Sperberauge

Aha, darum! Angst in der DNA!

Christian Müller © zvg

Christian Müller /  Kein Sonntag ohne Kommentar. Diesmal legt der Chefredaktor der «Schweiz am Sonntag» ein Geständnis ab.

Etwas hat die «Schweiz am Sonntag» in der kurzen Zeit ihres Bestehens erreicht: Es gibt kaum eine Ausgabe, die einen kalt lässt. Manchmal bewirkt das Sonntagsblatt aus dem Aargau einen Lachanfall, öfter allerdings ein leeres Schlucken, nicht selten aber auch Ärger oder sogar Wut. Die heutige Ausgabe führt – etwas Neues! – zu einem grossen «Aha!»

Seit über einem Jahr schreibt Patrik Müller, der Chefredaktor, über die Zuwanderung und deren Abhandlung in der Schweizer Politik. Bei der Abstimmung über die Masseneinwanderungsinitiative trat er, wenn auch etwas verrenkt, für ein Ja ein. Und nun wissen wir endlich auch, warum. Patrik Müller hat Angst: Angst vor Identitätsverlust, und Angst vor dem Fremden.

Aha! Darum!

Nein, natürlich hat Patrik Müller in der heutigen «Schweiz am Sonntag» nicht geschrieben: Ich habe Angst vor Identitätsverlust und ich habe Angst vor dem Fremden. Chefredaktoren pflegen sich gewählter auszudrücken. Er schreibt es in der Mehrzahl: Wir haben Angst vor Identitätsverlust und vor dem Fremden. Und um es noch etwas gelehrter zu formulieren, schreibt er es unter Einbeziehung einer wissenschaftlichen Abkürzung: «Die Angst vor dem Identitätsverlust und die Angst vor dem Fremden gehören zu unserer DNA.» (DNA ist die – englische! – Abkürzung für Desoxyribonukleinsäure: für jene Substanz in unseren Körperzellen, in denen unser genetisches Erbgut festgeschrieben ist.)

Danke, lieber Patrik – um es für einmal in der üblichen Sprache unter uns Journalisten zu formulieren – danke, dass Du dieses Geständnis heute abgelegt hast. Es macht viele Deiner bisherigen Kommentare im nachhinein verständlich. Schade ist natürlich, dass Du diese Deine Angst vor dem Identitätsverlust und vor dem Fremden in der DNA hast. So hast Du nicht einmal die Chance, Dich psychologisch oder psychiatrisch therapieren zu lassen. Aber in Anbetracht Deiner prominenten Stellung in der Schweizer Medienwelt wirst Du ja die Kraft haben, damit leben zu lernen. – So oder so: Mein Mitgefühl ist Dir sicher.

Christian Müller

PS: Und natürlich werde ich künftig beim Lesen Deiner Kommentare zur Einwanderung daran denken, dass Du Angst hast. Wäre es eventuell besser, bei diesem Thema das Kommentieren einem anderen Redaktor zu überlassen, einem ohne Angst in der DNA?


Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors

Keine.

Zum Infosperber-Dossier:

Bevlkerung_Erde

Pro und Contra Bevölkerungszunahme

Die Bevölkerung auf unserem Planeten hat in den letzten 200 Jahren enorm zugenommen.

War dieser Artikel nützlich?
Ja:
Nein:


Infosperber gibt es nur dank unbezahlter Arbeit und Spenden.
Spenden kann man bei den Steuern in Abzug bringen.

Direkt mit Twint oder Bank-App



Spenden


Die Redaktion schliesst den Meinungsaustausch automatisch nach drei Tagen oder hat ihn für diesen Artikel gar nicht ermöglicht.

5 Meinungen

  • am 3.11.2014 um 06:25 Uhr
    Permalink

    Begrenzung der Zuwanderung ist nicht fremdenfeindlich. Das machen auch grosse Staaten wie USA, Kanada und Australien ohne Fremdenfeindlichkeitsgeschrei. Klar ist aber auch, dass sich die Befindlichkeit der Bevölkerung nicht verleugnen lässt: Mit mehr Fremden im Land geht ein Stück Schweizer Identität und Heimatgefühl verloren.

