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Die Förderung von Kupfererzen führt zu einer riesigen Wunde in der Landschaft. © oranhall/Depositphotos

Langfristig ist Kupfer das bessere Gold, die Nachfrage steigt

Christof Leisinger /  Gold gilt zwar als letzter Hort der Sicherheit. Aber Kupfer hat viel mehr Nutzwert wegen der Energiewende, Elektrifizierung usw.

Gold ist mystisch: Es dient als Symbol für Beständigkeit, Weisheit, für die Sonne und das Licht – und darüber hinaus für Reichtum und Macht. Die Gier nach Gold führte zu Kriegen, Eroberungszügen und dazu, dass ganze Landschaften geplündert wurden. Das edel glänzende Metall gilt als fast unzerstörbar und gleichzeitig als so rar, dass ihm intuitiv eine gewisse Werthaltigkeit zugeschrieben wird.

Aufkommendes Misstrauen

Deswegen knüpften Staaten den Wert ihrer Währungen phasenweise an das Vorhandensein gewisser Goldbestände – und selbst heute noch gilt es bei vielen als ultimative Krisenwährung. Das gilt als Grund, wieso der Goldpreis vom Jahr 2000 bis zum Dezember 2012 um bis zu 640 Prozent gestiegen war und wieso er sich seitdem fast noch einmal verdoppelt hat.

Erst waren die Zentralbanken aufgrund der grossen Banken- und Finanzkrise geldpolitisch sehr expansiv geworden. Danach hielten sie sich kaum zurück – um dann im Rahmen des «pandemischen Stimulierungswahns» die Gelddruckerpresse erst richtig heiss laufen zu lassen. Das trieb die Konsumentenpreise nach oben und liess die Staatsschulden förmlich explodieren.

Kupfer und Gold
Die Metallpreise gehen phasenweise durch die Decke. Hier gibt es eine grössere Auflösung der Grafik.

In den USA wollte Präsident Donald Trump zwar ursprünglich massiv sparen und die Defizite gleichzeitig mit hohen Zolleinnahmen deutlich senken. Beides gelingt allerdings nur bedingt – und so steigen die Schulden munter weiter. Inzwischen lautet sein Motto: Die Wirtschaft richtig anzuheizen und aus dem Schlamassel herauswachsen. Das lassen sich die Europäer nicht zwei Mal sagen und treiben die Staatsausgaben trotz rekordverdächtiger öffentlicher Verbindlichkeiten etwa in Frankreich, Italien, Spanien und Griechenland weiter nach oben.

Längst verdichtet sich unter Beobachtern der Verdacht, Zentralbanker und ausgabefreudige Politiker wollten vor dem Hintergrund rekordverdächtiger Defizite und Schuldenberge den Rückgang der in der Vergangenheit gezielt nach oben getriebenen Vermögenspreise unbedingt verhindern. Manche vermuten, sie bereiteten sogar die nächste Phase finanzieller Repression vor – also eine Phase mit künstlich tief gehaltenen Zinsen und Renditen. So säge Trump an der Unabhängigkeit der Notenbank Fed, um später den Leitzins unnatürlich tief zu halten. Die Banken möchte er «regulatorisch entlasten», damit sie «grosse spekulative Räder» drehen und die Wirtschaft kurzfristig ohne Rücksicht auf weitere Exzesse ankurbeln könnten.

Flucht in «reale Werte» wie etwa Kupfer

Im Rahmen dieser Logik denken immer mehr Anleger, Gold sei eine Möglichkeit, den Wert ihrer Ersparnisse zu sichern. Andere warnen, dass sich die Goldhaltung verbieten lasse und ausserdem habe das Edelmetall keinen Wert an sich. Der bekannte amerikanische Investor Warren Buffet macht sich sogar über die «Goldanhänger» lustig.

Zuerst grabe man das Gold aus, schmelze es zu einem Klumpen, verstecke es irgendwo – und müsse dann noch Leute bezahlen, um es bewachen. Wenn die Marsmenschen das sähen, würden sie sich am Kopf kratzen, argumentiert er ironisch. Gold werfe keine produktiven Erträge ab, und der Preis werde aufgrund geringer industrieller Verwendung nur dann steigen, wenn viele darauf spekulierten.

Fachleute sehen das ähnlich. Rainer Bunge etwa, der Professor für Rohstoffe und Verfahrenstechnik an der Hochschule für Technik in Rapperswil empfahl langfristig orientierten Anlegern schon vor Jahren, statt Gold Industriemetalle ins Auge zu fassen. Unabhängig von den kurzfristigen Preisturbulenzen hätten Güter wie Kupfer, Nickel, Chrom, Zink und Blei einen «tatsächlichen Wert», auch weil sie aus geologischer Sicht relativ selten vorkämen.

