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«Bitte hört wirklich auf, mir Geld zu schicken»: Zohran Mamdani, Favorit auf den New Yorker Bürgermeisterposten, in einem seiner Wahlkampfvideos. © Zohran Mamdani for NYC

New York City: Steuergelder als Wahlkampfhilfe

Pascal Sigg /  Zohran Mamdani dürfte nächster Bürgermeister New Yorks werden – auch dank staatlicher Finanzspritze.

Bis kommenden Dienstag wählt die Stadt New York einen neuen Bürgermeister. Darüber, dass er Zohran Mamdani heissen dürfte, reiben sich immer noch viele die Augen. Mamdani verspricht ein für New Yorkerinnen und New Yorker attraktives Programm. Er ist ein charmanter Kommunikator und versprüht beinahe jugendliche Energie (Infosperber berichtete).

Doch noch vor Jahresfrist war Mamdani in New York ein praktisch unbekannter Parlamentarier, der kaum auffiel. Entscheidend für seinen Erfolg dürfte deshalb ein anderer Faktor gewesen sein: eine potente Finanzspritze aus der Staatskasse für seinen Wahlkampf. Mamdani erhielt fast 12 Millionen Dollar aus New Yorks Stadtkasse – und dies ganz legal.

Seit 1988 kennt die Stadt New York nämlich eine Wahlkampfunterstützung durch die öffentliche Hand. Kandidatinnen und Kandidaten für öffentliche Ämter in der Stadt erhalten Geld für ihren Wahlkampf, wenn sie sich dazu verpflichten, gewisse Bedingungen einzuhalten.

Wer Mamdani unterstützen wollte, durfte ihm maximal 2100 Dollar spenden. Dafür wurden individuelle Spendenbeträge von bis zu 250 durch die Stadt mit 8 Dollar pro gespendetem Dollar verstärkt. So konnte Mamdani auch von kleinen Spendern insgesamt um die 2000 Dollar erhalten. Im Gegenzug musste er sich dazu, verpflichten, eine Ausgabenlimite von 7,9 Millionen Dollar einzuhalten. Zudem musste er eine Hürde überspringen. Nur wer mindestens 250’000 Dollar von mindestens 1000 Personen erhalten hatte, konnte auf Unterstützung aus der Stadtkasse zählen.

Gerade weil Mamdani sehr viele Kleinspenden erhielt, erreichte er als einziger Kandidat die Einnahmengrenze. Auch deshalb bat er in einem seiner Wahlkampfvideos die New Yorkerinnen und New Yorker, ihm nicht noch mehr Geld zu schicken.

Wir wollen nicht dein Geld, sondern deine Zeit: Wahlkampfvideo Zohran Mamdanis (Youtube)

Diese Unterstützung sei sehr wichtig, sagte Mamdani dazu gegenüber dem US-Medium «The Lever». «Sie ermöglicht es, die Stimme gewöhnlicher New Yorkerinnen und New Yorker zu verstärken, anstelle der Milliardäre, die es gewohnt sind, unsere Wahlen zu kaufen.»

Die Idee stammt ursprünglich vom ehemaligen US-Präsidenten Theodore Roosevelt. Er schlug sie als Massnahme gegen die grossen Geldsummen vor, die aufbringen musste, wer für politische Ämter kandidieren wollte. In den Siebzigerjahren, nach den Korruptionsskandalen um Präsident Richard Nixon, diskutierte das US-Parlament entsprechende Gesetze, die aber nicht eingeführt wurden. Auch in den Neunzigerjahren gab es weitere Anläufe aus beiden Parteien, die jedoch gestoppt wurden. Barack Obama empfand die Limiten als zu strikt.

Heute kennen in den USA trotzdem 14 Bundesstaaten und 26 Bezirke, Städte oder Gemeinden öffentliche Kampagnenfinanzierung. In den Bundesstaaten New York, Connecticut und Arizona sowie in New York City wurden diese Systeme als direkte Reaktionen auf Korruptionsskandale eingesetzt. Auf nationaler Ebene nehmen die Demokraten derzeit im Repräsentantenhaus einen weiteren Anlauf.

Vor dem Hintergrund der offenen Einflussnahme reicher Unternehmer auf Wahlkampagnen (Infosperber berichtete) gewinnt die Idee an neuem Schwung. In einer aktuellen Umfrage fand eine grosse Mehrheit der Befragten, dass unbegrenzte Wahlkampfspenden die Demokratie bedrohten.

Ein Kampagnenfinanzierungsexperte der Bürgerrechts-NGO Brennan Center sagte vor einem Monat: «Öffentliche Kampagnenfinanzierung ist die effektivste und kraftvollste Reform. Wir können derzeit reiche Spenderinnen und Spender nicht daran hindern, so viel auszugeben, wie sie wollen. Aber wir können die Stimmen aller Anderen hervorheben.»


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Pascal Sigg

Pascal Sigg ist Redaktor beim Infosperber und freier Reporter.

2 Meinungen

  • am 2.11.2025 um 13:55 Uhr
    Permalink

    Sehr interessante Aussage im Artikel: «Seit 1988 kennt die Stadt New York nämlich eine Wahlkampfunterstützung durch die öffentliche Hand. Kandidatinnen und Kandidaten für öffentliche Ämter in der Stadt erhalten Geld für ihren Wahlkampf, wenn sie sich dazu verpflichten, gewisse Bedingungen einzuhalten.» Man könnte die Reglung noch mehr demokratisieren. Jeder Kandidat, der für das Amt des Bürgermeisters von New York City in den Wahlkampf zieht, um gewählt zu werden, darf höchsten 1 Million Dollar für seinen Wahlkampf ausgeben. 500 000 erhält er von der Staatskasse und 500 000 Dollar muss er durch Kleinspenden einsammeln und alle Ausgaben für seinen Wahlkampf müssen veröffentlicht werden. Wenn ein Kandidat mehr ausgibt ist er aus dem Rennen. Es ist nicht gut für eine Demokratie, wenn die Menge der Kohle bestimmt wer gewählt werden wird, darum sollten globale Grosskonzerne höchsten 1000 Dollar Wahlkampf Hilfe leisten dürfen.
    Gunther Kropp, Basel

  • am 3.11.2025 um 09:45 Uhr
    Permalink

    Mamdani bleibt, falls er tatsächlich Bürgermeister von New York werden sollte, in den gesetzlichen Rahmen des Staates New York und der U.S.A. eingebunden – er wird also wenig von dem, was er so von sich gibt, auch wirklich umsetzen können.
    Interessanter ist hier die mediale Begleitmusik, mit der Mamdani gehypt wird. Das geht so im Stil einer Psyop, welche einen muslimischen Bürgermeister in einer der wichtigsten Städte der USA normalisieren soll – ein Signal gegen innen, wie gegen außen. Es würde natürlich auch die Behauptungen relativieren und teilweise entkräften, die U.S. Politik und speziell New York City seien von Israel und jüdischen Interessen dominiert.

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