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Im Reigen von Papstbesuchen aus der Schweiz: Doris Leuthard als Bundespräsidentin 2017 beim Papst © cc

Beim Papst in Genf: Die heilige Dreifaltigkeit des Bundesrates

Monique Ryser /  Gleich drei Mitglieder hat der Bundesrat abdelegiert, am Donnerstag den Papst in Genf zu treffen.

«Per aeroplanum Papa Franciscus Genavam ibit», übersetzte der Schweizer Botschafter beim Vatikan und Altphilologe Pierre-Yves Fux das grosse Ereignis in die Amtssprache des Vatikans. Darauf twitterte auch Bundespräsident Berset in Latein, über die Schweizergarde, mit angehängtem Schaubild. Die Schweiz im Taumel des Papstbesuchs.
Der Pontifex habe nach seiner Wahl 2013 von 80 Staaten Einladungen erhalten, erklärte Botschafter Fux gegenüber dem Fernsehen TSR. Und nun führe ihn seine 23. Reise in die Schweiz. Die Eidgenossenschaft hat sich auch intensiv darum bemüht: Seit einigen Jahren mehren sich die dankbar angenommenen päpstlichen Audienzen, meist unter dem Vorwand, man sei sowieso grad in Rom, die Vereidigung der Schweizer Garde erfordere Präsenz, Tradition und so.
Von Bundespräsident Maurer zu Bundespräsidentin Leuthard

2013 war Bundespräsident Ueli Maurer einer der ersten Staatschefs, die Franziskus trafen, 2015 gab es ein Treffen auf dem Petersplatz mit Bundesrat Alain Berset, 2015 pilgerte Bundespräsident Johann-Schneider Amman nach Rom. Im gleichen Monat bekam Bernhardiner Magnum aus Martigny VS, ein Nachfahre des legendären Barry aus dem Hospiz auf dem Grossen St. Bernhard, offizielle Streicheleinheiten vom Pontifex (der sich übrigens darüber wunderte, dass Magnum kein Fässchen um den Hals trug).
2017 war es Bundespräsidentin Doris Leuthard, die Audienz erhielt, und gleich noch ihre Mutter mitnahm. Franziskus sollte dieser Trost spenden. «Mein Vater ist vor einem Jahr gestorben. Ich unterstütze meine Mutter und das war für sie als gläubige Katholikin ein ganz besonderer Moment», begründete Leuthard das Setting. Das ist menschlich sympathisch.
Interessenkonflikt
Nur: Sie hat damit Religion, Staatsführung, und private Interessen arg durcheinandergebracht. Diese Vermischung von Interessen gibt es meist, wenn der Papst irgendwo auftaucht: Er ist in seiner Funktion ein Zwitter. Einerseits ist er als Inhaber des Heiligen Stuhls «völkerrechtliches Subjekt» und damit einem Staatschef gleichgestellt, anderseits Chef der katholischen Kirche, die aber keine checks and balances eines demokratischen Staates aufweist.

Vater, Sohn und Heiliger Geist
Und nun kommt er also in die Schweiz. Der Besuch gilt aber nicht in erster Linie der Schweiz als Staat, sondern dem Ökumenischen Rat der Kirchen in Genf, der sein 70-jähriges Bestehen feiert – und bei dem die katholische Kirche notabene nicht einmal Mitglied ist.
Es wäre also in einem republikanischen Staat angezeigt, sich in Zurückhaltung zu üben. Doch der Bundesrat fährt gleich ein ganzes Arsenal möglicher Ehrbezeugungen auf: Ehrengarde am Flughafen, 200 Soldaten im Einsatz, Sperrung des Luftraums für Kleinflugzeuge und die Entsendung von drei Mitgliedern des Bundesrat-Gremiums.
Es kann sein, dass Alain Berset als Bundespräsident und «Vater» der Delegation Aussenminister Ignazio Cassis nicht alleine am Empfang am Flughafen wissen wollte – zur Verhinderung weiterer diplomatischer Zwischenfälle. Da sich Cassis selber als «Lehrling» bezeichnet, dürfen wir ihm hier also die Rolle des «Sohns» zuweisen.
Bundesrätin Doris Leuthard als Dritte im Bunde wird dem Bundespräsidenten als guter respektive heiliger Geist helfen, den Papst am Abend zu verabschieden. Das sind – zugegeben – nur Spekulationen über die Beweggründe und Diskussionen im Bundesratszimmer.
Das Eidgenössische Departement für Auswärtige Angelegenheiten (EDA) erklärt die Trinität des Empfangs- und Verabschiedungskomitees auf Anfrage wie folgt: «Laut diplomatischem Protokoll wird ein Staatschef von einer Delegation des Bundesrates empfangen. Der Bundesrat entscheidet von Fall zu Fall wer und wie viele seiner Mitglieder teilnehmen.»

