Vang Pao

Vang Pao war Generalmajor der Königlich-Laotischen Armee. Später führte er die Hmong-Gemeinschaft in den USA an. Von Klagen wurde er freigesprochen. © LHLT

CIA: «Vang Pao war der grösste Held des Vietnamkriegs»

Felix Abt /  Der General rekrutierte Freiwillige und Soldaten seines Hmong-Volkes in Laos. Ein Besuch am Ort, wo keine Journalisten hingehen.

Red. Felix Abt ist Unternehmer und lebt in der Provinz Khanh Hoa im Süden Vietnams. Kürzlich besuchte er das Volk der Hmong im Hochland von Laos.

Grün gleich Hmong rfi
Gründe Fläche: Wohngebiet des Volkes der Hmong

Im Hochland von Laos hatte Hmong-General Vang Pao Freiwillige und zwangsverpflichtete Soldaten seines Stammes rekrutiert, um sie im geheimen Krieg der CIA gegen die Pathet Lao und ihre vietnamesischen Verbündeten auf dem Ho-Chi-Minh-Pfad einzusetzen. CIA-Direktor William Colby bezeichnete Vang Pao als den «grössten Helden des Vietnamkriegs». 

Dorf Mhong Felix Abt
In einem Dorf der Mhong im Hochland von Laos

Heute führt das Hmong-Volk, das von den Mongolen abstammt, einen ruhigen landwirtschaftlichen Lebensstil. Der einst florierende Opiumhandel ist inzwischen verboten.

Das Volk lebt abgeschieden und bescheiden. Ich war der einzige Tourist in einem Hmong-Dorf. Die Hmong gehören zu den Völkern, die in der Uno nicht vertreten sind.


Opium als Waffe

Früher war Opium eine wichtige Einnahmenquelle. Das Rauschgift wurde unter der französischen Kolonialherrschaft der 1940er und 1950er Jahre zu einem geopolitischen Instrument. Der französische Geheimdienst finanzierte damit antikommunistische Milizen. Sie tauschten im Rahmen wie der «Operation X» Waffen gegen Opium. 

Nach Frankreichs Rückzug übernahm die CIA dieses System. In den 1960er Jahren konnte eine kleine Mohnparzelle einer Hmong-Familie 100 bis 200 Dollar jährlich einbringen – ein Vermögen in Laos, wo das Durchschnittseinkommen bei 70 Dollar lag. Die Hmong beherrschten die Opiumproduktion in Laos, und ihre Ernten wurden zu Heroin verarbeitet. 

Die älteren Hmong erinnern sich noch gut ans Opium. Sie hätten es vor allem in Städten wie Vientiane oder Saigon verkauft, wo es Konsumenten mit genügend Geld gegeben habe. Dort gab es auch Verarbeitungsstätten. Für die Hmong sei Heroin viel zu teuer gewesen.

Der US-Geschichtsprofessor Alfred McCoy beschreibt in seinem Werk The Politics of Heroin in Southeast Asia (1972), wie die von der CIA betriebene Air America Opium aus Hmong-Dörfern nach Long Tieng transportierte, dem laotischen Hauptquartier der CIA. CIA-Mitarbeiter, darunter der Pilot Neil Hansen und der USAID-Beamte Ron Rickenbach, wurden Zeugen, wie das Opium in die Flugzeuge geladen wurde. Trotzdem leugnete der Geheimdienst seine Beteiligung unter Berufung auf die nationale Sicherheit. Im Auftrag der CIA organisierte Vang Pao den Handel und kaufte Opium über dem Marktpreis, um sich Loyalität zu sichern. Bis 1966 sammelten seine Offiziere die Ernten der Bauern ein. Damit statt Reis Mohn angebaut wurde, lieferte die CIA grössere Mengen günstigen Reis nach Laos. Dörfern, die nicht umstellen wollten, erschwerte man den Verkauf von Reis. 


Kinder und Alte an der Front

Paos Armee, die ursprünglich 40’000 Mann stark war, musste sich zunehmend auf Kindersoldaten stützen, weil die Verluste zunahmen. Der dortige US-Landwirtschaftsexperte Edgar «Pop» Buell stellte 1968 fest, dass sich unter den Rekruten sowohl Kinder im Alter von zehn Jahren als auch Männer über 45 Jahre befanden. Eine ganze Generation dazwischen war im Begriff, verloren zu gehen. 

Bis 1971 sank die Opiumproduktion der Hmong von 100 bis 150 Tonnen auf 30 Tonnen. Bis dann hatte Heroin, das aus ihren Ernten gewonnen wurde, Südvietnam überschwemmt und machte fast ein Drittel der US-Truppen süchtig.

Heute leben die Hmong-Bauern von Kaffee, Mais und Gemüsen sowie von Hühnern, Schweinen oder Büffeln. Reisfelder gibt es nur noch wenige. Ausserdem werden Baumrinden, Blumen, Käuter und Pilze zu Vorbeugemitteln gegen Krankheiten, Arznei- und zu Potenzmitteln verarbeitet, die sich an Laoten und Chinesen gut verkaufen.

Als die kommunistische Widerstandsbewegung Pathet Lao vorrücktemussten zwischen 100’000 und 200’000 Hmong fliehen, vor allen in thailändische Lager. Vang Pao entkam per CIA-Hubschrauber nach Thailand und von dort in die USA. Am Ende des Krieges waren 30’000 bis 40’000 Hmong-Soldaten und zahllose Zivilisten umgekommen – eine Zahl, welche die Verluste der USA in Vietnam übertraf.

In keinem anderen Land wurden pro Einwohner so viele Bomben abgeworfen wie in Laos. Dutzende Millionen Sprengsätze sind bis heute nicht entschärft und verstümmeln Menschen. Laos wurde zu dem am meisten bombardierten Land der Geschichte. Das von französischen und US-Interessen manipulierte Volk der Hmong wurde in einen Konflikt des Kalten Krieges verwickelt, der Teile ihrer Bevölkerung und Kultur zerstörte. 

Weil die Hmong Alliierte der Amerikaner waren und die Pathet Lao und der Viet Minh über keine nennenswerte Luftwaffe verfügten, blieben ihre Dörfer von Bomben weitgehend verschont.

Hmong baut Musikinstrument
Ein Hmong baut ein Musikinstrument

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Verleugnete Geschichte

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