Kampfjets: 150 Liter Treibstoff pro Minute
Ein Kampfflugzeug kann je nach Modell sechs bis acht Tonnen Treibstoff laden. Verbraucht ist er innerhalb von fünf Minuten, wenn der Pilot den Nachbrenner einschaltet.
Wie viel Treibstoff Militärflugzeuge genau verbrennen, ist top secret. Nur die Hersteller und diejenigen, die solche Flugzeuge fliegen, wissen darum – nicht aber diejenigen, welche zuerst die Kampfjets und das Flugbenzin bezahlen und nachher die dadurch verursachten Umweltschäden und den Wiederaufbau.
«Wir möchten nicht, dass jeder weiss, wie viel Treibstoff wir bei diesen Einsätzen verbrauchen», sagte Markus Rülke von der Abteilung für Umweltschutz im deutschen Verteidigungsministerium 2023 gegenüber «Reuters». Die Nachrichtenagentur schrieb damals vom «blinden Fleck» bei den weltweiten Bemühungen, klimaschädliche Treibhausgase zu reduzieren.
Laut den «Scientists for Global Responsibility» verursacht das Militär – vorsichtig geschätzt – weltweit 5,5 Prozent aller CO2-Emissionen. Aktuelle Kriege und militärische Lieferketten sind da noch gar nicht eingerechnet (Infosperber berichtete).
63 Liter pro Minute – bei ruhigem Flug
«Sie werden keine zuverlässigen öffentlichen Informationen zum Kraftstoffverbrauch von Kampfflugzeugen finden», sagt Professor Dragan Kožulović von der Universität der deutschen Bundeswehr in München. Kožulović ist Spezialist für Flugantriebe und Turbomaschinen.
Die Website «flyajetfighter.com» liefert immerhin Anhaltspunkte:
- Ein «F-16 Fighting Falcon» verbrauche bei einem Routineflug in grosser Höhe – dort ist die Luft dünner und der Verbrauch darum bis zu 30 Prozent niedriger – etwa 3800 Liter Treibstoff pro Stunde. Bei Flugmanövern, die viel Schubkraft erfordern, verbrenne dieser Kampfjet stündlich über 9000 Liter.
- Beim französischen «Rafale» seien es rund 2500 Liter pro Stunde – und bis zu 9000 Liter, wenn der Pilot ein Kampfmanöver fliege.
- Der «F-22 Raptor» verbrenne pro Stunde durchschnittlich 5600 Liter Kerosin und im Extremfall über 8000 Liter.
Professor Dragan Kožulović hält diese Werte für plausibel. «Man muss aber wissen, dass die Piloten den Nachbrenner nur selten einschalten und wenn, dann meist höchstens für 10 bis 30 Sekunden, zum Beispiel, wenn sie sich in Sicherheit bringen müssen», sagt der Ingenieur.
Der «sehr durstige» F-35
Pro Liter Treibstoff entstehen etwa 3,15 Kilo erderwärmend wirkendes CO2. Dazu kommen unter anderem Stickoxide und Kondensstreifen, die ebenfalls mehrheitlich klimaerwärmend wirken.
Für den Eurofighter, dessen Tank 6125 Liter fasst, nennt «flyajetfighter.com» einen Verbrauch von durchschnittlich 4500 Liter pro Stunde. Der Triebwerksspezialist von der Bundeswehrhochschule hält dies eher für zu hoch gegriffen.
Nicht genannt wird auf der Website der F-35, den nebst der Schweiz auch diverse andere europäische Länder kaufen und der laut Kožulović in der Branche als «sehr durstig» bekannt ist. «Er hat nicht die beste Aerodynamik und bietet mehr Luftwiderstand. Darum ist mehr Schubkraft nötig, was sich im Treibstoffverbrauch niederschlägt.»
