Sperberauge

Der Anteil von Schwerkranken und Todesfällen ist viel kleiner

Thomas Kesselring © zvg

Thomas Kesselring /  Die publizierten Zahlen stellen die Gefährlichkeit des Coronavirus zu drastisch dar. Denn die guten Verläufe werden unterschätzt.

Red. Thomas Kesselring war Professor an der Pädagogischen Hochschule Bern.

Wie gefährlich ein krankmachender Erreger ist, zeigt sich unter anderem darin, bei wie vielen Menschen er zu einer schweren Erkrankung oder sogar zu einem vorzeitigen Tod führt. Infosperber hatte schon mehrfach darauf hingewiesen, dass die Mortalitätsrate bisher meistens viel zu hoch angegeben wird, weil die Zahl der tatsächlich Infizierten viel grösser ist als die publizierten Zahlen der getesteten und bestätigten Fälle.

Die schlechte Nachricht: Covid-19 ist wesentlich weiter verbreitet, als die offiziellen Zahlen ahnen lassen.
Die gute Nachricht: Das Risiko eines schweren oder gar tödlichen Krankheitsverlaufs ist sehr viel niedriger, als derzeit auch die offiziellen Zahlen suggerieren.
Zusammengefasst kommen die hohen Dunkelziffern der tatsächlich Infizierten wie folgt zustande:

Tatsächliche Zahl der Infizierten: Es sind alle diejenigen Menschen, die sich mit dem Coronavirus angesteckt haben, aber nicht getestet werden, weil sie keine oder nur milde Krankheitssymptome haben. In der Schweiz wird mangels Testsets nur noch die Risikogruppe der Alten und sonst schon schwer Erkrankten systematisch getestet.
Aktuelle Statistik hinkt der Realität stark hinterher: Selbst eine Person, die wegen akuter Symptome getestet wird, ist im Durchschnitt bereits sechs Tage lang infiziert. Und bis die Testresultate veröffentlicht werden, vergehen weitere zwei Tage. Bei einer exponentiellen Ausbreitung führt dieser Timelag von rund acht Tagen dazu, dass am Tag der Veröffentlichung der bestätigten Neuansteckungen tatsächlich schon ein Vielfaches an später zu testende Menschen infiziert sind.

Die drastischen Massnahmen wie Ausgehbeschränkungen und körperliche Distanzierungen sind in erster Linie nötig, weil die Spitäler bei einem plötzlichen Auftreten von schwer Lungenkranken rasch überfordert sind. Für die vielen Angesteckten ist das Risiko, am Coronavirus schwer zu erkranken oder daran vorzeitig zu sterben, geringer, als es die verbreiteten Zahlen suggerieren.
In den kommenden zehn Tagen werden die veröffentlichten Krankheits- und Todesfälle wahrscheinlich weiter steigen, weil es sich um Personen handelt, die sich bereits vor den Quarantäne-Massnahmen angesteckt haben. Erst nachher wird die hinterherhinkende Statistik zeigen, wie stark die Massnahmen Neuansteckungen verhindert haben.
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Eine ausführlichere Abschätzung der Dunkelziffern finden Sie auf diesem Beiblatt von Thomas Kesselring.
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In Beijing beginnt sich das Leben sehr langsam zu normalisieren. (Quelle: South China Morning Post, 21.3.2020)
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Infosperber-DOSSIER:
Coronavirus: Information statt Panik
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Weiterführende Informationen


Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors

Keine

Zum Infosperber-Dossier:

Coronavirus_1

Coronavirus: Information statt Panik

Covid-19 fordert Behörden und Medien heraus. Infosperber filtert Wichtiges heraus.

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Fragwürdige Statistiken aus Medien

Mit Statistiken und Grafiken sollten Medien besonders sorgfältig umgehen. Beispiele von Unstatistiken.