Sicherheitspolitik beider Staaten?
Auf der Traktandenliste der einstündigen Gespräche zwischen Papst und Berset sowie – parallel dazu – Cassis und hoher Kleriker stehen laut EDA «Prioritäten der Friedens- und Sicherheitspolitik beider Staaten sowie bilaterale Themen und multilaterale Fragen.»
Was die bilateralen Fragen angeht, gibt es gemäss offizieller Liste der Staatsverträge zwischen Schweiz und Heiligem Stuhl gerade deren sechs, vier betreffen Bistumsveränderungen, einer die theologische Fakultät der Uni Freiburg und einer die Zusammenarbeit bei der Bekämpfung von Geldwäscherei und Terrorfinanzierung.
Dass sich beide Parteien zu Friedenspolitik austauschen, ist löblich; was sie allerdings zum Thema Sicherheitspolitik besprechen werden, ist nicht selbsterklärend. Vielleicht handelt es sich um die Aufstockung der Schweizer Garde und die Anschaffung neuer Hellebarden? Oder aber der Papst möchte die Schweiz ermuntern, die soeben beschlossene Möglichkeit zur Ausfuhr von Rüstungsgütern in Bürgerkriegsländer nochmals zu überdenken?

Ausgeklammerte Themen
Das Recht von Frauen auf Verhütung oder Abtreibung, Frauen im Priesteramt, die Aufhebung des Verbots der Kommunion mit Andersgläubigen, die Aufarbeitung von Missbrauch durch kirchliche Würdenträger – das sind hingegen Themen, die sich nicht auf der Agenda finden. Kritik ob dem Schweigen der offiziellen Vertreter der Schweiz zu heiklen Themen und dem gleichzeitigen «Tanz ums goldene Kalb» gibt es keine. Auch nicht von den Kreisen, die sonst immer wieder das Ansprechen der Menschenrechte in allen staatlichen Kontakten verlangen. Aber eben, eine Stunde Staatsbesuch ist ja auch nur eine kurze Zeit.

«Technisch zahlungsunfähig» – SMS «pape 30»
Nach der Visite beim Ökumenischen Rat wird der Papst ab 17 Uhr im Kongresszentrum Palexpo eine Eucharistiefeier zu Ehren des hl. Aloisius von Gonzaga abhalten. Rund 40’000 Gläubige werden für die vom Bistum Lausanne, Genf und Freiburg organisierte Messe erwartet.
Auch hier ist der Bundesrat vertreten, nämlich mit Bundesrätin Doris Leuthard – man kennt sich ja. Zusammen werden die Gläubigen das Abendmahl einnehmen, der Papst wird die Menge segnen und ebenso das Mosaik des «Wegs der Freude» für die Gefangenen von Champ-Dollon. Danach verlässt der kirchliche Würdenträger mit republikanischer Eskorte die Schweiz.
Zurück bleiben drei gesegnete Mitglieder des Bundesrates, einige lateinische Tweets und die Kosten – die sich die Diözese mit der Organisation der Messe aber selber aufgeladen hat. Der Verwalter der Diözese, Jean-Baptiste Henry de Diesbach schätzt sie auf zwei bis drei Millionen. Gegenüber «Le Temps» sagte er: «Ich gebrauche das Wort Konkurs nicht gern, aber wir werden in eine technische Zahlungsunfähigkeit geraten.»
Noch seien die Verhandlungen mit Stadt und Kanton Genf über die Sicherheitskosten im Gang. Im Prinzip müssten sie vom Veranstalter getragen werden. Die Gläubigen können der klammen Kirche aber unter die Arme greifen: Mit einem SMS mit dem Text «pape 30» auf die Nummer 488 wird eine Spende von 30 Franken an die Diözese Lausanne, Genf und Freiburg ausgelöst. Und für eine «technische Zahlungsunfähigkeit» des Bistums wird sich sicher auch noch ein Heiliger, ein Gebet oder irgendeine Kasse finden lassen.

