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Vor einem Jahr kam heraus, dass das BSV falsch gerechnet hatte. Jetzt zeigt sich, dass auch die Prognosen daneben lagen. © Pitch in Vigousse

Jetzt plötzlich: Der AHV geht es bestens

Marco Diener /  Die Prognosen zur AHV waren falsch. Die Finanzierung der 13. AHV-Rente ist kein Problem. Das zeigen die Zahlen des Bundes.

Was war im Vorfeld der Abstimmung zur 13. AHV-Rente nicht alles geschrieben worden! «Vernünftigerweise müsste man nein zur 13. AHV-Rente sagen», schrieb der «Blick». Die «NZZ» sagte den Untergang der AHV voraus. Und der «Tages-Anzeiger» schrieb: «Der AHV droht ein gigantisches Defizit.»

Praktisch alle Schweizer Zeitungen beteten die Prognosen des Bundes nach, die seit Jahren viel zu pessimistisch sind. Ebenso die bürgerlichen Parlamentarier. Regine Sauter (FDP/ZH): «Das Vorhaben ist schlicht nicht finanzierbar.» Lars Guggisberg (SVP/BE): «In wenigen Jahren droht ein riesiges Finanzierungsloch.» Ruth Humbel (Mitte/AG): «Die Initiative kostet viel und bringt die AHV aus dem finanziellen Gleichgewicht.»

Die 13. AHV-Rente ist kein Problem

Und jetzt das: Die AHV ist kerngesund. Die Auszahlung der 13. AHV-Rente ab dem nächsten Jahr ist kein Problem. Das zeigen die Finanzperspektiven, die der Bund gestern veröffentlicht hat.

Die Prognostiker im Bundesamt für Sozialversicherungen (BSV) haben unter anderem berechnet, was mit der AHV geschähe, wenn das Parlament keine Massnahmen zur Finanzierung der 13. Rente träfe. Dabei gibt es ein pessimistisches, ein normales und ein optimistisches Szenario.

Gemäss Normalszenario würde die AHV erst 2029 leicht ins Minus kippen. Bis 2040 würde das Vermögen von heute 56 Milliarden Franken auf etwa die Hälfte schrumpfen.

Bis 2040 kein Defizit

Interessanter ist aber das optimistische Szenario. Denn in den vergangenen Jahren hat der Bund stets viel zu pessimistische Prognosen aufgestellt. Nach dem optimistischen Szenario würde die AHV bis 2040 in keinem einzigen Jahr ein Defizit schreiben. Das Vermögen würde in diesem Zeitraum von 56 auf 70 Milliarden steigen.

Noch besser sähe die Rechnung aus, wenn das Parlament eine Zusatzfinanzierung beschliessen würde. Der Bundesrat möchte die Mehrwertsteuer erhöhen, der Ständerat ist für eine Kombination aus Mehrwertsteuer- und AHV-Beitrags-Erhöhung.

Weniger hohe Lebenserwartung

Doch warum sind die Aussichten für die AHV plötzlich so viel besser? Der Bund sieht zwei Gründe:

Erstens dürfte die Zahl der Erwerbstätigen stärker steigen als angenommen. Weil die Zahl erwerbstätiger Frauen weiter zunimmt und weil mehr Erwerbstätige aus dem Ausland zuwandern als erwartet.

Und zweitens nimmt die Zahl der Rentner nicht so stark zu, wie die Prognostiker angenommen hatten. Dass sie sich da verrechnet haben, ist einigermassen erstaunlich. Denn es ist schon seit längerem bekannt, dass die Lebenserwartung der 65-Jährigen seit Jahren kaum mehr ansteigt.

«Es ist ein Grund zum Feiern»

Die erfreulichen Zahlen zur AHV sind übrigens auch bei den Schwarzmalern in den Schweizer Zeitungsredaktionen nicht unbemerkt geblieben. Der «Blick» schreibt: «Die finanziellen Aussichten für die AHV sind besser als bisher gedacht.»

Fast schon euphorisch ist «Watson»: «Es ist ein Grund zum Feiern: Der Bund hat am Mittwoch neue Szenarien für die Finanzierung der AHV vorgelegt. Und sie zeigen ein komplett neues Bild.»

Auch der «Tages-Anzeiger» hält fest: «Die AHV ist so gut wie saniert.»

Leicht zerknirscht muss sogar die «NZZ» zugeben: «Richtig gut sieht es weiterhin nicht aus, aber deutlich besser allemal.»

Was niemand macht: Hinterfragen, warum die Prognosen des Bundes seit Jahren viel zu pessimistisch sind.


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Die Bundesverfassung schreibt vor, dass die AHV- und IV-Renten den Existenzbedarf angemessen decken müssen.

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Eine Meinung zu

  • am 21.08.2025 um 15:12 Uhr
    Permalink

    Hinterfragen: Warum sind die Prognosen des Bundes seit Jahren viel zu pessimistisch? – Wer ist verantwortlich für die Prognosen? Welche Vorteile resultieren für diesen bei optimistischen Prognosen und bei pessimistischen Prognosen? Optimismus fördert Ausgaben …

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