Spanien schützt die Velofahrer noch besser
Spanien verschärft die Regeln zum Schutz der Velofahrer. Die wichtigste: Autos, Motorräder und Lastwagen, die Velos überholen, dürfen dies nicht mehr mit der signalisierten Höchstgeschwindigkeit tun, sondern nur noch mit 20 Kilometern pro Stunde weniger. Das heisst zum Beispiel: Sind 90 km/h signalisiert, beträgt die Überhol-Höchstgeschwindigkeit 70 km/h.
Weiter gilt:
- Der seitliche Mindestabstand beim Überholen eines Velofahrers beträgt wie bisher 1,5 Meter. Allerdings erhöht Spanien die Bussen für Lenker, welche diesen Mindestabstand nicht einhalten, auf 200 Euro.
- Wer überholen will, muss die Gegenspur vollständig einsehen können. In Kurven ist überholen daher generell nicht mehr erlaubt.
- Auf zweispurigen Strassen dürfen Motorfahrzeuglenker auch dann die Gegenspur benützen, wenn es eine Sicherheitslinie hat. So ist eher gewährleistet, dass sie den seitlichen Mindestabstand einhalten.
- Verboten ist das Überholen von Velofahrern, wenn ein anderes Fahrzeug – und sei es «nur» ein Velofahrer – entgegenkommt.
- Wenn Motorfahrzeuglenker innerorts hinter einem Velo fahren, müssen sie stets einen Abstand von fünf Metern einhalten.
Pflichten auch für Velofahrer
Gleichzeitig gelten auch für Velofahrer neue Regeln:
- Sie müssen auf der Strasse fahren, wenn es keinen Radweg oder Radstreifen gibt. Das Fahren auf Trottoirs und Fusswegen ist verboten.
- In Städten müssen die Velofahrer in der Mitte der Spur fahren.
- Neu gilt für Velofahrer ausserorts eine Helmpflicht ohne Ausnahme. Bisher durften Velofahrer in Steigungen und bei grosser Hitze den Helm ablegen.
- Bei Dunkelheit und bei schlechter Sicht sind reflektierende Kleidung oder eine Warnweste obligatorisch.
- Sind Velofahrer in Gruppen unterwegs, dürfen sie höchstens zu zweit nebeneinander fahren.
- Die Benutzung von Handys ist verboten.
- Verboten sind auch Kopfhörer.
Auch in anderen Ländern
Die Überholabstände werden für Velofahrer zunehmend zum Problem. Zum einen, weil die Autos immer grösser werden, zum anderen, weil sie immer runder werden und die Lenker die Dimensionen nicht wirklich abschätzen können.
Die Studie einer Forschungsgruppe, der unter anderen die Universität Salzburg, die Ostschweizer Fachhochschule und die Hochschule Karlsruhe angehören, zeigte, wie knapp Autofahrer zuweilen überholen. Infosperber berichtete im Februar darüber.

Selbst wenig progressive Länder wie Österreich haben die Vorschriften inzwischen verschärft. In der Schweiz hingegen legen Bundesrat und Parlament die Hände lieber in den Schoss. Ihnen genügt, dass im Strassenverkehrsgesetz steht, Velofahrer seien mit «ausreichendem Abstand» zu überholen – was auch immer «ausreichender Abstand» bedeuten mag.
Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors
Keine
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Meinungen in Beiträgen auf Infosperber entsprechen jeweils den persönlichen Einschätzungen der Autorin oder des Autors.
Klar, dass die Schweiz nichts macht. Die liebste Handlung der Schweizer Regierung ist beobachten. Oder sie setzt auf Selbstverantwortung. Die Selbstverantwortung der Reichen.
als velo- und autofahrer kenne ich beide perspektiven.
mein eindruck ist immer wieder, dass viele autofahrer sich nicht bewusst sind, wie nahe sie oft überholen.
dass die schweiz in dieser hinsicht NICHTS tut ist einfach nur traurig aber auch schockierend.
der freie verkehr der immer fetter werdenden autos steht offensichtlich über der gefährdung der ungeschützten velofahrer*innen.
ich kenne bisher keinen fall, wo jemand mit dem velo eine* autofahrerin spitalreif oder zu tode gefahren hat.
In Spanien schiesst vieles über das Ziel hinaus, steht nur auf dem Papier, wird dann aber leider nur individuell, quasi nach Lust und Laune und vielfach nach der Visage des Gegenübers auf den Einzelfall angewandt. Oder eben gar nicht angewandt. Die im Artikel aufgelisteten «Pflichten auch für Velofahrer» sind ein Hohn. Die Costa Blanca zum Beispiel wird im Winter zum (Renn-)Velofahrer-Mekka. Die dort trainierenden Profiteams blockieren im Pulk Hauptstrassen auf Kilometern. Wie auch rücksichtslose Hobbyfahrer, die organisierte Veloferien verbringen. Schlecht unterhaltene Velowege gibt es nur wenige, die höchstens durch ausländische Velowanderer benützt werden.
Jeden Winter gibt es schlimme Unfälle, teils mit Todesfolge, weil genervte Autofahrer teils zu Dritt nebeneinander Fahrende vom Velo stossen.
Nach 25 Jahren Costa Blanca finde ich den Titel «Spanien schützt die Velofahrer noch besser» völlig deplatziert, weil er ein völlig falsches Bild der Realität vermittelt.
Die spanischen Maßnahmen sind zu begrüßen. Ich mache 2 Anmerkungen :
1.> «In Städten müssen die Velofahrer in der Mitte der Spur fahren» – das ist im Grunde richtig wg. der beidseitigen möglichen «Schwankungsbreite» eine Fahrrades. Aber – jedefalls bei deutschen Autofahrern – wird das als Provokation empfunden und führt oft zu gefährlichen «Erziehungsmaßnahmen».
2.>»Auf zweispurigen Strassen dürfen Motorfahrzeuglenker auch dann die Gegenspur benützen, wenn es eine Sicherheitslinie hat.» – also die «durchgezogene Linie» – das ist eine gefährliche Aufweichung eines strikten Verbotes und ganz sicher nicht sinnvoll.