Soja-Boykott: China trifft Trump-Wähler ins Herz
Die Auslandsverkäufe von Soja, einem der wichtigsten Agrarexportgüter der Amerikaner, brechen gerade ein. Denn China meidet derzeit die bisher in den USA geernteten Bohnen weitgehend. Das ist für die amerikanischen Farmer ein «verheerender» Schlag. Viele von ihnen haben Donald Trump und damit die republikanische Partei gewählt.
Tatsächlich zeigen die jüngsten Daten, dass die laufende Exportsaison für Sojabohnen weitgehend ohne Geschäfte mit beziehungsweise ohne Liefervereinbarungen nach China begonnen hat. Das ist ein deutlicher Bruch gegenüber dem Vorjahr, als um diese Jahreszeit bereits 6,5 Millionen Tonnen gebucht worden waren. Unterdessen füllen sich mit Beginn der Herbsternte in den USA die Lager.
Prekär für US-Farmer: China importiert Soja aus Brasilien, statt aus den USA
Traditionell ging mehr als die Hälfte aller amerikanischen Sojabohnen nach China. Das Land der Mitte hatte sich mit zunehmendem Wohlstand und steigendem Proteinbedarf zum weltweit grössten Abnehmer dieses Agrarprodukts gemausert. Doch in diesem Jahr ist alles anders. Seit die Handelsgespräche zwischen Washington und Peking ins Stocken geraten sind, hat kaum eine amerikanische Sojabohne den Weg nach Osten gefunden.
Das bringt die amerikanischen Farmer in eine prekäre Lage – immer mehr von ihnen kämpfen ums finanzielle Überleben, während sich die Lager füllen und die Preise sinken. China dagegen deckt seinen Bedarf stattdessen in Brasilien. Das südamerikanische Land profitiert schon seit Jahren von Rekord-Sojaexporten, die vor allem ins Land der Mitte gehen.

«Wir stehen derzeit unter Zeitdruck», sagte Darin Johnson der Financial Times. Der Präsident der Minnesota Soybean Growers Association und Landwirt in vierter Generation ergänzte, «selbst wenn wir uns mit China auf ein Handelsabkommen einigen, wird es für diese Ernte einfach zu spät sein». So stehen die Sojabohnenbauern in den gesamten USA vor einer Ernte, für die es keinen Absatzmarkt gibt.
«Sojabohnenschwemme» trifft Trump-Wähler ins Herz
Die Ackerbauern würden mit einer «Sojabohnenschwemme» konfrontiert, deren Auswirkungen «verheerend» sein könnten. Das Überangebot setzt die Preise ausgerechnet zu einer Zeit unter Druck, in der auch die Kosten für Betriebsmittel wie Düngemittel aufgrund von Zöllen steigen.
Sojabohnen werden in erster Linie als Viehfutter verwendet. Sie werden aber auch in der Industrie und zu Herstellung von Konsumgütern genutzt. Nebenprodukte wie Sojaöl etwa können zum Herstellen von Produkten wie Biokraftstoffen oder Feuerlöschschaum verwendet werden.
Seit die Regierung von Präsident Donald Trump Zölle auf chinesische Waren verhängt hat, reagiert Peking mit einer Art Kaufboykott für amerikanische Sojabohnen. Dieser Schritt droht den Landwirten im Mittleren Westen hohe Verluste zu bescheren und könnte landwirtschaftliche Betriebe gefährden, die sich seit Generationen in Familienbesitz befinden.
Über die betriebswirtschaftlichen Folgen hinaus hat diese Störung auch eine politische Bedeutung: Die amerikanischen Ackerbauern im Mittleren Westen und anderswo sind eine wichtige Wählergruppe für die republikanische Partei und natürlich für Donald Trump selbst. Auf diese Weise verwandelt China den Handelsstreit in einen politischen Brennpunkt mit nationaler Auswirkung.
Präsident Donald Trump hat das natürlich längst erkannt und erklärte in den vergangenen Tagen, einen Teil der rasant zunehmenden Zolleinnahmen zur Finanzierung eines Programms zur Unterstützung der amerikanischen Landwirte zu verwenden. Er wird dabei von Landwirtschaftsministerin Brooke Rollins beraten. «Wir werden einen Teil der eingenommenen Zölle unseren Landwirten zukommen lassen, die vorübergehend unter dem Handelsstreit leiden werden, bis dieser sich zu ihrem Vorteil verwandelt», erklärte Trump der Presse.

