Baby eincremen

Zwei Jahre lang sollten die Eltern ihr Kind täglich behandeln. © mathom / Depositphotos

Neurodermitis: Tägliches Eincremen beugte bei Babys vor

Martina Frei /  Bei Kindern, die am ganzen Körper mit einem befeuchtenden Pflegeprodukt eingecremt wurden, brach die Krankheit seltener aus.

Neurodermitis kann mühsam und wegen des damit verbundenen Juckreizes auch schlafraubend sein. Mehrere frühere Studien haben untersucht, ob tägliches Eincremen dieser Hautkrankheit bei Babys vorbeugt. Das war nicht der Fall. Allerdings waren diese Studien klein und kurz und damit nicht so aussagekräftig wie eine aktuelle US-Studie mit rund 1250 Kindern.

Per Los bestimmt, wurde die Hälfte der Eltern für diese Studie gebeten, ihr acht bis zehn Wochen altes Baby zwei Jahre lang täglich einmal am ganzen Körper einzucremen. Dazu erhielten die Eltern fünf verschiedene, befeuchtend wirkende Hautpflegeprodukte, die einen schützenden Film auf der Haut bilden und die Haut geschmeidig machen sollen. Welches dieser von Hautärzten ausgewählten Produkte sie benützten, blieb den Betreuungspersonen überlassen. 

Gemeinsam war allen Hautpflegemitteln (die in der Studie nicht namentlich genannt werden), dass sie weder hautreizende Stoffe enthielten noch solche, die als häufige Allergieauslöser bekannt sind. 

Die Vergleichsgruppe erhielt allgemeine Tipps zur Hautpflege beim Baby, beispielsweise, dass sie das Kind zweimal pro Woche mit einem sanften Hautreinigungsmittel badeten. Die meisten Eltern in dieser Gruppe cremten ihr Kind allerhöchstens zweimal pro Woche ein.

Eines von etwa 15 Kindern profitierte

Im Lauf der zwei Jahre wurde laut «Jama Dermatology» bei 36 Prozent der Kleinkinder, die eingecremt wurden, Neurodermitis festgestellt. Bei den Kindern in der Vergleichsgruppe waren es 7 Prozent mehr (43 Prozent). Die kleinste Wahrscheinlichkeit, an Neurodermitis zu erkranken, hatten in dieser Studie Kinder, die täglich eingecremt wurden und in deren Familie ein Hund lebte (circa 14 Prozent weniger).

Warum in dieser Studie so viele Kinder diese lästige, juckende Hautkrankheit bekamen, ist unklar. Weltweit werden durchschnittlich sechs Prozent der Kinder und Jugendlichen von Neurodermitis geplagt, wobei die Zahlen je nach Alter und Region stark variieren. In der Schweiz sollen laut der Patientenorganisation «aha – Allergiezentrum Schweiz» 10 bis 20 Prozent der Kinder betroffen sein. Insgesamt nimmt diese Hauterkrankung in vielen Ländern zu. Zur Neurodermitis tragen ererbte Faktoren bei, Umweltfaktoren und die Lebensweise. Kinder, die auf einem Bauernhof aufwachsen, bleiben eher davon verschont. Laut der «Hygiene-Hypothese» kann zu viel Sauberkeit die Erkrankung begünstigen.

Atopische Dermatitis
Typisches Bild: Oft sind bei Neurodermitis die Kniekehlen betroffen.

Bisher keine allgemeine Empfehlung

Ob das vorbeugende, tägliche Eincremen von Babys generell zu empfehlen ist, können die Wissenschaftler noch nicht sagen. Zu unerwünschten Wirkungen, zum Beispiel mehr Hautinfektionen oder Nahrungsmittelallergien, kam es durch diese Behandlung zwar nicht. Offen ist aber zum Beispiel, ob die Kinder durch das langfristigen Eincremen bestimmte Inhaltsstoffe über die Haut aufnehmen, die sich später womöglich als schädlich erweisen könnten.


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