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12 Meinungen

  • am 22.03.2020 um 11:25 Uhr
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    Die Überlegungen zu den Verfälschungen der Statistik sind interessant.
    Die massivste Verfälschung allerdings lässt sich mit allen Rechenmodellen kaum abschätzen: Die Fälle jener Personen, welche infiziert wurden, zwischendurch etwas husteten, und dann ohne ärztliche Hilfe wieder gesund wurden. Sie wurden nie erfasst. Diese Personen haben wahrscheinlich auch andere Leute angesteckt. Soweit diese auch nicht schwer erkrankten, fiel das niemandem auf. Selbst wenn von den angesteckten Personen jemand schwer krank wurde, konnte man in aller Regel nicht mehr herausfinden, woher die Infektion gekommen war.
    Nur mit dem Test für die Virus-DNA wird man auch nachträglich nie herausfinden, wie breit die Infektion gestreut war, denn bei geheilten Personen ist die Virus-DNA nicht mehr vorhanden.
    Ein Serum-Test für Antikörper gegen das Virus könnte hier mehr Klarheit bringen.

    Am besten hält man sich zur Zeit wohl an die Zahl der Todesfälle durch Corona. Diese sind zuverlässig. Wenn die Zahl einmal nur mehr linear steigen sollte oder langsamer, dann wäre das ein Anzeichen, dass der Höhepunkt der Welle erreicht wäre.

  • am 22.03.2020 um 12:32 Uhr
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    Es ist auch die Frage wie viele Menschen in Italien an der EU Austeritätspolitik sterben.
    Seit 2011 wurde besonders das Gesundheitssystem in Italien kaputtgespart. In anderen EU Ländern aber auch.
    Die Gelder für die Gesundheitssystem wurden massiv gespart. Dafür werden aber die Gelder für Rüstung, um 400 Milliarden Euro pro Jahr erhöht.
    So sehen die Prioritäten aus !

    Italien hat 3,2 Krankenhausbetten pro 1.000 Einwohner. In China sind es immerhin 4,3 aber in Südkorea 12 und in Japan sogar 13.

    Die 2. Frage ist wie viel Menschen sterben durch die Embargopolitik.
    In Irak waren es bekanntlich über 500.000 Kinder hauptsächlich Kleinkinder.
    http://www.ag-friedensforschung.de/regionen/Irak/embargo.html

    Aktuell fehlen den durch Embargo heruntergezogene Länder, die einfachsten Mittel wie Seife. Desinfektionsmittel gibt es sowieso nicht.

    https://www.tagesschau.de/ausland/venezuela-corona-101.html

  • am 22.03.2020 um 12:41 Uhr
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    Nun, das Video sagt natürlich nicht viel aus, gibt keine Antwort auf die Folgen der Quarantänelockerung auf die Neuansteckungen. Brauchbare Zahlen finde ich nirgends, gibt es nirgends? Die haben offenbar auch die Behörden nicht. Damit sollen ihre Massnahmen wohl nur einige Wochen Zeit schinden. Ich hoffe, dass den Behörden bald klar wird, dass längere Massnahmen, wie wir sie jetzt haben, wohl mehr Schaden anrichten als nützen. Mich ärgert die fehlende Kommunikation der Behörden und dass nirgends dargestellt wird, wie man sich möglichst gesund erhält und welche Massnahmen im Falle einer Erkrankung hilfreich und sinnvoll sind. Ein Artikel über die evolutionäre Entwicklung des Fiebers? Die Darstellung von Studien, welche aufzeigen, dass Fieber eine hilfreiche Abwehrreaktion ist, dass die Unterdrückung von Durchfall, Husten, Schnupfen dem Immunsystem schaden? Eine Darstellung der Faktoren, welche das Immunsystem beeinflussen? Davon scheint der Bundesrat, das BAG, die Massenmedien noch nie was gehört zu haben: das ist keine Information, sondern Manipulation zugunsten des grossen Business. Ich bin Homöopath und Apotheker.

