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Nur in der Hocke ist der Darmverschluss weit und ganz geöffnet © TracyHunter, Durtyboxface/flickr

Darmverschluss öffnet sich beim Sitzen nicht ganz

Mireille Mata /  In ihrem Bestseller «Darm mit Charme» zieht Mikrobiologin Giulia Enders die Hocke als Ur-Haltung vor und gibt Tipps fürs Sitz-Klo.

Stuhlgang beim aufrechten Sitzen auf dem Klo fördere Hämorrhoiden, Darmkrankheiten wie Divertikulitis oder auch Verstopfungen. Diese Krankheiten gebe es fast nur in Ländern, in denen man beim Stuhlgang auf eine Art Stuhl geht.
Das schreibt Giulia Enders in ihrem Buch «Darm mit Charme», das dieses Jahr bereits in der 23. Auflage erschienen ist.

Schemel benutzen und sich nach vorne beugen
Die Mikrobiologin weiss auch gleich Abhilfe: «Den Oberkörper leicht nach vorne beugen und die Füsse auf einen Hocker stellen». Sie illustriert dies mit folgendem Bild:

Unsere Art, im Sitzen zu stuhlen, sei zwar «nicht die einzige Ursache» für Hämorrhoiden und Divertikel, räumt Enders ein. Allerdings müsse man feststellen, dass die 1,2 Milliarden hockenden Menschen auf dieser Erde kaum Divertikel und deutlich weniger Hämorrhoiden hätten.
Wir «Zivilisierten» dagegen «pressen uns Gewebe aus dem Hintern und müssen es vom Arzt beseitigen lassen» – und das alles, fragt Enders, «weil edel thronend cooler ist als albern hockend?» Mediziner jedenfalls würden davon ausgehen, dass häufiges Pressen auf dem Klo das Risiko für Krampfadern, Schlaganfälle oder auch die Stuhlgangsohnmacht deutlich erhöhe.

Teil des Buch-Covers des Bestsellers «Darm mit Scharm»:

Giulia Enders berichtet von der Studie eines israelischen Arztes, der 28 Probanden bat, in drei verschiedenen Positionen den täglichen Stuhlgang auszuüben: Auf einer normalen Toilette sitzend, auf einer ungewöhnlich kleinen Toilette mühevoll «hock-sitzend» oder dann wie im Freien hockend.
Das Ergebnis war eindeutig: Hocken dauerte durchschnittlich 50 Sekunden und wurde von allen Beteiligten als vollständiges Entleeren empfunden. Sitzen dauerte durchschnittlich 130 Sekunden und fühlte sich nicht ganz so erfolgreich an.
Der Grund liege darin, dass unser Darmverschluss-Apparat nicht so entworfen sei, dass er im Sitzen die Luke vollständig öffnet. Es gebe einen Muskel, der in der Sitzhaltung oder auch beim Stehen den Darm wie ein Lasso umgreife und in eine Richtung ziehe, so dass ein Knick entstehe. Einen ähnlichen Knick-Verschluss kenne man vom Gartenschlauch.
Fazit: Die Hocke sei schon seit Urzeiten unsere natürliche Klo-Position. Das moderne Sitztoilettengeschäft gebe es erst seit der Indoor-Kloschüssel-Entwicklung im späten 18. Jahrhundert.

Darmgeschichten gehören häufig zum Tabubereich. Doch Übergewicht, Depressionen und Allergien hängen zuweilen mit einem gestörten Gleichgewicht der Darmflora zusammen. Giulia Enders gelingt es in ihrem Buch, Darmgeschichten lesbar und salonfähig zu machen. Manchmal ist sie etwas langfädig und abschweifend.


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Eine Meinung zu

  • am 11.08.2016 um 19:27 Uhr
    Permalink

    "Stuhlen in der Hocke» ist richtig. Zweifellos! Aber wie hoch müsste der abgebildete Schemel vor einem hier gebräuchlichen WC sei, um die Wirkung einer «Italienischen Toilettenschüssel am Boden» sein, um so dieselbe Wirkung zu erzeugen? Ich muss wegen Opiat Schmerzpflaster «Transtec 70 microgr./Std täglichstarke Abführmittel nehmen und bin eigentlich trotzdem immer verstopft. Wer kann mir diese Angabe machen? Das besagte Buch «Darm mit Scharm habe ich schon bei mir zu Hause, finde dort aber keine Angaben Mit bestem Dank für Hilfe. H.Elmer

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