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New York Times: Präsident Trump beim Telefonieren mit Australiens Premierminister Malcolm Turnbull © NYT

Was Trump Staatsmännern am Telefon wörtlich sagte

Red. /  Ist der Präsident wenigstens ein «Verhandlungs-Profi»? Leaks von Telefongesprächen zeigen ein unglaublich erbärmliches Niveau.

Äusserst selten erfährt die Öffentlichkeit, wie höchste Staatsmänner am Telefon miteinander reden. Dank Aufzeichnungen von mehreren Zeugen wurde der Wortlaut der Telefonate von Donald Trump mit dem australischen Premierminister Malcolm Turnbull und dem mexikanischen Präsidenten Peña Nieto mit einiger Verzögerung der «Washington Post» zugespielt. Die New York Times hat am am 3. August ebenfalls darüber berichtet. Es lohnt sich, einigen wörtlichen Gesprächsauszügen zu folgen.
Es handelt sich um zwei Telefonate, die Trump eine Woche nach seinem Amtsantritt im Weissen Haus führte.

Trump: «Dann will ich Leute wie Sie nicht mehr treffen»

Am Anfang des Gesprächs mit Mexikos Präsident Peña Nieto brüstete sich Trump: «Keiner konnte so grosse Menschenmassen versammeln wie ich.» Danach ging es in erster Linie darum, wer die geplante Mauer an der US-mexikanischen Grenze zahlen soll:

Donald Trump: «Wenn Sie darauf beharren, dass Mexiko die Mauer nicht zahlt, will ich Leute wie Sie nicht mehr treffen. Ich kann nicht damit leben» («I do not want to meet with you guys anymore because I cannot live with that.»)

Peña Nieto: «Wir finden es völlig unakzeptabel, als Mexikaner für eine Mauer bezahlen zu müssen, die Sie bauen wollen … Ich möchte, dass Sie verstehen, Präsident Trump, wie wenig Spielraum ich als Präsident von Mexiko habe, um diese Situation zu akzeptieren.»

Trump: «Mit der Mauer haben sowohl Sie als auch ich politische Probleme. Mein Volk steht auf und sagt, Mexiko soll für diese Mauer bezahlen. Und Ihr Volk sagt wahrscheinlich auch so etwas Ähnliches, aber in einer etwas anderen Sprache. Tatsache ist, dass wir beide politisch ein bisschen gebunden sind, weil ich Mexiko für die Mauer bezahlen lassen muss. Ich muss. Ich habe zwei Jahre davon gesprochen.»

Nieto: «Aber meine Position ist und bleibt unumstösslich, indem ich sehr dezidiert sage, dass Mexiko für diese Mauer nicht bezahlen kann … Wir sollten beide sagen: Wir werden eine Lösung erarbeiten. Mit dieser Formulierung sollte es irgendwie funktionieren … Wir sollten einfach aufhören, über die Mauer zu sprechen.»

Trump: «Aber das können Sie den Medien nicht sagen. Die Presse wird sich darauf stürzen, und damit kann ich nicht leben. Das können Sie so nicht der Presse mitteilen. Ich kann so nicht weiterverhandeln.»

Nieto: «Ich verstehe die kritische politische Position, die sich dadurch für Sie und Ihr Land ergeben hat, Herr Präsident. Wir sollten einen kreativen Weg suchen, um dieses Hindernis zu überwinden.»

Trump zu Turnbull: «Du bist schlimmer als ich»
Im zweiten Gespräch mit Australiens Premierminister Malcolm Turnbull ging es in erster Linie um die Aufnahme von Wirtschaftsflüchtlingen. Präsident Obama hatte mit Australien vereinbart, bis zu 1250 auf der Pazifikinsel Manus Festgehaltene in die USA aufzunehmen.
Donald Trump: «Gestern hat mir jemand gesagt, dass da fast 2000 Leute kommen werden, die wirklich mühsam sind. Ich sage dir Junge, das wird uns sehr schlecht aussehen lassen («And I am saying, boy, that will make us look awfully bad.»). Ich setze mich hier dafür ein, dass niemand hereinkommt, und wir nehmen 2000 Leute. Also wirklich, ich will dir da keine Vorwürfe machen, aber es sieht so aus, als würde Australien diese 2000 Leute nicht wollen. Die USA sind zum Müllabladeplatz («dumping ground») verkommen.»
Malcolm Turnbull: «Das Abkommen verpflichtet die USA nicht, 2000 Migranten aufzunehmen … Die USA haben sich lediglich damit einverstanden erklärt, bis zu 1250 Flüchtlinge zu akzeptieren, und jeder von ihnen müsste sich noch einer Überprüfung unterziehen und könnte abgelehnt werden … Ich denke, wir sollten Vereinbarungen einhalten.»

Trump: «Mit wem wurde das Abkommen ausgehandelt? Mit Obama?»

Turnbull: «Ja, aber lass mich erläutern, um was es geht … Die betroffenen Personen sind Wirtschaftsflüchtlinge, vor allem aus dem Iran, Pakistan und Afghanistan, keine Kriminellen oder Terroristen.»

Trump: «Warum hast du sie nicht [aus der Insel] rausgelassen? Warum hast du sie nicht in dein Land gelassen?»

Turnbull: «Nicht etwa, weil es schlechte Leute wären. Es geht darum, Menschenschmugglern Einhalt zu gebieten. Wir müssen denen das Handwerk legen. Australiens Politik akzeptiert keine Flüchtlinge, die mit dem Boot ankommen. Das könnte Schlepper dazu ermutigen, die verzweifelten Leute aufzuladen, und sie hierher zu bringen.»