Weiterführende Informationen


Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors

Monique Ryser war während vieler Jahre Redaktorin und Journalistin in Bern. Heute betreibt sie politisches Coaching.

Zum Infosperber-Dossier:

Petersdom_Rom

Der Vatikan und die Katholiken

Auf Papst Benedikt XVI. folgt Papst Franziskus I. Wird er die katholische Kirche reformieren oder konservieren?

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11 Meinungen

  • Portrait_Josef_Hunkeler
    am 20.06.2018 um 14:30 Uhr
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    Das «Papst-Bashing» ist etwas billig. Beim Besuch von Paul ging es immerhin um den Rasen im Parque des Eaux-vives.

    Man darf doch darauf hinweisen, dass das Christentum, und dazu gehört auch das Papsttum, ein Teil unserer kulturellen und historischen Vergangenheit sind. Billige Kommentare zu einzelnen Aspekten sind hier fehl am Platz.

    Ich habe in meiner Genfer Zeit immer die Gastfreundschaft des Kirchenrates geschätzt und das Personalrestaurant war auch für uns, am Rande der «Genève internationale» immer etwas besonderes. Mein französischer Kollege vom BIT/ILO sagte zwar immer wir hätten ein Rendez-vous «chez les curés». Natürlich wussten auch wir, dass diese Bezeichnung nicht ganz zutreffend war.

    Im Sinne des Genfer Geistes war allerdings das interkulturelle Zusammenleben so sehr Teil unseres Verhaltens geworden, dass wir die kleinen Inkongruitäten unseres Vokabulars problemlos ignorieren konnten.

    Frau Ryser, machen Sie nicht in billigem «Papst-Bashing». Selbst Calvin und Théodore de Bèze, der erste Rektor der UniGE, könnten Ihnen nicht folgen. Ob Voltaire zu dieser geerbten Toleranz unsere Optik etwas beschönigt hat, möchte ich nicht ausschliessen.

  • am 21.06.2018 um 12:40 Uhr
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    Der spöttische Beitrag ist wohl lustig-ironisch gemeint. Wobei diese Art von Humor auf Kosten von Vatikan/katholischer Kirche/katholischen Gläubigen etwas gar abgegriffen und längst abgewandelt daherkommt. Und wissen Sie, Frau Ryser, zum Thema «politisches Coaching» könnte man durchaus auch spöttische Artikel verfassen. Was sind das denn für Politikerinnen/Politiker, die nicht in der Lage sind, ihre Anliegen selbständig einzubringen und nachhaltig zu vertreten, sondern dafür die Hilfe eines «Coachs» benötigen ?

  • am 21.06.2018 um 16:22 Uhr
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    Ein wenig vergessen wird, bei aller Wertschätzung für Papst Franziskus, dass unser Staatswesen nicht auf einer Heiligen Schrift, auf der Bibel oder dem Koran gründet. Zwar wird die Bundesverfassung der Schweiz, revidiert 1999, immer noch im «Namen Gottes des Allmächtigen!» eingeleitet. Parlamentarier in Bern werden mit der Eidesformel vereidigt: «Ich schwöre vor Gott dem Allmächtigen, die Verfassung und die Gesetze zu beachten und die Pflichten meines Amtes gewissenhaft zu erfüllen.» (Sie können zwar auch ohne den Hinweis auf Gott vereidigt werden) Unsere Verfassung und unsere Gesetze sind von Menschenhand geschaffen worden und sind nicht in Stein gemeisselt wie etwa die Scharia.

    Erinnert sei bei diesem Papstbesuch auch, dass es hier auch religionskritische Stimmen gab, Freud, Feuerbach, Holbach. Holbach veröffentlichte 1772 das Buch «Der gesunde Menschenverstand» . Holbach vertrat die Meinung Religionen seien eine Erfindung der Menschen. Holbach: «Die Menschen glauben bloss infolge Beeinflussung durch jemanden an Gott, die von diesem ebenso wenig wissen wie sie selbst."

