Konstanz_Parking_Stephansplatz_Web

Wo der Franken nichts wert ist: auf dem Sankt-Stephans-Platz in Konstanz © cm

Konstanz: Wenn man für 1 Euro 2 Franken zahlt…

Christian Müller /  Geldwechseln, von Euros in Franken und umgekehrt, ist so eine Sache. Es kann wenig kosten – oder auch viel, wie Exemplum zeigt.

Nichts gegen das Restaurant Dischinger, wo man für einen fairen Preis verschiedene Fische vom letzten Fang – darunter Saiblinge, Felchen, Egli und Zander – aus dem Bodensee serviert bekommt: eine echte Gaumenfreude!

Nichts gegen das Jan Hus Museum, wo man sich kundig machen kann, wie der Prager Reformator Jan Hus zwecks Diskussion ans Konzil von Konstanz (1414 – 1418) eingeladen wurde und dann, entgegen allen, sogar schriftlich abgegebenen Zusicherungen, von den Mächtigen der alleinseligmachenden Katholischen Kirche ins Gefängnis geworfen und am 6. Juli 1415 auch noch bei lebendigem Leib verbrannt wurde: ein interessantes Stück Religionsgeschichte!

Und auch nichts gegen all die vielen Läden, die davon profitieren, dass die Schweizer gerne nach Konstanz kommen, um hier – dem Wechselkurs sei Dank! – günstig einzukaufen.

Nur: zuviel ist zuviel. Wer den Ausflug mit dem Auto macht und – mit der Erfahrung des über Nacht aufgebrochenen Autos bereits vertraut – sein mitgebrachtes Reisegepäck möglichst nahe ans Hotel in der Altstadt bringen möchte, um es ins Hotelzimmer zu bringen, macht grosse Augen. Das Parking-Meter, wo man den obligatorischen Parking-Obulus einlegen muss, gibt im wörtlichen Sinne den Tarif durch: 1 Euro entspricht 2 Franken! Siehe Bild oben!

Nicht gerade ein freundlicher Empfang für einen Ausländer – ja, in Konstanz sind wir Schweizer ja die Ausländer! – denkt man sich da. Aber auch wenn es keine typische Schweizer Eigenart ist, gastfreundlich zu sein: Vom Ausland immerhin erwarten wir das! Schliesslich bringen wir ja Geld!

Es hat System…

Aber man steckt es weg und versucht eben einfach, möglichst schnell umzuparken. Ins nächste Parkhaus natürlich, ins Parkhaus Altstadt. Die dortige Zahlkarte steckt man in die Tasche – bis es am nächsten Tag ans Zahlen geht.

Nein, mit einer EC- oder Kreditkarte kann man hier nicht zahlen, nur mit Bargeld. Auch mit Schweizer Franken, hier, einen Kilometer von der Schweizer Grenze entfernt? Ja, man kann, zwar nicht mit harten Münzen, aber immerhin mit 10er- und 20er-Noten. Umgerechnet wird, wie es da heisst, «zum Tageskurs».

Zum Tageskurs? Nach Konstanzer Lesart ist der Tageskurs: 10 Franken sind 6,70 Euro – siehe Bild unten. Oder anders: Man zahlt hier für 1 Euro 1 Franken und 49 Rappen, statt, wie man an diesem Tag im Internet nachschauen kann, 1 Franken und 8 Rappen. 40 Prozent Gewinn aus dem Währungs-Wechsel? Kein schlechtes Geschäft!

Tageskurs: 10 CHF = 6,7 EUR: Die Kasse des Parkhauses Altstadt in Konstanz

Da ist man für einmal gut beraten, auf die Bank zu gehen. Auch wenn die Banken für das einmalige Wechseln in Minutenschnelle mittlerweile mehr verlangen, als man von ihnen an Zins erhält, wenn man ihnen sein Geld für ein ganzes Jahr anvertraut, damit sie damit «arbeiten» können …


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4 Meinungen

  • am 27.07.2016 um 11:09 Uhr
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    Ich seh das Problem nicht wirklich. Wenn man nach Deutschland fährt und keine Euros mitbringt oder wechselt, ist ja irgendwie selber schuld, oder…? Ich hätte nicht mal erwartet, dass deutsche Parkuhren – Grenzgebiet hin oder her – überhaupt CHF annehmen.

  • am 27.07.2016 um 16:37 Uhr
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    Da gibt es auch an Kioske in der Schweiz ähnliche Beispiele.

    Fachzeitschriften aus Deutschland, beispielsweise im Bereich Informatik, gibt es auch Preise (vom Verlag aufgedruckt, nicht von Kiosk AG oder so) 9€ / 18 SFR. Wer ein Monopol hat, schlägt gnadenlos zu, das ist das Wesen des Kapitalismus.

  • am 31.07.2016 um 14:44 Uhr
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    @Franz Abächerli: Ihre Analogie passt nur teilweise. Am Schweizer Kiosk kann ich die deutsche Zeitschrift entweder zum Wucherpreis kaufen oder gar nicht. In Konstanz hingegen zwingt mich niemand, Schweizer Franken in eine Parkuhr zu werfen.

  • am 3.08.2016 um 21:38 Uhr
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    Das klingt so etwas nach dem Gequengel, das mir in den Leserbriefspalten allzuoft begegnet. Ich finde diese Kaufkraftabschöpfung o.k. Was mir weniger einleuchtet: wenn ich nach Bregenz fahre (bis zur Grenze mit dem GA), bezahle ich bei den SBB für das Online-Ticket 10 CHF, wenn ich in Bregenz oder St. Margrethen am Automaten kaufe 3.80 €. Bei den erwähnten Zeitschriften am Schweizer Kiosk wird wenigstens eine physische logistische Leistung erbracht – im Unterschied zum Ticket.

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