Schweizer Rohstoffhändler kontrollieren auch sehr viele Minen
Die Schweiz ist nicht nur die globale Drehscheibe im Rohstoffhandel mit geschätzten Weltmarktanteilen von 35 Prozent beim Erdöl, 60 Prozent bei Metallen, 50 Prozent bei Getreide und 40 Prozent beim Zucker. Die Schweizer Rohstoffkonzerne sind auch im Abbau der Rohstoffe sehr aktiv und auf allen Kontinenten präsent. Die Nicht-Regierungsorganisation «Public Eye» hat in einer neuen Recherche 199 Bergwerke registriert, die von Schweizer Rohstoffkonzernen betrieben werden. Am häufigsten fördern sie den Klimakiller Kohle. Sie sind aber auch sehr aktiv im Abbau der für die Energiewende wichtigen Rohstoffe Kupfer, Kobalt, Nickel, Zink und Bauxit. Ein Drittel der Minen bauen Rohstoffe ab, die für die Energiewende wichtig sind.
Auf 25 Rohstoffhändler verteilen sich die insgesamt von «Public Eye» ausfindig gemachten Minen. Die bekanntesten unter ihnen sind zugleich die Konzerne mit der grössten Präsenz. Nicht überraschend stellt die Recherche fest: «Glencore steht unangefochten an erster Stelle.» Auch Vale mit Hauptsitz in Saint-Prex, die Eurasian Resources Group (in Steinhausen im Kanton Zug), Trafigura (Genf) und BHP in Zug betreiben zahlreiche Minen.

Australien wichtigster Standort
Über die Hälfte der Minen befinden sich in Lateinamerika, Afrika und Asien. Das Land mit der grössten Zahl von Unternehmen unter schweizerischer Kontrolle ist aber Australien. Hier sind es 40 Minen, die insbesondere Kohle abbauen. Es folgen Brasilien mit 27 Bergbauunternehmen, Kasachstan mit 20, Südafrika mit 19 und Kanada mit 17.
Wo die Rohstoffe der Schweizer Konzerne herkommen und wie sie sich auf die drei Rohstoffe Kohle, die für die Energiewende wichtigen Rohstoffe («Transitionsmineralien») und auf «Übrige» verteilen, zeigt folgende Tabelle:

Oft prekäre Verhältnisse
Die Händler verwandeln sich in Rohstoffkonzerne, die vom Abbau bis zum Verkauf gesamte Wertschöpfungsketten kontrollieren. Durch die vertikale Integration vom Abbau bis zum Verkauf der Rohstoffe verstärkt sich der Einfluss auf den Weltmärkten. Damit komme den Unternehmen bei der Wahrung der Menschenrechte und der Umwelt aber noch grössere und direktere Verantwortung zu, betont «Public Eye».
Doch diesbezüglich hapert es. Die Recherche beschreibt Projekte in Brasilien, Guatemala, Guinea, in der Demokratischen Republik Kongo, im Osten Deutschlands, im Pazifik, wo entweder Vale, Solway, Rio Tinto, Glencore, EP Resources oder Allseas tätig sind. Damit verbunden sind Schäden an der Umwelt, schlechte Arbeitsbedingungen und Menschenrechtsverletzungen.
Unter der Überschrift «Die Schweiz braucht Antworten für die Zukunft» fordert «Public Eye» eine Korrektur der schweizerischen Rohstoffpolitik, die von mehr Transparenz und Überwachung bis zu Sorgfaltspflichten bezüglich Einhaltung der Menschenrechte und Schutz der Umwelt reichen.
«La Liberté» konfrontierte den schweizerischen Rohstoffhandelsverband «suissenégoce» mit der Kritik von «Public Eye». Er verweigerte eine Antwort. Begründung: Die vom Redaktor gestellten Fragen seien «tendenziös». Von Medienfreiheit scheint der Verband nicht gerade viel zu halten.
Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors
«Public Eye» hat soeben die Recherche unter dem Titel «Die Weltkarte der Minen» publiziert. In der September-Ausgabe im Magazin der Nicht-Regierungsorganisation ist der ausführliche Bericht unter dem Titel «Viele Schweizer Rohstoffhändler sind auch Minenbarone» zu finden. Autoren des Berichts sind Manuel Abebe und Adrià Budry Carbò. Online ist das Magazin hier.
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