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Post aufs Handy statt in den richtigen Briefkasten: Der digitale Briefkasten der Post ist ein Misserfolg. Bloss 5000 Privatpersonen und 1500 Geschäftskunden nutzen die Dienstleistung. © post.ch

Die Digital Services – das Millionengrab der Post

Marco Diener /  Die Bevölkerung wolle Dienstleistungen digital nutzen, behauptet die Post. Warum fährt sie denn damit Verluste ein?

Die Post hat im ersten Halbjahr nur 118 Millionen Franken Betriebsgewinn gemacht. Das sind 48 Millionen weniger als im ersten Halbjahr 2024. Wie die Post in einer Medienmitteilung schreibt, sind «die Hauptgründe» dafür: «Der anhaltende Rückgang der Briefmenge, der Zeitungen und des Schaltergeschäfts sowie steigende Kosten.»

Deshalb haben die Verantwortlichen beschlossen, bis zu 100 Angestellte zu entlassen und für weitere 20 Angestellte eine Änderungskündigung auszusprechen. Definitiv entscheiden will die Post «nach Abschluss des Konsultationsverfahrens Ende September».

Dutzende von Millionen

Was die Post nicht schreibt: Jahr für Jahr schmälert die Unternehmenseinheit Digital Services den Unternehmensgewinn um Dutzende von Millionen Franken. Mit dieser Unternehmenseinheit will die Post «den digitalen Wandel aktiv mitgestalten». Und zwar indem sie nach eigenen Angaben «Unternehmen, Behörden, dem Gesundheitswesen und Privatpersonen den sicheren Austausch sensibler Daten ermöglicht».

Zu den digitalen Post-Dienstleistungen gehören etwa der digitale Briefkasten, das elektronische Patientendossier, Dienstleistungen für Arztpraxen, die Verschlüsselung von E-Mails oder die Swiss ID.

Das Ganze ist angeblich ein Erfolg. «Die Kundinnen und Kunden nutzen zunehmend digitale Lösungen wie die E-Post, das elektronische Patientendossier und die Post-App und profitieren unter anderem von der Möglichkeit, die Paketzustellung in Echtzeit zu verfolgen», schrieb die Post zum Beispiel vergangenen März.

«Anorganisches Wachstum»

Mit den Digital Services fährt die Post einen aggressiven Wachstumskurs – «mit dem Fokus auf anorganisches Wachstum», wie sie im Finanzbericht von 2021 schrieb. Anorganisches Wachstum heisst: Wachstum durch Übernahmen, Fusionen oder Zusammenarbeit. Mit anorganischem Wachstum wächst eine Firma oder eine Firmeneinheit schneller. Allerdings sind auch die Risiken grösser.

Die Zahlen aus den letzten Geschäftsberichten bestätigen das: Dank der Übernahmen der letzten Jahre steigt der Umsatz der Digital Services der Post zwar stetig. Aber der Verlust bleibt mehr oder weniger unverändert. Im Durchschnitt der Jahre 2020 bis 2024 betrug er über 70 Millionen Franken. Und im ersten Halbjahr 2025 belief er sich auch schon wieder auf 29 Millionen Franken.

JahrErtrag (in Millionen Franken)Verlust (in Millionen Franken)
20202368
20213880
20227372
202315772
202420667

Vor diesem Hintergrund ist es schon erstaunlich, dass die Post ständig jammert, wie viel sie der Grundversorgungsauftrag koste. Und kein Wort darüber verliert, wie viel Geld sie mit den Digital Services zum Fenster hinauswirft.

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