Laut einer Studie, die das «Social Science Research Network» Ende Mai veröffentlichte, verbraucht der F-35 rund 40 Prozent mehr Kraftstoff als der F-16. Im Krieg gegen die Hamas und die Bevölkerung von Gaza setzt Israel laut der Studie sowohl F-16 (zum Bomben) als auch F-35-Kampfjets (für Patrouillen) ein.
Israel: Mindestens 57 Millionen Liter Flugbenzin in 120 Tagen verbrannt
Diese noch nicht von Gutachtern geprüfte Studie summiert die Umweltschäden, welche die Kriegsparteien und ihre Zulieferer allein in den ersten 15 Monaten des Gaza-Kriegs verursachten. In den ersten 120 Kriegstagen verbrachten demnach mehr als 200 israelischen Kampfjets etwa 15’900 Stunden in der Luft. Das ergebe – konservativ geschätzt – einen Verbrauch von 57 bis 143 Millionen Liter Treibstoff*.
Flugzeugmodell, Ladegewicht, Flughöhe, Geschwindigkeit, Temperatur, Wetter und vor allem schnelle Flugmanöver in Kampfsituationen beeinflussen den Treibstoffbedarf. Viel Kraftstoff benötigen Flieger beispielsweise beim Starten oder wenn sie in der Luft betankt werden, weil dies genaues Positionieren erfordert.
Ein voll beladener Jet könne laut «flyajetfighter.com» ein Fünftel mehr verbrauchen. Bei zweifacher Schallgeschwindigkeit vervierfacht sich der Verbrauch in etwa. «Wenn die Piloten mit Überschall fliegen, um zum Beispiel ein anderes Flugzeug abzufangen, ist nach circa zehn Minuten fertig», so Kožulović. Dann muss das Flugzeug wieder betankt werden.
Tankflotte über Syrien
Wegen ihres hohen Kraftstoffbedarfs können Kampfjets in der Regel höchstens ein bis zwei Stunden in der Luft bleiben bzw. maximal 1000 Kilometer hin- und wieder zurückfliegen – es sei denn, sie tragen zwei zusätzliche Tanks à ein bis zwei Tonnen Flugbenzin unter den Flügeln. Sind diese Tanks entleert, können sie notfalls abgeworfen werden wie Bomben.
«Kampfflugzeuge haben eine geringe Reichweite», sagt Kožulović und verweist auf den Einsatz der Nato in Ex-Jugoslawien. «Damals starteten die Flugzeuge in Italien. Bereits über der Adria mussten sie wieder nachtanken.»
Aufgrund der Distanz zwischen Israel und Iran mussten jüngst auch die israelischen Kampfjets «am Himmel über dem Nahen Osten» aufgetankt werden – insgesamt über 600-mal, wie die «Jerusalem Post» berichtete. Sie veröffentlichte ein vom Militär freigegebenes Video, auf dem der Vorgang zu sehen ist – nicht aber, wo genau er stattfand. Diese Luftbetankungseinsätze sind aus Sicht des israelischen Militärs «von entscheidender Bedeutung, weil damit die Luftüberlegenheit in der Region aufrechterhalten werden kann». Ein Betankungsflugzeug führe zehn Tonnen Treibstoff mit.
Klimaschäden durch Militär und Kriege geht nicht in die Bilanz ein
Zu den Kampf- und Kriegseinsätzen addieren sich erstens die Übungsstunden der Piloten.
Zweitens all die zivilen Flugzeuge, die im Hintergrund im Kriegseinsatz sind: Laut der erwähnten Studie lieferten allein die USA in den ersten 15 Monaten des Gaza-Kriegs 50’000 Tonnen Kriegsmaterial nach Israel. Dies geschah mit 507 Transportflügen und 107 Frachtschiff-Transporten.
Drittens sorgt der Krieg auch indirekt für mehr Umweltverschmutzung, weil die Passagierflugzeuge der Zivilluftfahrt das Kampfgebiet umfliegen müssen und so längere Strecken zurücklegen.
