Kommentar

Unihockey-WM: Zu Wenige kommen zum Saufen

Pascal Sigg © cm

Pascal Sigg /  Zum Publikumsrekord fehlte am Sonntag der Durst. Denn besonders die Plätze mit inbegriffener Drogenabgabe blieben leer.

Den Organisatoren ist zweifellos ein Coup gelungen: Die Unihockey-WM in der neuen Arena in Zürich-Altstetten lockt die Massen wie selten zuvor. Die 10’359 gezählten Zuschauenden waren gemäss dem internationalen Verband die zweitgrösste Zuschauerzahl aller Zeiten an einem Gruppenspiel an Weltmeisterschaften (2018 kamen über 12’000 Zuschauende an ein Gruppenspiel der Herren-WM in Prag).

Trotzdem bleibt ein leichter, magensaurer Nachgeschmack. Denn mit etwas mehr Durst hätte man am Sonntag wohl den Rekord geknackt. Auffällig war nämlich, dass besonders die Plätze im Sektor A3 reihenweise leer blieben. Im Preis dieser Tickets inbegriffen: Bier und Wein bis zum Umkippen. Wer sich derart verwöhnen wollte, musste indes ordentlich schütten. Ein derartiges «Premium-Ticket» kostete fast 200 Franken.

Nicht einmal Sponsoren wollten sich mit möglichen zukünftigen Geschäftspartnern im «exklusiven Hospitality-Bereich» ausgiebig die Glieder lockern. Gemäss der Organisatoren waren viele leere Plätze nämlich für sie reserviert. Doch bei ihnen sei eben «erfahrungsgemäss die No-Show-Rate leider ziemlich hoch».

Wenige Meter nebenan – mit ebenfalls allerbester Sicht aufs Geschehen – waren die Plätze exklusive Drogenabgabe für 59 Franken ausverkauft.

Statt der Lampen die Ränge zu füllen kommt für die Organisatoren angesichts der fehlenden Sponsoren-Trinkreude trotzdem nicht infrage: «Dies sind VIP-Tickets, die auch Verpflegung beinhalten. Da sind die Fixkosten bereits sehr hoch, daher lässt sich dort kurzfristig am Preis nichts mehr ändern», heisst die nüchterne Antwort auf eine nüchterne Infosperber-Anfrage.

So hat es derzeit auch für den Finaltag im Premium-Genuss-Sektor A3 noch eine Handvoll Tickets. Für 329 Franken könnten Sie den Sport die schönste Nebensache der Welt bleiben lassen und sich in einem «Business-Sitz» genüsslich die Birne füllen. Für weitere 229 Franken – mit einem «Premium-Kinder-Ticket» – dürften Sie auch noch ihr zehnjähriges Kind mitnehmen.

Ihren Plan sollten Sie mit ihm aber vorher besprechen. Schliesslich müsste es Sie ins Bett schleppen, falls Sie auf dem Nachhauseweg ihr Gesicht in den Asphalt pflanzen.


Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors

Der Autor liebt geschmackvolles Bier, vorzüglichen Wein, bequeme Stadionsitze und volle Arenen.
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Meinungen in Beiträgen auf Infosperber entsprechen jeweils den persönlichen Einschätzungen der Autorin oder des Autors.

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Pascal Sigg

Pascal Sigg ist Redaktor beim Infosperber und freier Reporter.