitarbeiterinnen über sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz beklagt hatten. Im «Board of directors» (Geschäftsleitung und Aufsichtsgremium) sind von 14 Mitgliedern nur 3 Frauen.

«Feminismus geht nicht kaputt»
Doch nicht alle teilen die Kritik von Zeisler. Stevie Schmiedel, Geschäftsführerin der Kampagne «Pinkstinks», findet es positiv, dass der Feminismus in der Mitte der Gesellschaft angekommen ist. Man müsse nicht alles toll finden. Aber es sei begrüssenswert, dass sich überhaupt etwas bewege, sagte sie in «Cosmopolitan». Die feministische Autorin Margarete Stokowski sagt, es gebe schlimmere Slogans als feministische: «Feminismus ist eine Haltung, und die geht nicht kaputt, nur weil es bedruckte T-Shirts gibt.»


Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors

Barbara Marti ist Redaktorin und Verlegerin der Online-Zeitschrift FrauenSicht.

Zum Infosperber-Dossier:

Frauen_Werbung

Frauenbild in Werbung und Angeboten

Rollenbilder zementieren Klischees und Vorurteile.

War dieser Artikel nützlich?
Ja:
Nein:


Infosperber gibt es nur dank unbezahlter Arbeit und Spenden.
Spenden kann man bei den Steuern in Abzug bringen.

Direkt mit Twint oder Bank-App



Spenden


Die Redaktion schliesst den Meinungsaustausch automatisch nach drei Tagen oder hat ihn für diesen Artikel gar nicht ermöglicht.

Eine Meinung zu

  • am 14.01.2019 um 13:19 Uhr
    Permalink

    Ob die Kommerzialisierung des Feminismus diesem tatsächlich hilft, ist mehr als fraglich. Insbesondere auch, wenn dabei der sexistisch-voyeuristische Aspekt stark mitschwingt.

Comments are closed.

Ihre Meinung

Lade Eingabefeld...