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Dieser Aufruf erscheint in zahlreichen europäischen Zeitungen. © annulation-dette-publique-bce.com

Schulden streichen für grüne Zukunft

Monique Ryser /  Linke Ökonomen fordern Schuldenerlass der Europäischen Zentralbank (EZB), um «Green Deal» zu ermöglichen.

«Die von der EZB gehaltenen Staatsschulden abschreiben und die Kontrolle über unser Schicksal wiedererlangen», lautet der Titel eines Aufrufs von linken Ökonomen, der heute in grossen europäischen Tageszeitungen (Le Monde, L’avvenire, El Pais , La libre Belgique, Der Freitag, in der Schweiz in Le Temps) erscheint. In der Deutschschweiz berichtet Infosperber exklusiv darüber. Zu den Unterzeichnern gehört der bekannte französische Ökonom Thomas Piketty (Das Kapital im 21. Jahrhundert). Auch verschiedene Volkswirtschafter von Universitäten der Westschweiz unterstützen die Initiative. Der Aufruf fordert nicht nur, dass die EZB die Schulden erlässt. Die um die Schulden entlasteten Länder müssten im gleichen Umfang Investitionen in den Klimaschutz und in die Bewältigung der Covid-19-Krise tätigen und kämen nur unter dieser Bedingung in den Genuss des Schuldenerlasses. 

«Die europäischen Bürger stellen zum Teil mit Bestürzung fest, dass fast 25 Prozent der europäischen Schulden jetzt von ihrer eigenen Zentralbank gehalten werden. 25 Prozent unserer Schulden schulden wir mit anderen Worten uns selbst», schreiben die Unterzeichnerinnen und Unterzeichner. Die Schuldenlast verhindere dringend nötige Investitionen zur Linderung der Pandemie und zum Umbau der Wirtschaft in eine grünere Zukunft. «Als Ökonomen, Verantwortungsträger und engagierte Bürger verschiedener Länder ist es unsere Pflicht, darauf aufmerksam zu machen, dass die EZB den europäischen Ländern unverzüglich die notwendigen Mittel zur Verfügung stellen könnte, nicht nur ihren ökologischen Umbau zu finanzieren, sondern auch die von der aktuellen schrecklichen Gesundheitskrise verursachten schweren sozialen, kulturellen und wirtschaftlichen Schäden zu reparieren», so der Aufruf.

Auch der an der Universität Lausanne lehrende Ökonom Christian Arnsperger hat den Aufruf unterschrieben. Er unterrichtet am Institut für Geografie und Nachhaltigkeit und forscht zu Geldtheorie und nachhaltiger Volkswirtschaft. Im Interview erklärt er seine Motivation und was die Schweiz tun müsste, um in eine grüne Zukunft zu starten.

Christian Arnsperger

Wieso ist diese Initiative zum Schuldenerlass der Europäischen Zentralbank EZB entstanden?
Christian Arnsperger: Europa und die ganze Welt sind in einer extrem kritischen Situation. Wir haben gleichzeitig eine ökologische, eine wirtschaftliche und eine gesundheitliche Krise. Das erfordert eine massive und rasche Veränderung: Wir müssen unsere Mentalität ändern – weniger konsumieren, Bildung fördern, anders arbeiten, anders produzieren und unsere Mobilität anpassen. Wir müssen aber auch unsere Infrastrukturen erneuern – Energieerzeugung, Gebäudepark, Aufteilung Stadt-Land. All das ist schwierig und eine riesige Aufgabe. Denn unsere Gesellschaft ist komplex, und der Druck einer konservativen Politik und der wirtschaftlichen Interessen ist oft sehr gross. Was uns für diesen Umbau aber ebenfalls grosse Schwierigkeiten bereitet, sind unser Geld- und Finanzsystem und die Glaubensbekenntnisse, die daran hängen. 

Wie meinen Sie das?
CA: In vielen Ländern, vor allem in den europäischen Ländern, werden die öffentlichen Investitionen massiv zurückgefahren und die Staaten gelten als überschuldet. Ich sage mit Absicht «gelten» als überschuldet. Denn: Das Geld, also der Euro, aber auch der Schweizer Franken, sollte als gemeinsames Gut betrachtet und von der Gesellschaft verwaltet werden. Wir können auch auf kollektiver Ebene Geld schaffen: Das gehört in die politische Verantwortung und nicht einzig in die alleinige Macht des Bankensektors, also der privaten Geschäftsbanken und der angeblich unabhängigen Nationalbanken. Diese Veränderungen sind das Fernziel. Als Sofortmassnahme fordert unsere Initiative das Gewicht der Schuldenlast in Europa zu senken. Dazu müsste die EZB auf die Rückzahlung der Schulden der einzelnen Euro-Länder verzichten, die bei dieser in der Bilanz stehen.

