Nur tendenziöse oder naive Medien übernehmen diese PR-Begriffe
Diese Begriffe sollen von Gewalt ablenken und das Kriegsgrauen verschleiern. Gleichgültig, ob militärische Angriffe der legitimen Verteidigung dienen oder ob sie gegen das Völkerrecht verstossen: In beiden Fällen bleiben es Angriffe, die enormes Leid verursachen.
Medien, die sonst gerne klaren Wein einschenken, übernehmen bei Konflikten gerne den Militärjargon «Militäreinsätze» oder «Operationen», statt die Angriffe beim Namen zu nennen. Im Klartext wird bombardiert, mit Drohnen angegriffen oder Land besetzt.
Was Russland als «militärische Spezialoperation» verharmlost, bezeichnen Medien im Klartext als einen Angriffskrieg.
Die Wortwahl, welche Medien übernehmen, verrät, ob sie mit Fakten informieren, oder ob sie mit wertender Wortwahl subtil Stellung beziehen und damit die öffentliche Meinung beeinflussen.
Die Worte «Operation» oder «Militäreinsatz» klingen weniger bedrohlich oder brutal als die Bezeichnungen «Angriff» oder «Invasion». Das Wort «Operation» legt den Fokus auf die organisatorische und technische Seite eines militärischen Angriffs, ohne die menschlichen Opfer, Zerstörung oder Gewalt direkt anzusprechen.
Von «Operationen» oder «Einsätzen» sprechen kriegsführende Regierungen gerne, um den Angriff als notwendig, zielgerichtet oder legitim zu präsentieren.
Schon vor knapp einem Jahr illustrierte Infosperber die Manipulation mit der Wortwahl am Beispiel des damaligen Raketenangriffs des Iran gegen Israel und des gleichzeitigen Angriffs Israels gegen den Libanon.
In der NZZ war die Wortwahl bereits im Lead unterschiedlich: Der Iran führte einen «massiven Angriff» aus, während Israels Bodentruppen zuvor in den Libanon «eingedrungen» seien. Die Tamedia-Zeitungen benutzten die identische Wortwahl und titelten: «Der Iran greift Israel an, nachdem Israels Armee in den Libanon eingedrungen war.»
Allgemein von «Militäreinsätzen» kann man reden, sofern nicht konkrete Angriffe gemeint sind. Die Begriffe «Militäroperationen» oder «Militäraktionen» sollten nur in Zitaten verwendet werden.
Einige zufällig ausgewählte Beispiele
Was den Krieg im Gazastreifen und im Westjordanland betrifft, hatte die «NZZ» am 4. Juli 2023 den Titel gesetzt: «Israel startet umfangreiche Militäroperation im Westjordanland». Es handle sich um «einen der grössten Einsätze seit zwanzig Jahren».
Und am 31. Dezember 2024: «Die israelischen Streitkräfte haben eine Militäroperation im Kamal-Adwan-Spital gestartet.»
Am 16. August 2025: «Am 21. Januar 2025 lancierte Israels Armee die Operation ‹Eiserne Mauer›, den grössten Militäreinsatz im Westjordanland seit rund zwanzig Jahren.» Und am 11. August 2025: «Die jüngste Ausweitung der israelischen Militäroperation in Gaza».
Doch als es am 12. März 2025 um Syrien ging, setzte die «NZZ» das Wort «Militäroperation» plötzlich in Anführungszeichen: «Syriens Übergangspräsident Ahmed al-Sharaa hat das Ende der ‹Militäroperationen› an der syrischen Mittelmeerküste verkündet.»
Selten genug wie etwa am 26. August 2025 nannte die «NZZ» einen Angriff beim Namen und titelte: «Fünf Journalisten unter den 19 Toten bei Angriff Israels». Doch am gleichen Tag schrieb die «NZZ»: «Israel intensivierte die Militäraktionen im Gazastreifen».
Auch die Zeitungen der Tamedia-Gruppe zeigten immer mal wieder, wo sie stehen:
Am 29. August 2024 titelten sie «Israels Armee beginnt Grosseinsatz».
Am 22. Mai 2025 berichteten sie vom Beginn der «Militäroperation» und über die «Militäroffensive Israels». Und am 26. August 2025: «Israels Hardliner kritisiert die Gaza-Offensive hart»
«SRF» (online) wiederum hatte am 2. Juli 2023, als Israel das Westjordanland bombardierte, ähnlich wie die «ARD» gleich auf die ganze Palette zurückgegriffen: «Militäroperation», «Militäraktionen», «Offensive», «Militäreinsatz».
Immerhin verbreitete SRF am 25. August 2025: «Israel setzt die Angriffe im Gazastreifen fort.» Und am 27. August 2025: «Ein israelischer Angriff auf ein Spital im Gazastreifen…» Am 28. August 2025: «In Vororten (von Gaza-Stadt) wird gekämpft und die israelische Luftwaffe fliegt Angriffe.»
Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors
Keine
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