Längst aber droht sich die Agrarkrise zu verschärfen. «Wenn es der Agrarwirtschaft nicht gut geht, hat das direkte Auswirkungen auf unsere kleinen ländlichen Gemeinden», sagte Johnson. «Die Krise wirkt sich direkt auf das ländliche Amerika aus. Also auf all die kleinen Städte, wie jene, in der ich lebe.»
Für die Farmer ist das Ganze ein Déjà-vu, denn sie haben das Prozedere schon einmal erlebt. Schon in seiner ersten Amtszeit hatte Trump Zölle auf chinesische Waren verhängt, woraufhin Peking die Sojabohnenimporte aus den USA drastisch zurückfuhr. Damals hatte die Trump-Regierung ein 23-Milliarden-Dollar-Rettungspaket für die eigenen Farmer geschnürt.
Das Resultat jedoch war eindeutig und es spricht gegen Trumps Strategie: Schon damals verloren die amerikanischen Sojafarmer 20 Prozent ihres früheren Anteils am Weltmarkt und sie konnten diesen Verlust nie wieder wettmachen. Die brasilianischen Konkurrenten aus dem Mato Grosso, Paraná, Rio Grande do Sul, Santa Catarina sowie im sogenannten Matopiba-Gebiet zählen zu den grossen Nutzniessern.
US-Ackerbauern verlieren ihre Anteile am Weltmarkt – vielleicht für immer
Auch in diesen Tagen schlagen die chinesischen Sojaimporteure fast ausschliesslich in Südamerika zu. Mit der Konsequenz, dass die brasilianischen Sojabohnenexporte auf Rekordhöhen gestiegen sind. Zwischen Januar und August lieferte Brasilien 66 Millionen Tonnen nach China – rund drei Viertel seiner gesamten Exporte.
Trumps Regierung will nun zwar erneut Milliarden einsetzen, um die geschundenen Farmer zu entschädigen. Sie will auch die Beimischungsquoten bei der Herstellung von Biokraftstoffen erhöhen, was die Binnennachfrage nach Sojabohnen ankurbeln würde. Auf der anderen Seite aber hat sie die Agentur für internationale Entwicklung (USAID) aufgelöst, die früher als Absatzkanal für grosse Mengen überschüssiger Agrarprodukte diente.
Fakt ist, dass die amerikanischen Farmer trotz aller Rettungsaktionen der Bundesregierung in Washington Anteile an den Weltmärkten verlieren. Diese können sie künftig aufgrund der hohen Produktionskosten kaum zurückgewinnen, womit die amerikanische Agrarwirtschaft in eine Strukturkrise gerät. Das zeigt sich heute schon daran, dass die Zahl der Insolvenzen in der Landwirtschaft steigt. Auf diese Weise verspielt Donald Trump die Loyalität der landwirtschaftlichen Gemeinden, welche ihn in der Vergangenheit wohl mehrheitlich gewählt haben.

Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors
Keine
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Meinungen in Beiträgen auf Infosperber entsprechen jeweils den persönlichen Einschätzungen der Autorin oder des Autors.
«Die Chinesen boykottieren Soja aus den USA und importieren die Frucht wegen dem Handelsstreit vor allem aus Brasilien»
Ja – der Dativ ist dem Genitiv seinTod!
Richtiges Deutsch wäre: [….]wegen des Handelsstreits [….]
Sehr gut, es gibt ja noch genug Regenwald zum Roden.