Legale_Geldwsche-1

Schlagzeile der Abendnachrichten des Senders ORF 1 vom 13.4.2012: «Legale Geldwäsche» © orf

Österreichs Tagesschau: «Legale Geldwäsche»

Red. /  Die Schweizer Tagesschau spricht von «Steuerabkommen» und «Geld legalisieren», die österreichische von «legalisierter Geldwäsche».

Dass es um «Schwarzgelder» geht, wird in der Tagesschau des ORF 1 deutlich gesagt. Für Zuschauerinnen und Zuschauer viel klarer, erklärte der österreichische Sender im Klartext, was die Folgen des neuen Steuerabkommens zwischen der Schweiz und Österreich sind: «Alle Steuerpflichtigen können ihr Schwarzgeld mit einer einmaligen Zahlung weiss waschen.» Die Kunden würden anonym bleiben und Schwarzgeld werde deshalb auch in Zukunft seinen Weg in die Schweiz finden.

Die Schweizer Tagesschau sprach etwas verklausuliert von einer «Abgeltungssteuer von 15-38 Prozent», mit der man «Geld» (nicht Schwarzgeld) nachträglich «legalisieren» kann. 15-38 Prozent von was (unversteuertes Kapital? Unversteuert kassierte Zinsen?), verriet die Tagesschau nicht. Es bleibt schleierhaft, warum die Tagesschau-Journalisten davon ausgehen, dass dies die Zuschauerinnen und Zuschauer wissen.

Im österreichischen Fernsehen stand die Frage im Vordergrund, ob diese Steueramnestie gerecht sei, oder ob sich ehrliche Steuerzahler nicht allzu dumm vorkommen müssen.
Dagegen stand in der Tagesschau und im 10vor10 des Schweizer Fernsehens die Frage im Vordergrund, wie gross die Chancen sind, dass Österreichs Parlament das Steuerabkommen schnell und problemlos unterzeichnet.

Die NZZ titelt heute auf der Frontseite neutral «Abkommen mit Wien besiegelt» und meinte im Innern des Blattes, «das Schweizer Konzept der Abgeltungssteuer hat einen Schritt vorwärts gemacht».
Der Tages-Anzeiger und der Bund titeln «Ein Deal ‹für eine bessere Steuerwelt›.


Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors

keine

Zum Infosperber-Dossier:

srf_nur_logo11

Kritik von TV-Sendungen

Fehler passieren überall. Beim nationalen Fernseh-Sender sind sie besonders ärgerlich. Lob und Tadel.

War dieser Artikel nützlich?
Ja:
Nein:


Infosperber gibt es nur dank unbezahlter Arbeit und Spenden.
Spenden kann man bei den Steuern in Abzug bringen.

Direkt mit Twint oder Bank-App



Spenden


Die Redaktion schliesst den Meinungsaustausch automatisch nach drei Tagen oder hat ihn für diesen Artikel gar nicht ermöglicht.

Eine Meinung zu

  • am 16.04.2012 um 18:35 Uhr
    Permalink

    Das gehört in die Abteilung: «Ungeklärte Phänomene der Weltgeschichte". Nämlich: Wie ist es in einer freien Gesellschaft mit jedem nur denkbaren Informationszugang möglich, dass bei diesem Thema eine derart durchgängige Gleichschaltung der Schweizer Medien stattfindet? Ohne Abweichung, ohne kritisches Hinterfragen? Schlüssige Antworten erbeten.

Comments are closed.

Ihre Meinung

Lade Eingabefeld...