  • am 22.03.2020 um 14:39 Uhr
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    Hier eine interessante Stellungnahme:
    https://www.new-swiss-journal.com/post/corona-massnahmen-sind-selbstzerstörerisch-und-gleichen-einem-kollektive-selbstmord?postId=5e7744826f11450017f3b28e

    «Massnahmen gegen Corona sind selbstzerstörerisch und kollektiver Selbstmord»

    sagt Sucharit Bhakdi ist Professor für Mikrobiologie an der Johannes-Gutenberg-Universität in Mainz. Er leitete das Institut für medizinische Mikrobiologie und Hygiene.

  • am 22.03.2020 um 16:03 Uhr
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    @Knupfer-Müller. Sie dementieren keine einzige Darstellung von Professor Kesselring, sondern zielen auf seine Person.

  • am 22.03.2020 um 18:06 Uhr
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    @Brauen. Bhakdis Aussagen sind Halbwahrheiten oder falsch. Das können Sie auch mit der Angabe seines Titels und seiner Karriere nicht wettmachen. Die angeblich höhere Mortalitätsrate in Wuhan und Italien basiert wesentlich auf falschen Vergleichen. Darauf hat Infosperber schon mehrmals hingewiesen. Und wenn die Vorbelastung durch die Luftverschmutzung eine so grosse Rolle spielt, müsste die Mortalitätsrate in der Schweiz ja viel tiefer sein. Dies nur ein Beispiel.

  • am 22.03.2020 um 19:11 Uhr
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    "Für die vielen Angesteckten ist das Risiko, am Coronavirus schwer zu erkranken oder daran vorzeitig zu sterben, geringer, als es die verbreiteten Zahlen suggerieren.» Das Risiko bleibt natürlich immer gleich – unabhängig von Zahlen. Verändert wird nur das Verhältnis.

  • am 23.03.2020 um 09:10 Uhr
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    Zu ergänzen ist noch, dass in Italien alle Covid 19 Testpositiven in die Statistik von gestorbenen durch Covid 19 kommen, obwohl sie an etwas anderem starben. Wichtig ist deshalb die Übersterblichkeit die zeigt, dass seit Beginn der Krise weniger Menschen in Europa gestorben sind als sonst im selben Zeitraum. Auch in Italien und auch bei den Ü65 Jährigen.
    https://www.euromomo.eu/index.html

    Wenn die Zukunft zeigen soll, wie die Massnahmen geholfen haben sollen, stellt sich die Frage, wieso es keine Krise in Japan gibt die nähmlich gar keine Massnahmen getroffen haben. Es kann eben auch nicht ausgeschlossen werden, dass bis in zwei Wochen die Gesellschaft zu einem grossen Teil bereits Kontakt mit dem Virus hatte und deshalb nicht mehr erkrankt und getestet wird.

    Während die ganze Welt auf ein Virus schaut, das die Übersterblichkeit in keinem Land und in keiner Altersgruppe ansteigen lässt, werden Massnahmen diskutiert oder bereits umgesetzt, die die Freiheit und Demokratie fundamental in Frage stellen. Ich fühle mich an «Die Schock-Strategie» von Naomie Klein erinnert.

    https://deutsch.rt.com/inland/99427-deutsche-telekom-ueberlasst-robert-koch/

    https://www.nzz.ch/technologie/das-bag-prueft-die-nutzung-von-bewegungsdaten-von-handys-ld.1547470

    Es ist an zu nehmen, dass die lang erwartete und sich nun anbahnende Finanzkrise ernsthafte Auswirkungen haben wird. Die Schuld an der Finanzkrise wird wohl Covid 19 zugeschoben. Wie Praktisch!