    Holbach hat das Gottesbild des Christentums durch den Hinweis auf deren innere Widersprüchlichkeit widerlegt. Gott habe den Menschen nach seinem Ebenbild geschaffen, heisst es. Aber warum hat der allmächtige Gott ihn mit so vielen Mängeln erschaffen und in diese Welt geschubst die voller Not und Elend ist?

    Siehe auch: Holbach, Der gesunde Menschenverstand http://www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=24969

  • am 21.06.2018 um 22:14 Uhr
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    @ Hunkeler: Würde jemand sagen, dass die Nazis das Edle des Deutschen/Ariers hervorheben/aufleben/schützen wollten, werden Sie ihn – zurecht – einen «Knallkopf» nennen. Warum? Weil der Lobgesang auf das Germanentum bzw. die ‹Förderung der deutschen Identität› nun doch wirklich nicht der Punkt sein kann. Schon gar nicht, wenn dadurch die Herrenmensch-Mentalität nur noch weiter angeheizt wurde – und zwar für das, was effektiv bei der Beurteilung der Nazis beachtet werden muss. Nämlich, das was sie ganz überwiegend taten bzw. erwirkten: Diskriminierung, Ausbeutung, Kriegen, Morden, Elend & Verwüstung verbreiten.

    Nun, wie steht diesbezüglich mit der Worthülse «Christentum», Herr Hunkeler? Sie sind Stolz auf «unsere [christliche] kulturelle und historische Vergangenheit» und meinen damit natürlich die «Nächstenliebe». Wo war sie denn die «Nächstenliebe», das «Edle» des Christen(tums)? Wie bekamen die Menschen – on the ground – das «Christentum» effektiv zu spüren? Ich übernehme obige Liste der Nazis mit leicht veränderten Bezeichnung:
    Angst verbreiten, Diskriminierung, Ausbeutung, Missbrauch, Hexenverbrennung, Inquisition, Verfolgung Andersdenker, Judenverfolgung, Religionskriege, Kreuzzüge, Zwangsmissionierung, Seligsprechung jeglicher (!) Kolonialisierung/Versklavung, jeder Kanone & jedes Krieges, die sie finden konnten, sofern es versprach, die Macht des «Christentums» zu festigen/auszubauen.

  • am 21.06.2018 um 22:15 Uhr
    Permalink

    Die verfassungsmässige Trennung von Kirche und Staat ist offensichtlich in Bundesbern noch nicht angekommen, anders lässt sich der 3-fache bundesrätliche Kotau vor einem religiösen Oberhaupt nicht erklären. Würden Oberhäupter aus dem islamischen Kulturkreis, z.B. aus dem Iran, auch mit gleichen Ehrerbietungen empfangen? Natürlich nicht. Ein säkulärer Staat hat sich anders zu verhalten als es die Schweiz tut, und dies nicht nur bei Papstbesuch. Im Kanton Bern werden Pfarrer als Staatsbesoldete gezählt und aus der Staatskasse entlöhnt, Zustände wie im Iran.

  • Portrait_Josef_Hunkeler
    am 22.06.2018 um 08:37 Uhr
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    @Kurz. Ich kann mich nicht erinnern etwas von «stolz auf …» gesagt zu haben. Ich stelle einfach fest, dass die Geschichte der Schweiz mit verschiedenen Spielarten des Christentums in engster Verbindung stand und das Weiterbestehen verschiedener Staatskirchen, selbst in der Schweiz, scheint kaum das Gegenteil zu belegen.

    Ich habe übrigens verschiedentlich auch auf die weniger rühmlichen Episoden der Tätigkeit der organisierten Kirchen hingewiesen, von den Kreuzzügen bis zur «zivilisatorischen» Mission, welche der Wegbereiter von Kolonisation usw. war.

    Allerdings sollte man die modernen Begriffe der Säkularität und der Trennung zw. Staat und Religionen auch nicht übertreiben. Oder würden Sie das Kreuz aus diversen kantonalen Wappen sowie der Schweizerfahne entfernen wollen, nur weil es einer importierten politischen Mode entspricht ?