Das ist ein Tabubruch mit der bisherigen Politik.
CA: Die Länder der Euro-Zone sind in ihrer eigenen Budgetpolitik nicht frei, sondern müssen sich an gewisse Regeln halten. Das hat über die Jahre zu einer strukturellen Austeritätspolitik geführt, welche die Staatsausgaben derart einschränkte, dass es gegenwärtig den einzelnen Staaten unmöglich ist, mit einer dynamischen Geldpolitik die anstehenden Probleme zu lösen. Einige meiner Kollegen, und auch ich, möchten, dass im Endeffekt die freie Emission von Geld möglich wird. Das heisst, dass die EZB für die dringendsten Aufgaben, die wir haben, Geld schöpfen darf, das in die Lösung der Probleme investiert wird, aber nicht als Schulden verbucht werden muss. Aber das ist noch in weiter Ferne. Mit unserem Vorschlag des Schuldenerlasses der EZB gegenüber ihren Mitgliedsländern würden wir einen ersten Schritt machen.

Trotzdem, die sparsamen Länder mit weniger Schulden haben da doch weniger davon?
CA: Wir müssen uns endlich von diesem falschen Klischee lösen, dass ein finanziell «tugendhaftes» Land auch sozial und ökologisch tugendhaft ist. Die «gesunden» Staatsfinanzen der Schweiz sind kein Indikator für die Qualität des Gesundheitssystems – das übrigens für die Bürgerinnen und Bürger beschämend teuer ist – oder die Umweltdisziplin – die Schweiz hat einen ökologischen Fussabdruck von drei Erden und externalisiert einen grossen Teil der Verschmutzung ins Ausland. Die gleichen Probleme gibt es natürlich in ganz Europa. Nur haben die Länder der Euro-Zone noch zusätzlich das Problem der Währungsunion: Die ursprünglichen Asymmetrien zwischen reichen und ärmeren Volkswirtschaften haben es wirtschaftlich starken Ländern wie Deutschland erlaubt, während Jahren Export- und Zahlungsüberschüsse einzufahren. Diese Ungleichgewichte wurden nie korrigiert, sondern hinderten weniger gut positionierte Länder wie Griechenland, sich gesund zu entwickeln. Die Defizite der öffentlichen Hand und die Staatsschulden der südlichen EU-Länder sind nicht in erster Linie durch Disziplinlosigkeit oder kulturelle Unterschiede entstanden, sondern durch diese Asymmetrie. Erschwerend kam dazu, dass durch die Euro-Zone eine eigene Geldmarkt- und Haushaltspolitik der einzelnen Länder verunmöglicht wurde. Nun wirft man diesen Ländern vor, diese hohe Schuldenlast verhindere, dass sie adäquat auf die Covid-19-Krise reagieren könnten und genügend Mittel für den sozialen und ökologischen Umbau hätten. Das ist ein moralischer Skandal. Mit unserem Vorschlag kann man diese strukturelle Ungerechtigkeit innerhalb der Eurozone abfedern und gleichzeitig auch die reichen Länder an der Aktion teilhaben lassen.

Wie soll das Geld, das so frei wird, denn eingesetzt werden?
CA: Darüber gibt es innerhalb unserer Gruppe keinen detaillierten Konsens. Was wir als Minimum verlangen, ist der «Green Deal», wie ihn die EU-Kommission ja bereits vorgeschlagen hat. Dabei würden die Staaten grosse Summen in grüne Infrastrukturprojekte investieren, in einen Umbau der Wirtschaft, in ökologisches Bauen und in die Landwirtschaft. Ziel muss eine «low-impact»-Produktion sein, eine «grüne Wirtschaft». Ich benenne das bewusst als Minimum, denn einige unter uns, zu denen auch ich mich zähle, würden gerne noch weiter gehen, nämlich in Richtung eines Nullwachstums – auch «degrowth» oder «décroissance» genannt. Dafür wäre ebenfalls eine Anschubfinanzierung nötig, beispielsweise zur Unterstützung von radikaleren sozial-ökologischen Experimenten wie etwa ein bedingungsloses Grundeinkommen, die weite Verbreitung der Permakultur, alternative Pädagogik oder Öko-Dörfer. Bis anhin haben wir für solche Experimente zu wenig Geld gesprochen, um wirkliche Lehren daraus zu ziehen. Man müsste solche Experimente im grossen Stil und sauber finanziert starten. Aber, wie gesagt, das ist meine persönliche Meinung. Wir wollen mit dieser Initiative einfach einen Anstoss geben, dass die Entscheidungsträger und -trägerinnen die grossen Herausforderungen ernsthaft und grossflächig anpacken. Öffentliche Gelder müssen präzis und gezielt investiert werden. Und zwar sofort, um die Folgen der Pandemie für die Betroffenen zu lindern und um den ökologischen Umbau endlich anzugehen.

