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Jede Zugreise birgt ein Risiko – wenn auch ein geringes. © srf

So gross oder klein ist das Corona-Ansteckungsrisiko im Zug

Urs P. Gasche /  Auch mit Masken kann man sich im Zug mit dem Virus Sars-CoV-2 anstecken. Die Wahrscheinlichkeit zeigt eine chinesische Studie.

Die Ansteckung im Zug hängt in erster Linier vom Abstand zu einem Ansteckenden ab und davon, wie lange man in seiner Nähe sitzt. Chinesische Forscher habe die Ansteckungswahrscheinlichkeit in chinesischen Hochgeschwindigkeitszügen anhand von positiv Getesteten und von Tracking erforscht und die Ergebnisse soeben in der Fachzeitschrift «Clinical Infectious Diseases» veröffentlicht.
Auch wenn Schutzmasken korrekt über Mund und Nase getragen werden, besteht ein Restrisiko, sich auf einer Zugfahrt anzustecken. Die Wahrscheinlichkeit einer Ansteckung, falls in der Nähe ein Ansteckender mitreist, kann aufgrund verschiedener Parameter nur annähernd bestimmt werden. Die Forscher geben die Wahrscheinlichkeit von Maskentragenden, sich im Hochgeschwindigkeitszug anzustecken, wie folgt an:

  • Von 1000 Personen, die das Pech haben, zwei Stunden lang unmittelbar neben einem Ansteckenden zu sitzen, stecken sich 35 an. Bei kürzeren Reisezeiten sinkt die Wahrscheinlichkeit, bei längeren steigt sie.
  • Von 1000 Personen, die zwei Stunden lang in einem Abstand von drei Sitzreihen oder fünf Plätzen vor oder hinter einem Ansteckenden sitzen, stecken sich durchschnittlich lediglich drei an. Bei kürzeren Reisezeiten sinkt die Wahrscheinlichkeit leicht, bei längeren steigt sie leicht. Bleibt der ansteckende Nachbar nur eine Stunde unmittelbar nebenan oder vis-à-vis sitzen, stecken sich von 1000 Personen durchschnittlich noch 28 an.
  • Von 1000 Personen, die sich ausgerechnet auf einen Platz setzen, auf dem unmittelbar vorher ein Ansteckender sass, steckt sich bei einer zweistündigen Fahrt höchstens ein einziger an.

Tipps für das Reisen im Zug

  1. Die Schutzmaske stets korrekt tragen. Möglichst keine Unterbrüche durch Essen und Trinken, sofern man nicht allein im Abteil sitzt.
  2. Wer eine Stunde mit dem Zug reist, soll wenn möglich einen Meter Abstand zu seinen Mitreisenden halten.
  3. Wer zwei Stunden Zug fährt, soll wenn möglich 2 Meter Abstand einhalten.
  4. Reisende, die drei Stunden oder mehr im Zug verbringen, sollen wenn möglich mindestens zwei Plätze Abstand zu anderen Fahrgästen einhalten.

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Hier zur vollständigen Studie

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7 Meinungen

  • am 8.08.2020 um 12:08 Uhr
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    Die Autoren weisen darauf hin, dass auf Grund des Studiendesigns es sich um eine obere Schätzung handelt, die tatsächlichen Ansteckungsraten, die den Zügen zuzuschreiben sind, also tiefer seien. Trotzdem bleiben die Verhaltensempfehlungen gültig.

  • am 8.08.2020 um 14:38 Uhr
    Permalink

    Diese Studie geht davon aus, dass der Test mit diesen vielen Unsicherheiten beim duplizieren der Schleimhaut-Abstriche, dennoch genug Aussagekraft hätte. Wurden dabei nacheinander Doppeltests druchgeführt, oder haben die Tester sich mit dem ersten Ergebnis zufrieden gegeben? Also die Aussagekraft dieser Studie ist fragwürdig. Ich hoffe, dass der Leser erkennt, dass eine Vorgehensweise wie Schweden sie gehandhabt hat eine bessere langfristige Strategie ist – spätestens wenn mehr Resultate von Schweden veröffentlicht werden. Dieser Artikel kann also zu den Angst erzeugenden – also krankmachenden Sorte gezählt werden.

  • am 8.08.2020 um 17:07 Uhr
    Permalink

    Danke für diesen Bericht, lieber Urs Gasche. Die ursprüngliche Analyse scheint aber das Tragen von Gesichtsmasken nicht berücksichtigt zu haben. Siehe folgende Bemerkung auf Seite 10:
    “Additionally, the study considered exclusively spatial distance and co-travel time, but it did not account for individual characteristics such as demographic features, medical history, personal hygiene behaviour, or wearing protective gear. All of these might also affect the rate of transmission and should be examined in future research.”
    Die Zahlen in Ihrem Bericht dürften also beim Tragen von Masken erheblich niedriger liegen. Könnten Sie das kommentieren?

