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Nicht alle WC-Reiniger reinigen gut. Und viele enthalten unnötig viele Chemikalien. © Hessischer Rundfunk (HR), Videoscreenshot

«Öko-Test»: WC-Reiniger können bedenkliche Stoffe enthalten

Daniela Gschweng /  Wer einfach nur die Toilette putzen will, erwirbt dafür viel Chemie. Das ist völlig unnötig. Genauso wie zu häufig putzen.

Für die meisten Menschen sollte die Toilette möglichst sauber sein. Es gibt wohl wenig Abstossenderes im Haushalt als ein schmutziges WC. Viele WC-Reiniger schlagen aber mit der chemischen Keule zu, wo es gar nicht nötig ist.

Das berichtet das deutsche Magazin «Öko-Test», das 25 WC-Reiniger mit Zitronenduft getestet hat. Rund 13 Reiniger schnitten dabei mit «gut» oder «sehr gut» ab, einer mit «mangelhaft».

«Öko-Test» kritisiert unnötig aggressive Säuren

Die Testerinnen und Tester fanden aber auch viel Kritikwürdiges. Die getesteten Reiniger enthielten teils aggressive Säuren, allergieauslösende Substanzen und umweltschädliche Desinfektionsmittel. Einige reinigten auch schlicht nicht gut. Die gute Nachricht immerhin: Auch günstige Produkte unter einem Euro schnitten «gut» oder «sehr gut» ab.

Ein WC-Reiniger muss gut gegen Kalk wirken, je nach Wasserhärte mehr oder weniger stark. Dafür reicht milde, ungiftige Zitronensäure völlig aus. Ameisen- oder Salzsäure sind ätzender, potenziell gefährlich und nicht nötig. Dennoch werden sie in vielen Reinigern verwendet. Von «Öko-Test» abgewertet wurde deshalb beispielsweise der Reiniger «Blik Intensiv WC Reiniger Lemon» von Penny (Salzsäure) und «WC Frisch Kraft Aktiv WC Reiniger Gel Lemon» (Ameisensäure).

Auch unnötig: Desinfektionsmittel

Einige Reiniger im Test enthalten Isothiazolinone, die als stark allergieauslösend gelten – auch das ist unnötig.

Kleines Umweltchemielexikon: Isothiazolinone

wirken gegen Pilze und Bakterien und werden in wässrigen Desinfektionsmitteln verwendet. Zum Einsatz kommen sie beispielsweise in Reinigungsmitteln, Farben, Lacken, Klebstoffen, Papier, Kühlwasser, Textilien und Holzschutzmitteln. Isothiazolinone sind allergieauslösend, giftig für Wasserlebewesen und kennzeichnungspflichtig. In Kosmetika sind sie nur dann erlaubt, wenn diese nicht auf der Haut bleiben. Die «Stiftung Warentest» hat 2022 Methylisothiazolinon in Spülmittel nachgewiesen und erklärt hier, was daran bedenklich ist. Das Bundesamt für Gesundheit stellt hier ein Factsheet zur Verfügung.

In weiteren WC-Reinigern fanden die Testerinnen und Tester quartäre Ammoniumverbindungen oder Quats. Diese Chemikalien werden als Desinfektionsmittel eingesetzt und verschmutzen als Bestandteil von WC-Reinigern unnötig die Umwelt. Trotz aller Werbeslogans muss ein WC nämlich keineswegs keimfrei sein.

Kleines Umweltchemielexikon: Quartäre Ammoniumverbindungen (auch Quats oder QAV)

sind wasserlösliche Salze, die als Tenside zum Beispiel in Weichspülern und Seifen eingesetzt werden oder als Antistatika in Shampoo. Auch als Hilfsstoffe in Arzneimitteln oder Kosmetika kommen sie vor. Quats wirken gegen Mikroorganismen und werden als Desinfektionsmittel eingesetzt, zum Beispiel in der Lebensmittelverarbeitung, in Reinigungs- und Holzschutzmitteln oder gegen Algen in Schwimmbädern. Sie reichern sich in lebenden Organismen an und sind für Wasserlebewesen giftig. «SRF Kassensturz» riet 2019 von quartären Ammoniumverbindungen in Reinigungsmitteln ab.

Weiter bemängelt Öko-Test, dass die Inhaltsangaben teils sehr sparsam aufgesetzt sind. So stünde dort manchmal nicht einmal, welche Säure der Reiniger enthält. Das sei zwar nicht vorgeschrieben, aus Sicht des Konsumentenschutzes aber zu wenig.

Trotz chemischer Keule putzen nicht alle WC-Reiniger gut

Ein WC-Reiniger soll trotz allem natürlich sauber putzen. Das Geheimnis: Ein guter WC-Reiniger sollte nicht zu zäh sein, um das WC grossflächig zu benetzen. Wenn er sofort abläuft, kann er aber nicht einwirken. Einen Mittelweg zu finden, schafften einige Reiniger trotz chemischer Keule im Test aber nicht.

Falls der Hersteller empfiehlt, den WC-Reiniger mehrmals pro Woche oder sogar täglich anzuwenden, gab es ebenfalls Punktabzug. Das sei zu oft, vor allem wenn der Reiniger quartäre Ammoniumverbindungen und andere umweltschädigende Stoffe enthalte oder solche, die schwer abbaubar seien, urteilt «Öko-Test». Das WC einmal pro Woche zu reinigen, sei ausreichend, sagt die Fachfrau in diesem Video, in dem der Hessische Rundfunk den Test zusammengefasst hat:

Öko-Test empfiehlt, beim Putzen Handschuhe zu tragen und auf keinen Fall gleichzeitig andere Reinigungsmittel zu verwenden – es könne dann zu gefährlichen chemischen Reaktionen kommen.

Ausgerechnet der Klassiker schneidet mangelhaft ab

Schlechte Noten bekam ausgerechnet der Klassiker «WC-Ente». Die Enten-Reinigungsflüssigkeit enthält Ameisensäure und Quats. Kritisiert hat «Öko-Test» auch potenziell irreführende Werbeaussagen: Der «Entenhals» reinige besonders gut, gibt der Hersteller an und verweist auf Laboruntersuchungen, die er aber nicht vorlegen konnte. Das Kalklösevermögen der Ente schnitt bei «Öko-Test» bereits 2021 mangelhaft ab. Am Ende reichte es für «WC Ente Total Aktiv Gel Citrus Splash» auch diesmal nur für «mangelhaft».

Alternativ: Schnell und günstig selbst machen

Ich mache meinen WC-Reiniger übrigens selbst. Er besteht aus Zitronensäure, Stärke, Wasser und einem Schnapsglas Spülmittel – ich empfehle grün, das ergibt eine ansprechend lindgrüne Farbe. Die Herstellung dauert nur wenige Minuten und ist sehr günstig. Mein persönlicher WC-Reiniger ist mit drei, vier Tropfen eines Duftöls meines Vertrauens auch nur schwach parfümiert. Er vermeidet damit potenziell allergieauslösende und umweltschädliche Duftstoffe. Das Rezept findet sich hier.

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