Dazu kommen die Umweltschäden durch flüchtende Menschen, Panzer, LKWs, Kriegsschiffe, Bomben, Brände, zerstörte Häuser, in die Luft gesprengte Gaspipelines und Atomanlagen, Minenräumung, Wiederaufbau …
Was das alles mit dem Klima macht, kann Politikern und dem Militär trotzdem egal sein. Denn «im Pariser [Klima-] Abkommen von 2015 wurde den einzelnen Staaten überlassen, ob sie Angaben zu den CO2-Emissionen ihres Militärs machen», berichtet die Nachrichtenagentur «Pressenza». Daher würden die Regierungen entweder gar nichts dazu sagen, «oder sie bleiben vage und machen zu niedrige Angaben».
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*In einer früheren Fassung stand hier fälschlicherweise Flugbenzin.
Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors
Keine
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Meinungen in Beiträgen auf Infosperber entsprechen jeweils den persönlichen Einschätzungen der Autorin oder des Autors.
Frau Frei hat einen Sachverhalt aufgegriffen, den die Bürgerinitiative gegen Fluglärm und Umweltzerstörung in Kaiserslautern seit vielen Jahren im Zusammenhang der militärischen Flugaktivitäten rund um die Airbase Ramstein und der TRA Westpfalz zum Anlass von Beschwerden, Protesten und Petionen bis zu Land- und Bundestag gemacht hat. Die BI weist auf ihrer Website täglich die erfassten Flüge sowie die unglaublichen Schadstoffmengen aus. Aber nicht einmal die DUH ist bereit, das Thema aufzugreifen. Das ist ein Skandal.
An Fr. Frei! Bitte unbedingt korrigieren: Flugbenzin ist kein Treibstoff für Strahltriebwerke! Sondern ein Ottokraftstoff mit sehr hoher Oktanzahl für Kolbenmotoren in Propellerflugzeugen und einigen Hubschraubern, auch AvGas genannt. Die richtige Bezeichnung für den im Artikel gemeinten Treibstoff ist Kerosin oder Flugturbinentreibstoff, ein billiges und energiereiches Raffinerieprodukt, das eher dem Diesel ähnelt. Je nach Sorte sind noch jede Menge Zusätze drinnen; bei den militärischen Sorten ist das geheim. Man weiß also nicht genau welche Schadstoffe bei der Verbrennung ausgestoßen werden. Dazu kommt dass es bei Strahltriebwerken weder Abgasnormen noch Filter oder Katalysatoren gibt. Derzeit kostet der Liter Kerosin im Flugbetrieb komplett steuerbefreit 60 – 70 Eurocent. Man findet leider überall die falsche Bezeichnung «Flugbenzin» statt Kerosin. Flugbenzin ist heutzutage eher ein Nischenprodukt für die Sport- und Privatfliegerei. Bitte unbedingt ausbessern! Danke!
Lassen wir dieTatsache beiseite,daß Krieg ohnehin ein Ausdruck des Schwachsinns ist. Lassen wir auch die Umweltschäden – für ALLE Staaten – außen vor, weil sie gar nicht bezifferbar sind. Betrachten wir nur den militärischen Faktor «Kampf-Jet» und seine im Artikel geschilderten Einsatzprämissen: Wer heute noch solche Objekt wie z.B. die F-16 kauft, ist entweder dumm oder Opfer der Rüstungslobby.Ähnliches gilt für die «Computer auf Ketten». Schon im WK II waren die Jagdgeschwader von ziemlich sekundärer Bedeutung – im Gegensatz zu den Bombern (Terror gegen die Zivilbevölkerung) und Großraumtransportern (Luftlandetruppen). Letzthin sind die Bodentruppen der entscheidende Faktor. Darum iSt die allgemeine Wehrpficht sinnvoll – aber nicht das 5%(BIP)-ZIEL; denn das soll absolut vorrangig eben in die o.g. Objekte gesteckt werden – und F16 ist Trump und das ist sein wirkliches Ziel:
Abbau des gigantischen US-Schuldenberges.