  • Portrait_Pirmin_Meier
    am 3.11.2014 um 07:38 Uhr
    Permalink

    Der Beitrag zeigt nicht den Christian Müller, wie er zur Ecopop-Initiative argumentierte oder sich über seine Reise nach Osteuropa beeindruckt zeigte. Die Story von Patrik Müller über einen 3. Müller, der in suboptimaler Leistung von Blickchef L. mit dem Attribut «Grüsel» versehen wurde, schien auch weniger gelungen, sogar, was die «Weltwoche» zur Sache schrieb. Die Marotte «wir» zu schreiben statt «ich», war während Jahrhunderten die Art und Weise, wie die NZZ Objektivität vortäuschte. @Schneider. Es scheint so, dass man in den USA, Kanada und Australien sich stärker an eine Art Rassismus gewöhnt hat, den man kaum mehr merkt. «Mehr Fremde» können auch das Heimatgefühl stärker bewusst machen, das zeigte sich beim Ja konservativer Kanton mit nicht übertrieben vielen Gastarbeitern zur Schwarzenbachinitiative. Mit einer Singapurisierung der Schweiz sowie einer «vorurteilslosen» Einwanderung mit oder ohne soziale Selektion (letztere ist in Australien faktisch gegeben), wird man den Sozialstaat in der Schweiz ebenso an die Wand fahren wie die natürlichen Resourcen, damit das Land CH wieder zu dem machen, was es von Natur aus war und ist: ein eher armes Bergland, nun vom Menschen zusätzlich kaputt gemacht. Die ideologischen Grundlagen heutiger Politik sind, wie einst die Hexenprozesse, zu kritisieren und einer Aufklärung zuzuführen. Ecopop hat, wie einst der Widerstand gegen Eisenbahn und Auto, später Atom, einen menschlichen Kern, mehr nicht. Die Diskussion muss weitergehen.

  • Portrait_Jrg_Schiffer
    am 3.11.2014 um 11:38 Uhr
    Permalink

    Punkto Rassismus
    Die ECOPOP-Initiative schliesst keine Zuwanderer nach Rasse aus – im Gegensatz zur rassistischen EU-Personenfreizügigkeit! Diesbezüglich wird auch unsere schweizerische Neutralität in Frage gestellt.
    Sollen wir uns von einer sturen uneinsichtigen und unflexiblen EU-Drohung ducken!

  • am 3.11.2014 um 16:43 Uhr
    Permalink

    @Jürg Schiffer: Ihrer Logik folgend sollte also die EU die Personenfreizügigkeit auf die ganze Welt ausdehnen? Die EU stellt bei ihrer Regelung auf das Heimatland ab. Rassismus nimmt Bezug auf Religion oder Ethnie, Hautfarbe. Mit unserer Neutraliät hat das ganze Thema rein nichts zu tun. Ihr Beitrag spiegelt die verquere Logik der ECOPOP-Befürworter.

  • am 3.11.2014 um 18:24 Uhr
    Permalink

    Wenn Feudalherren sich von Gottes Gnaden ermächtigt wähnten, abrahmen zu dürfen, auch wenn fürs Volk nur noch Molke übrig blieb, musste das irgendwann zu Aufständen führen. Das gilt heute als folgerichtig.
    Wenn heute in den Ländern, in die das Geld fliesst, die Mehrheit zu bequem ist, die sozialen und ökologischen Verteilungsprobleme anzugehen und dieses Wegschauen trendig mit dem menschlichen Erbgut erklärt, statt den veränderbaren Teil unseres Verhaltens – das Lernen nämlich – zu bemühen, bleiben die heutigen Ungerechtigkeiten und führen zu einer Revolution irgendeiner Art. Die Angst davor ist logisch.
    Aber Erbgut bedingte Angst vor dem Fremden? Oder wie wäre es mit dem Menschen eigene Neugier auf Fremdes?

Comments are closed.

Ihre Meinung

Lade Eingabefeld...