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Immer noch: Facebook-Anzeigen, die bestimmten Bevölkerungsgruppen nicht angezeigt werden. © PP

Facebook-Werbung: (noch immer) rassistisch

Daniela Gschweng /  Facebook-Werbung darf noch immer diskriminierend sein, fand ein Test von Pro Publica. Facebook spricht von technischer Panne.

Sie möchten eine Immobilienanzeige schalten, wollen aber nicht, dass Rollstuhlfahrer sie sehen? Und bei Farbigen haben Sie auch eher ein schlechtes Gefühl? Facebook, die globale Social-Media-Plattform, hindert Sie jedenfalls nicht daran, das so zu machen. Noch immer nicht, muss man sagen.

Etwas mehr als ein Jahr ist es her, dass die Investigativplattform Pro Publica die Anzeigenverwaltung auf Facebook unter die Lupe nahm. Mit irritierenden Ergebnissen: auf Facebook, stellte sich heraus, lassen sich bestimmte Nutzergruppen als Adressaten von Inseraten ausschliessen. Etwa solche, die eine «Affinität» zu einem afrikanischen Hintergrund haben (Infosperber: «Facebook wirbt jetzt auch ethnisch affin»).

Diskriminierende Anzeigen erneut nach wenigen Minuten Online

Das ist nicht nur diskriminierend, bei Anzeigen, in denen es um Immobilien, Arbeitsplätze und Kredite geht, ist es in den USA zudem verboten. Eine Diskriminierungsklage liess nicht lange auf sich warten. Facebook gelobte Besserung und versprach, die umstrittenen Auswahlkategorien umzustellen.

Nun hat Pro Publica den Versuch wiederholt und Dutzende Wohnungsanzeigen geschaltet. Mit dem gleichen Ergebnis wie vor einem Jahr: Egal, ob Mütter, Schwarze, Leute, «die sich für Rollstuhlrampen interessieren», Juden oder Argentinier: sie alle liessen sich explizit aus der Zielgruppe entfernen. Minuten später waren die Anzeigen online. Etwas länger, nämlich 22 Minuten dauerte es, Nutzer auszuschliessen, die sich für den Islam interessierten.

«Technischer Fehler»

An der Auswahloberfläche hat sich laut Pro Publica nichts geändert. Einige Auswahlkategorien hätten nun geringfügig andere Namen, berichten die Autoren. Eine Warnung, dass die getroffene Auswahl möglicherweise gegen das Diskriminierungsverbot verstosse und somit illegal sein könnte, gab es nicht.

Facebook sprach in einer schriftlichen Stellungnahme von einem technischen Fehler. Durch die bisher vom Unternehmen getroffenen Massnahmen seien bereits Millionen von diskriminierenden Anzeigen identifiziert worden.

Die Entdeckung von Pro Publica kommt für Facebook zu einem ungünstigen Zeitpunkt: Nachdem das Unternehmen vor zwei Monaten bekannt geben musste, dass über russische Fake-Accounts für etwa 100’000 US-Dollar politische Werbung gebucht worden war, stellte sich vor einigen Wochen auch noch heraus, dass Werbetreibende gezielt «Judenhasser» ansprechen können (Infosperber: «Facebook erlaubte Werbung für Antisemiten»).

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Diesen Beitrag hat Daniela Gschweng aufgrund eines Berichts von «Pro Publica» erstellt.


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