  • am 23.03.2020 um 15:44 Uhr
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    Es ist m. E. anzuraten, zu beobachten, welche Gruppierung (nicht nur in dieser Zeit) der Politik und den Medien eine Deutungshoheit anvertraut.
    Dabei wäre es folgerichtig zu vermuten, daß dieses Vertrauen reiche Ernte verheißt. – Die möglicherweise zu erwartenden gravierende Einbrüche im Bereich von Finanz- und Wirtschaftssektor werden auf einer globalen Bühne vorgetragen , allerdings sind diese als solche vom gemeinen Publikum nicht wahrnehmbar , da hinter Masken verborgen . Eine dieser Masken: Corona – als inszenierter Kriegsschauplatz . – Wem es gelingt, von einem der Souffleure z. B. ein Manuskript zu erhalten , kann Klarheit schaffen im Sinne von George Orwell :

    » In Zeiten der universellen Täuschung wird das Aussprechen der Wahrheit zur revolutionären Tat «

    Zudem habe ich schon einige Zeit nichts von Bedeutung über Greta Thunberg, Putin, Trump , Syrien, Irak, Libyen ,Migranten etc. pp. gehört . – Also ist da » alles in Butter » ? – Sicher nicht, sondern auf Sparflamme geschaltet.-

    Das erinnert irgendwie an den Trick mit dem Kaninchen im Zylinderhut.

  • am 23.03.2020 um 19:18 Uhr
    Permalink

    Die NZZ International berichtet heute (23.03), dass weltweit rund 15 000 Personen bisher nach einer Infizierung mit Sars-CoV-2 gestorben und über 358 000 positiv auf das Virus getestet worden seien. Setzt man diese Zahlen zu einander in ein Verhältnis, dann sind rund 4% der positiv Getesteten gestorben. Folgt man den nachvollziehbaren Überlegungen von Prof. Thomas Kesselring, dann muss man annehmen, dass die Getesteten nur eine kleine Teilmenge aller Infizierten sind. Damit ist die Rate der ernsthaft Erkrankten und dann Gestorbenen bedeutend kleiner, wie auch Prof. Kesselring feststellt. Und liest man «das tägliche Bulletin des Schreckens» (der Bund vom 23.03) aus Italien handelt es sich bei den Gestorbenen «fast ausschliesslich um betagte Menschen um die 80 Jahre mit multiplen Vorerkrankungen».

    Die Frage, die mir vor diesem Sachverhalt bis heute niemand beantwortet, ist: Was ist der «grossen Schrecken», der uns weltweit dazu bringt, unsere Wirtschaft an die Wand zu fahren, Millionen von Unternehmen und Menschen die Existenz zu vernichten (und damit auch die Grundlage zur Finanzierung unser Altersvorsorge)? Verbunden mit dem Versprechen, sie dann mit gedrucktem Geld zu retten? Woher kommt die Vorstellung, das sei die grösste Krise, seit dem zweiten Weltkrieg? Wo ist das Raisonnement, die Verhältnismässigkeit dieser «Solidarität»? Für mich ist dieses mit grossem bevorstehendem Leid zu ertragende Opfer nicht nachvollziehbar!

  • am 24.03.2020 um 12:49 Uhr
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    Am 23. März publizierte das BAG einen „Situationsbericht zur epidemiologischen Lage“ und zeigt in einer Grafik die „Fallzahlen für die positiv auf COVID-19 getesteten Fälle“. Die Fallzahlen sagen nichts aus über die Entwicklung der Fälle, weil das BAG nicht sagt, wie viele Tests an den aufgezeigten Tagen insgesamt durchgeführt wurden. Sinnvolle Aussagen sind nur möglich, wenn neben der Anzahl der positiven Tests auch die Anzahl der total durchgeführten Tests angegeben wird. Würden an einem Tag keine Tests durchgeführt, dann würde das BAG Null Fälle ausweisen.

  • am 24.03.2020 um 13:40 Uhr
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    Wenn jetzt auch noch Lehrer als «Experten» mitmischen, dann wird die Desinformation noch breiter, als sie schon ist. Und fördert die Hysterie, die dann rasch dazu führt, dass schnell Sündenböcke erfunden und im schlimmsten Fall bedroht werden – wie zur Pestzeit es den Juden geschah. Zurzeit sind es die über 65-Jährigen, als ob die alle angesteckt sind. Sie sind lediglich am gefährdetsten. Die Jüngeren oder Jungen sind ebenfalls Träger des Virus, auch wenn ihr Krankheitsverlauf teils (!) milder verlaufe.

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