    Der ganze Exkurs auf die Nazi-Zeit ist allerdings definitiv deplaziert.

  • am 22.06.2018 um 21:50 Uhr
    Permalink

    @Hunkler: Sie schrieben (1. Kommentar):

    "Das «Papst-Bashing» ist etwas billig. … Man darf doch darauf hinweisen, dass das Christentum, und dazu gehört auch das Papsttum, ein Teil unserer kulturellen und historischen Vergangenheit sind.»

    Das zeigt, mehr als deutlich, dass Sie sich und die Schweiz sehr gerne – «kulturell» – mit dem Christentum assoziieren. Sich nun verwehren, «etwas von «stolz auf …» gesagt zu haben», ist gelinde gesagt: scheinheilig, oder um Ihr Wort aufzugreifen: «billig».

    Sie haben «auch auf die weniger rühmlichen Episoden der Tätigkeit der organisierten Kirchen hingewiesen, von den Kreuzzügen bis zur «zivilisatorischen» Mission …».

    Schönschön, mich interessiert es aber mehr von Ihnen zu hören, was die «rühmlichen Episoden» gewesen sind & wie diese im Vergleich zu den «weniger rühmlichen» abschneiden. Und bitte, bitte, dabei – aus der Jahrtausend-langen Geschichte – nun nicht Zeugs der letzten Jahrzehnte aufbringen. Denn dass das Christentum heute weniger (sic) Angst, Schrecken, Ausbeutung und Tod verbreiten, hat es nicht seiner selbst zu verdanken, sondern allein der Tatsache, dass man dessen organisierte Macht (die Kirchen) zurückgebunden hat. Und auch so, die ‹christliche› Gesinnung liess das Christentum weiterhin, soweit sie konnte, spüren: Im Widerstand (!) gegen jede Veränderung bzgl. der Rechte von Frauen, gegen Andersdenkende/-gläubige (die um Arbeitsstellen und mehr fürchten mussten), gegen andere Beziehungsformen usw. usf.

  • Portrait_Josef_Hunkeler
    am 23.06.2018 um 09:25 Uhr
    Permalink

    @Kurz. Soviel ich mich erinnern kann waren es Kirchenleute, die die Klosterschulen z.B. in St. Gallen und Einsiedeln gegründet haben und somit erlaubt haben, das kulturelle Erbe der Antike zu erhalten und weiterzuführen.
    Es gab auch in der Kirche durchaus – in der heutigen Optik – positive Erscheinungen. Dazu gehören sicher die Orden, welche sich der Pflege der Mitmenschen widmen, wie z.B. die Diakonissen.
    Wie dem auch sei. Sie können nicht verneinen, dass die organisierten Kirchen Teil unserer schweizerischen Vergangenheit sind, selbst wenn Sie persönlich offenbar dem historisch unzweifelbar belegten Machtmissbrauch mehr Bedeutung zumessen.
    Dass die Religion in vielen Fällen von politischen Machthabern instrumentalisiert wurde und wird, scheint Ihnen entgangen zu sein. Die Kreuzzüge, die Religionskriege, die Kolonisation waren v.a. Machtkämpfe von lokalen Machthabern, bei denen die organisierten Kirchen wohl eher eine untergeordnete Rolle spielten.
    Dass diese Instrumentalisation kein Monopol der christlichen Kirchen ist, zeigt die aktuelle Entwicklung in Burma/Myanmar oder schon etwas weiter zurück, die Beziehung zwischen Sunniten und Schiiten.

    In dieser Hinsicht mag ihnen tröstlich erscheinen, dass der Iranische Präsident, auch ein Kleriker, am 2. Juli sogar von 5 Bundesräten empfangen werden soll. Hier geht es einmal mehr, um den protokollarischen Empfang eines Staatschefs. Diese Rolle haben nicht alle religiösen Führer.