Für eine Tonne Kupfer müssen 200 Tonnen Erz bewegt werden

In seinen Augen sind viele Erzvorkommen begrenzt und lassen sich selbst unter Berücksichtigung von Skaleneffekten und technischem Fortschritt nur bis zu einem gewissen Grad kostendeckend ausbeuten. Bei Kupfer zum Beispiel gehe der Wertstoffgehalt der Erze in den bekannten Förderstätten im Trend zurück: Von durchschnittlich 2,5 Prozent vor hundert Jahren auf zuletzt gerade noch 0,5 Prozent. Bei einem solch niedrigen Kupfergehalt müssen etwa 200 Tonnen erzhaltige Erde bewegt werden, um eine Tonne Kupfer zu gewinnen. Aus diesem Grund steigen die Kosten für die Produktion des reinen Metalls.

Praktisch alle Fachleute gehen davon aus, dass die Nachfrage nach Industriemetallen in den kommenden Jahrzehnten mit zunehmender Industrialisierung der rasch wachsenden Staaten weiter zunehmen wird. Ein Land, das deutlicher wachsen und den Wohlstand der Bürger vermehren wolle, müsse die Infrastruktur verbessern – und ohne Kupfer gehe dabei kaum etwas. Weder in der Bauindustrie, in der Herstellung von Maschinen und Konsumgütern, im Transportwesen und schon gar nicht in der Versorgung mit elektrischer Energie.

Angebot Nachfrage nach Kupfer
Der Markt für Kupferkathoden wächst. Hier gibt es eine grössere Auflösung der Grafik.

Seit ein paar Jahren spielen auch die angestrebte Energiewende, die zunehmende Elektrifizierung der Wirtschaft und der Bau energieintensiver Rechenzentren für die künstliche Intelligenz eine immer stärkere Rolle. «Mineralien und Metalle bilden das Rückgrat der wichtigsten Branchen für den grünen Wandel, darunter Energie, Bauwesen, Mobilität und Elektronik», argumentiert das World Resources Forum. Die gemeinnützige Organisation mit Sitz in St. Gallen wird von Partnern aus Wissenschaft, Wirtschaft, Behörden, NGOs und internationalen Organisationen getragen und widmet sich der Förderung von Nachhaltigkeit im Umgang mit natürlichen Ressourcen.

Nachfrage um Kupfer steigt um 75 Prozent

Glaubt man verschiedenen Prognosen, so wird sich der Elektrizitätsverbrauch weltweit in den nächsten 25 Jahren mehr als verdoppeln. Das macht den Auf- und Ausbau der entsprechenden Infrastruktur nötig, was wiederum die Nachfrage nach Kupfer beflügelt. Der australische Minenkonzern BHP rechnet im genannten Zeitraum mit einer Zunahme um 75 Prozent. Das gilt nicht für den Elektrizitätssektor, sondern vor allem auch im Transportbereich. Da immer mehr elektronisch hochgerüstete Hybrid- und Elektrofahrzeuge in Umlauf kommen, wird sich der Kupferbedarf je Gefährt mehr als verdoppeln.

Nach Angaben des Rohstoffhändlers Trafigura hat der Minensektor jahrzehntelang zu wenig in den Ausbau der Kupfererz-Förderung investiert. Aus diesem Grund seien nur wenige grosse Anbieter in der Lage, angebotsmässig mit dem künftigen Nachfragewachstum mitzuhalten – und das erst nach langwieriger Entwicklung neuer Förderprojekte. Die UN-Konferenz für Handel und Entwicklung (UNCTAD) bestätigt die Nachfrageerwartungen des Minenkonzerns BHP und warnt vor Handelsfriktionen, geopolitischen Unsicherheiten oder gar vor Versorgungsengpässen.

Da passen die Trumpschen Zollkapriolen ins Bild. Der US-Präsident hatte vor zwei Wochen ab dem 1. August 50-Prozent-Zölle auf Kupferimporte in die USA angekündigt, den amerikanischen Preis für das Metall deutlich nach oben getrieben und eine temporäre Importwelle ausgelöst. Kurzfristig hat er den globalen Kupfermarkt so deutlich verzerrt, dass manche Beobachter lokale Engpässe nicht ausschliessen wollen.

Kupferförderung ist Frevel an der Umwelt

  1. Der Kupferabbau verursacht erhebliche ökologische Schäden, insbesondere in Regionen mit grossflächigem Tagebau wie etwa in Chile.
  2. Zudem fallen beim Abbau und der Verarbeitung enorme Mengen an bergbaulichen Rückständen an – pro Tonne Kupfer etwa 570 Tonnen Rückstände, die ebenfalls die Umwelt belasten.
  3. Die Primärproduktion von Kupfer ist energieintensiv und führt zur Emission von Schwefeldioxid, Feinstaub und teilweise giftigen Elementen wie Arsen. Diese Emissionen belasten Luft, Wasser und Boden.
  4. Immerhin ist Kupfer sehr gut recycelbar. So lassen sich Ressourcen und Umwelt schonen. In der EU werden bereits rund 50 Prozent des Kupferbedarfs durch Recycling gedeckt, was die Umweltbelastung deutlich reduziert. Das ändert jedoch nichts daran, dass der Kupferverbrauch wegen unterentwickelter Infrastrukturen in weiten Teil der Welt noch über Jahre deutlich zunehmen wird.

Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors

Keine
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