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In günstigen Internetshops lässt sich so manches Schnäppchen machen. Das kann aber auf Kosten der Gesundheit gehen. © Depositphotos

Online-Produkte aus Asien: Explosionsgefahr und Giftstoffe

Daniela Gschweng /  Viele Produkte von Temu und Shein dürften in der EU gar nicht verkauft werden, fanden Konsumentenorganisationen.

Online-Shopping über Plattformen wie Shein, Temu oder Wish ist beliebt. Nicht zuletzt, weil viele Produkte sehr günstig sind. Doch viele dieser Schnäppchen sind riskant. Der europäische Verbraucherverband BEUC stellt in einer Liste zahlreiche Temu-Produkte vor, die von europäischen Konsumentenorganisationen getestet wurden.

Dabei haben die Organisationen aus Dänemark, Grossbritannien und Italien zahlreiche Mängel festgestellt – von verbotenen Chemikalien über fehlende Sicherheitskennzeichen, gefälschte CE-Kennzeichnung bis zu akut gefährlichen Elektroprodukten. Das berichtet die Organisation «Chem Trust», die eine lange Liste von Tests und Mängeln aufführt.

Verbotene hormonstörende Chemikalien in Kinderspielzeug

Der dänische Verbraucherrat (Forbrugerrådet Tænk) etwa fand hohe Phthalatkonzentrationen in Kinderspielzeug. Jedes fünfte Plastikspielzeug von Amazon, Temu, Shein und Wish enthält demnach mehr Phthalate als erlaubt. Phthalate werden als Weichmacher und in Kosmetika eingesetzt und können das Hormonsystem stören. Besonders nachteilig ist das für Kinder. Unter anderem deshalb, weil sie sich noch in der Entwicklung befinden, worauf Hormone einen grossen Einfluss haben.

Die Phthalate DEHP, DBP, DIBP und BBP sind in Kinderspielzeug in der EU verboten. Dennoch waren sie in acht der 40 getesteten Produkte enthalten. Die höchsten Konzentrationen fanden sich in einem Plastikball von Amazon, einer Puppe von Shein und einem Ball von Temu. Wie die Produkte ausgewählt wurden, gibt der dänische Verbraucherrat nicht an. Mängel an Spielzeug aus dem Onlinehandel sind aber nichts Neues. Der Schweizer Spielwarenverband testete 2023 Spielzeug, das über die chinesischen Onlineplattformen Temu und Shein gekauft worden war – 15 von 18 Produkten fielen durch (Infosperber berichtete).

In einem Vergleich von Produkten aus Onlineshops und dem lokalen Handel fand Forbrugerrådet Tænk in der EU verbotene PFAS in Outdoorjacken von Amazon, Shein und Temu. Die dänische Organisation fand ausserdem Schmuck mit Cadmium und zu viel Nickel sowie verbotene PFAS in Einweggeschirr, ebenfalls bei Vergleichen. «Öko-Test» untersuchte im vergangenen Dezember 2024 Kleidungsstücke von Shein und fand Phthalate sowie andere giftige Stoffe wie Antimon, Blei, Cadmium und Naphthalin. Eine Zusammenfassung mit den wichtigsten Mängeln aus den Daten von BEUC steht am Ende dieses Artikels, in ausführlicher Form und grösserer Auflösung auch hier.

Brandgefahr bei Heizlüftern

Heizlüfter, die in Grossbritannien bereits rund 9000 Mal verkauft worden waren, fielen sämtlich durch – wegen Brand- und Explosionsgefahr. Geprüft wurden nur wenige Geräte. Die Montage bei den geprüften Modellen sei jedoch so schlecht gewesen, dass sie eine Gefahr für den Nutzer darstellten, schreibt die Organisation Which?. Dazu kamen ein illegaler Strecker und eine gefälschte Sicherung. Viele Beanstandungen betreffen ausserdem vorgeschriebene Dokumentation wie Bedienungsanleitungen, Warnhinweise oder Inhaltsdeklarationen.

Weitere Auffälligkeiten:

  • Kosmetika fielen durch fehlerhafte oder unvollständige Kennzeichnungen auf oder durch im Verkaufsland nicht lesbare Beschriftungen.
  • Illegale Waffen wie Messer tauchten ohne Altersprüfung im Angebot auf.
  • Babyspielzeug zeigte eine hohe Mängelquote von 86 Prozent – oft bestand Verschluckungsgefahr durch Kleinteile.
  • Verwechslungsgefahr: Produkte wie bunte Waschmittel-Pods sahen Spielzeug zum Verwechseln ähnlich.

Chem Check und andere Konsumentenorganisationen geben Tipps für den sicheren Online-Einkauf. Zum Beispiel, möglichst nur auf Plattformen aus der EU einzukaufen, auf Umwelt- und Prüfsiegel wie den Blauen Engel, das EU-Ecolabel oder den Nordic Swan zu achten oder Inhaltsstoffe mit Apps wie Code Check zu prüfen. Und natürlich: Im Zweifel auf verdächtig günstige Angebote zu verzichten.

Erste Reaktionen – und neue Regeln

Laut «Chem Trust» nahmen manche Plattformen nach Hinweisen der Konsumentenschützer Produkte vom Markt. Doch solange die Kontrollen lückenhaft seien, bleibe das Risiko für Konsumentinnen und Konsumenten hoch, schreibt die Organisation. Gefälschte EU-Konformitätskennzeichen (CE-Labels) etwa sind sehr häufig. Die EU-Kommission habe deshalb strengere Regeln angekündigt: Ab 2025 sollen Online-Plattformen stärker in die Pflicht genommen werden, nur sichere und gesetzeskonforme Produkte anzubieten.

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→ Grafik in höherer Auflösung hier. Der europäische Verbraucherverband BEUC fasst zahlreiche Tests von europäischen Konsumentenorganisationen zusammen, die Produkte der Online-Plattform Temu getestet haben.

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