  • am 24.06.2018 um 22:36 Uhr
    Permalink

    @ Hunkler: Geschichte lernen! Das Christentum – einmal an der Macht – überzog Europa mit einer Vernichtungswelle gegen das «Erbe der Antike», und versetzte es damit über 1000 Jahre hinweg in geistige «Verdunkelung». Die Christen vernichten bzw. rotteten jeden Gedanken (& Menschen) aus, die – in ihren Augen – nicht «christlich» waren: Ca. 95% der «nicht-christlichen» Schriften wurden zerstört, ein kleiner Rest kam – jedem Auge entzogen – in die Verliese. Das «Erbe der Antike» fanden den Weg – gegen Widerstand der Kirche – über den (islamischen) Orient & teils Irland zurück. In Irland – da Peripherie – blieben noch grössere Bestände (des antiken Erbes) der Zerstörung entzogen. Kein Zufall, St. Gallen wurde von einem Iren (!), Gallus, gegründet.

    Kloster Einsiedeln: Die ‹lieben Eidgenossen› plünderten es wiederholt. Die Bauern wussten (im Gegensatz zu Ihnen), was es mit dem Karitativen auf sich hatte. Nämlich: Sie wurden – via allerlei Abgaben – ‹ausgeblutet› und finanzierten so (!) den kirchlichen Pomp wie das Wenige, das als Almosen zurückfloss.

    Entscheidender aber: Wägen Sie nun ab! Ihr (christlich) «rühmliche» (Bücherrettung; Rückgabe einiger Gelder als Almosen) versus das «weniger rühmliche» (Kreuzzüge, Inquisition, Judenpogrome usw.).

    ad «Kirchen Teil unserer schweizerischen Vergangenheit sind»: Haben Sie’s noch nicht bemerkt: «Vergangenheit» ist kein Argument! Übung für Sie: Frauen hatten kein Stimmrecht, durften – in der Ehe – vergewaltigt werden … Viel Vergnügen!

  • Portrait_Josef_Hunkeler
    am 25.06.2018 um 11:02 Uhr
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    @Kurz. Wenn ich Ihren Ton aufnehmen wollte, würde ich ihnen sagen «Die Gegenwart verstehen lernen !».

    Sie würden also wohl das Kreuz aus dem Schweizer Wappen entfernen wollen. Das scheint Ihre Lesart der Geschichte zu sein.

    Damit betrachte ich diesen Austausch als beendet.

  • am 28.06.2018 um 15:47 Uhr
    Permalink

    @ Hunkeler: Da bemerkt er zwar, dass «Vergangenheit» kein Argument ist (so wenig wie «unsere Tradition") & stoppt doch gleich wieder jede weitere Reflexion – mit der Leerformel «Gegenwart». Nichts gelernt.

    Dann wedelt er sich mit Flagge schwindlig – um sich nicht der gestellten Fragen zu stellen: Das Rühmliche versus das Unrühmliche abzuwägen (siehe mein Kommentar 24.6.).
    "Strohmann-Argument»: Man unterstellt dem anderen eine Meinung (ich hatte kein (!) Wort zu den Wappen geäussert), um sodann auf dieser (nicht gemachten!) Meinung bzw. der Person herumzudreschen. –> Billig, bei Mangel an Argumenten! PS: Was, wenn das CH-Kreuz seinen Ursprung nicht im ‹Christlichen› hat, sondern im (innerschweizerischen) Köpfeabschlagen – als aufgenähte Streifen von Leinen, so dass nicht zu oft dem Kamerad eins ‹ausgewischt› wird? Also in jedem Fall alles andere als «christliche Nächstenliebe» darstellt?

    Hunkeler am 22.6.: «Ich habe übrigens verschiedentlich auch auf die weniger rühmlichen [sic] Episoden der Tätigkeit der organisierten Kirchen hingewiesen, von den Kreuzzügen …».

    Er merkt nicht, wie gewaltig er dabei jegliche «Nächstenliebe» vermissen lässt! Kreuzzüge waren abscheuliche Massaker! Inquisition, Judenpogrom usw. desgleichen. Bei der IS würde er nie «weniger rühmlich» schreiben/denken/fühlen, sondern – was es ist -: mörderisch/abscheulich.
    Was ist von einer Empfindung der «Nächstenliebe» zu halten, die nicht über die eigene Nasenspitze bzw. Eigenliebe/Narzissmus hinausreicht?

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