  • am 8.08.2020 um 17:13 Uhr
    Permalink

    Die Logik als Umkehrschluss der Wahrscheinlichkeit der Ansteckung bei Maskentragenden durch sogenannte «Forscher» ergeben:

    Wer während einer 2-stündigen Zugfahrt jede Viertelstunde den Platz wechselt ist die Möglichkeit einer Ansteckung gleich Null, selbst wenn er 8 Mal neben einem Infizierten Platz nimmt.

    Die Augenschleimhäute sind auch Empfänger, aber durch Masken nicht geschützt. Es genügt also einmal sich die Augen zu reiben.

    Statt «Forscher» und deren Zahlen zu veröffentlichen wäre es ehrlicher zu schreiben, dass man die Ansteckungsgefahr schlicht nicht weiss.

  • am 8.08.2020 um 18:19 Uhr
    Permalink

    @Mortier. In China war das Tragen von Masken – jedenfalls zur Zeit der Studie – an öffentlichen Orten und in öffentlichen Transportmitteln obligatorisch. In der Studie wurde nicht untersucht, wie die Wahrscheinlichkeiten aussehen würden, wenn niemand eine Maske tragen würde, und liess ausser acht, ob Masken korrekt getragen oder zwischendurch abgelegt wurden.

  • am 9.08.2020 um 17:23 Uhr
    Permalink

    Wie sind die technischen Daten der Lüftungssysteme/Klimaanlagen in chin. Hochgeschwindigkeitszügen bezüglich der Ansteckungsrisiken ?
    Insgesamt frage ich mich zunehmend, was haben die Gesundheitsbehörden und Wissenschaftler bisher bezüglich Epidimien, Ansteckungsrisiken, zielführendem Schutz, geeigneten Indikatoren, grundlegenden Impfungen, Stärkung des Immunsystystems u. seinen Schädigungen, bisher erforscht ?
    Dass die hochspezialisierten Fachwissenschaftler sich kaum noch über immer mehr Diziplinen hinweg verständigen wollen, ist wohl allzu offensichtlich. Die meisten wollen bloss streng autoritär, aber ‹frei› von Regularien, ihr Gärtlein pflegen. Bewährte Wissenschaftstheorien u. Methoden werden nicht mehr als Qualitätskontrolle bei der weiteren Vergewisserung angewendet, sondern es muss ja auf Teufel komm raus eine hohe Quantität von Veröffentlichungen produziert werden. Die allzu ‹freie› Forschung u. Lehre ist leider deutlich unterreguliert.
    Wie wäre ein dicht schliessender, transparenter Plexiglashelm über dem ganzen Kopf ?
    Der hat Pumpen, die von Mikroben, Stickoxiden, Fein, u. Feinststäuben befreite Luft durch Ultrafeinfilter in den Helm pressen, wenn Einatmen beginnt. Die Luft kann noch mit etwas Sauerstoff u. Duftstoffen beliebig angereichert werden. Ähnlich läufts beim gefilterten Ausatmen.
    Der Schutzhelm ist mit viel Sensoren u. digitaler Steuerung ausgestattet. An Preis u. Design kann sich Macht- u. Geltungssucht des Träger zeigen, statt an öden Masken, oder ?

  • am 13.08.2020 um 13:18 Uhr
    Permalink

    Vielen Dank! Da zur Zeit höchstens etwa 0.2% der schweizerischen Bevölkerung ansteckend ist, wäre die Wahrscheinlichkeit einer Ansteckung, wenn man 2 Stunden lang direkt neben jemanden sitzt, durchschnittlich 0.007%, wenn man die chinesischen Zahlen damit vermengt. Dies vermutlich mit einfachen Masken, die nur einen relativ geringen Schutzfaktor haben. D.h. ohne Masken haben wir vielleicht etwa 0.02%, und mit einer gut sitzenden FFP-Maske 0.0001%. Ich sitze allerdings zur Zeit nie direkt neben jemanden, habe immer FFP-Masken dabei, aber noch nie benutzt.

    Wie Ludwig Pirkl sagt, im ÖV kommt es hauptsächlich auf die Lüftung an, und hier wären Angaben von SBB usw. dringend. Im Sommer wird vielleicht nur Frischluft eingeblasen und die ganze Abluft ausgelassen, aber wie sieht es im Winter aus? Wie gut sind die Filter im Umluftstrang?

    Der wichtigste Tipp fehlt: sich möglichst nicht in die Nähe von ständig oder laut sprechenden fremden Leuten setzen, bzw selber nicht mehr sprechen als nötig. Leider weigert sich die SBB, Ruhewagen in der zweiten Klasse einzuführen mit der Begründung, die Leute würden sich nicht daran halten.

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