Trump: «Das ist eine gute Idee. Das sollten wir auch machen. Du bist schlimmer als ich.»

Turnbull: «Ich bitte dich als sehr guten Freund. Das ist eine wichtige Vereinbarung. Es ist wirklich sehr, sehr wichtig für uns, dass wir bei dieser bleiben.»

Trump: «Malcolm, warum ist das so wichtig? Das verstehe ich nicht. Das wird mich umbringen («This is going to kill me»). Ich bin die wichtigste Person der Welt, und ich will nicht, dass diese Leute ins Land kommen. Diese Vereinbarung einzuhalten, bringt mich in eine schlechte Lage. Ich bin erst eine Woche im Amt und das macht einen so schlechten Eindruck.»

Turnbull: «Es handelt sich um nur 1250 Leute. Und diese kann man erst noch vorher überprüfen.»

Trump: «Ich will ehrlich zu dir sein, ich hasse es, diese Leute zu nehmen («I hate taking these people»). Es sind garantiert schlechte Leute. Deshalb sind sie jetzt gerade im Gefängnis. Es werden keine wunderbaren Menschen sein.»

Turnbull: «Da wäre ich mir nicht so sicher … ich sage dir, es gibt nichts Wichtigeres in Wirtschaft oder Politik als ein Deal ist ein Deal.»

Trump: «Das ist ein dummer Deal. Dieser Deal wird mich schrecklich aussehen lassen.»

Turnbull: «Herr Präsident, ich denke, Sie sehen dann so aus wie ein Mann, der zu den Verpflichtungen der USA steht.»

Trump: «Ok, ich sehe dann wie ein Trottel aus («this shows me to be a dope»). Aber ein solcher bin ich nicht. Wenn ich es tun muss, dann werde ich es tun, aber das passt mir überhaupt nicht … Ich mache mir Sorgen, dass Terroristen wie diejenigen, die in Boston, San Bernardino und New York Amerikaner umgebracht haben, ins Land gelassen werden könnten. Ich werde durch diese Angelegenheit getötet werden («I am going to get killed on this thing»).»

Turnbull: «Das wirst du nicht.»

Trump: «Doch, ich werde in der ersten Woche von den Leuten als schwacher, ineffizienter Führer angesehen werden. Das wird ein harter Brocken sein.»
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Unterdessen hat Vizepräsident Mike Pence Australien zugesichert, das Abkommen einzuhalten.
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Übersetzung aus dem Englischen von Uwe Böhm.

Weiterführende Informationen


Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors

Keine

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US-Politik unter Donald Trump

Weichenstellungen: An seinen Entscheiden ist Trump zu messen, nicht an seinen widersprüchlichen Aussagen.

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2 Meinungen

  • am 14.08.2017 um 15:12 Uhr
    Permalink

    Ich finde es gut, dass Telefongespräche von Trump veröffentlicht werden. Die Drohungen die Trump jetzt gegen Nordkorea und Venezuela ausgestossen hat, zeigten wie gefährlich dieser Mann, aber auch die immer wieder kriegführende Atommacht USA, ist.

    Die Schweiz lieferte in den letzten Jahrzehnten den USA Kriegsmaterial, obwohl dieses Regime in Vietnam, dem Balkan, im Irak, in Afghanistan, Libyen, Somalia, Syrien, und anderen Ländern Kriege führten. An kriegführende Staaten dürfte nach der Kriegsmaterialverordnung der Schweiz kein Kriegsmaterial geliefert werden.

    Donald Trump nahm nach dem Einsturz der drei Wolkenkratzer in New York im World Trade Center am 11. September 2001 Stellung.

    Wie Trump damals ausführte, sagten ihm seine Ingenieure die Wolkenkratzer seien nicht durch die Flugzeuge eingestürzt, sondern durch Sprengladungen.

    2001 https://www.youtube.com/watch?v=cSSwXvsEX_c

    Donald Trump wird sich hüten heute wieder die offizielle US- Version von 9/11 in Frage zu stellen, obwohl seine Stellungnahme kurz nach dem 11. September 2001 sicher richtig war und sich deckt mit Untersuchungen von Ingenieuren.

    Siehe auch «JENSEITS DER TÄUSCHUNG»
    Was die Wissenschaft über die Zerstörung der Gebäude 1, 2 und 7 des World Trade Centers zu sagen hat» Deutsche Übersetzung des Originals „BEYOND MISINFORMATION. What Science Says About the Destruction of World Trade Center Buildings 1, 2 and 7“, Als pdf zu lesen unter:

    http://www.ae911truth.ch/jenseitsdertaeuschung.pdf

  • am 17.08.2017 um 10:51 Uhr
    Permalink

    Ist Trump eigentlich noch dümmer, inkompetenter und unberechenbarer als bspw. Bush Junior? Kann sein. Aber nach meiner Einschätzung haben die beiden eigentlich viele Gemeinsamkeiten (Republikaner, reiche Eltern, nicht «die Hellsten», konservativ…)

    Wie kommt es, dass dieselben Medien, die über Bush Junior grösstenteils positiv berichtet und sein «Image» geschützt hatten, nun eine beinahe ausschliesslich negative Berichterstattung über Trump an den Tag legen?

    Ein Versuch dies zu erklären:

    https://swprs.org/trump-medien-geopolitik/

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