Welchen Effekt hätte eine solche Investitionswelle im benachbarten Europa auf die Schweiz?
CA: Da kann ich momentan nur Hypothesen formulieren. Eine Möglichkeit wäre ein Dominoeffekt, indem die Schweizer Nationalbank (SNB) gezwungen würde, unserem Vorschlag zu folgen, wenn die Schweizer Politik und die Wirtschaft die positiven Effekte in der EU sehen würden. Wenn die EU-Länder, also unsere Nachbarn, den grossen «Green Deal» starten würden, würden wir dann nicht auch dasselbe wünschen? Eine Folge davon wäre, nach meiner Ansicht, dass die Nationalbank ihre Statuten ändern würde, damit die Schweiz vom selben Mechanismus profitieren könnte. Einfach wäre das nicht. Die SNB hat eine andere Funktionsweise, und – im Gegensatz zur EZB – darf sie keine Staatsschulden kaufen, wenn diese emittiert werden. Sie hat also in ihrer Bilanz nur sehr wenige Finanzprodukte, die indirekt Staatsschulden beinhalten. Die Idee, die Staatsschulden über die Geldmengenpolitik aufzufangen, wird von den Verantwortlichen in der Schweiz mehrheitlich abgelehnt. 

Also geht das System, das Sie für die Euro-Zone verlangen, in der Schweiz nicht?
CA: Nochmals, es geht nicht darum, die ganzen Staatsschulden durch Geldmengenpolitik aufzulösen. Es geht darum, dass wir investieren, analog der Dimension des «New Deals» in den 1930er Jahren. Damals konnte man damit Millionen von Menschen aus der Armut befreien und die Wirtschaft ankurbeln. Falls sich nun ein «Green Deal» in der EU durchsetzt, die Schweiz aber nicht darauf reagiert, würde sie rasch in großen Rückstand geraten und wäre dann punkto Ökologie und Sozialstaat eben nicht mehr «tugendhaft». Die Tugendhaftigkeit ihrer Budgetdisziplin würde im Vergleich rasch lächerlich anmuten.

Wie soll also die Schweiz den ökologischen Umbau schaffen?
CA: Ich bin da nicht sehr optimistisch. Die Schweiz sieht sich als vorbildlich und ökologisch auf Kurs. Das ist aber nur die Oberfläche, in Wahrheit ist unser Fussabdruck viel zu gross. Und wie alle anderen europäischen Länder konsumieren wir viel zu viel über Importprodukte und externalisieren so die Schäden in andere Weltregionen. Der Banken- und Finanzsektor bleibt derweil ökologisch gesehen ziemlich «dreckig» und versucht das mit PR-Aktionen und «grünen» Produkten zu kompensieren. Die SNB will im Moment noch nichts von einer Änderung ihrer Statuten und ihrer Funktionsweise hören. Sie sollte sich aber eher zu einer regelrechten «Geldmengen-Kraft» wandeln, den Aufkauf von Staatsanleihen erlauben und dem Bund und indirekt den Kantonen aktiv helfen, den «Green Deal» umzusetzen. Statt dass wir über diese Grundsätze reden, schweifen wir auf Nebengleise ab, wie die Frage, ob die SNB in Unternehmen investieren darf, die fossile Treibstoffe fördern. Natürlich ist eine Deinvestition der klimaschädlichen Firmen ein wichtiges Symbol. Aber ich glaube, dass die Verantwortlichen der SNB ganz froh sind, dass sich die öffentliche Diskussion darauf fokussiert. Dabei tritt das wirklich Wichtige in den Hintergrund, nämlich die Forderung nach tiefgreifenden Reformen der Nationalbank und ihrer Rolle im Staat.

Was ist ihre Motivation, bei diesem Aufruf mitzumachen?
CA: Um die wirklich drängenden Probleme zu lösen müssen wir unsere Einstellung zu Fiskalpolitik und Geldmengenpolitik ändern. Geld hat meines Erachtens in unserer Kultur grundsätzlich einen viel zu grossen Stellenwert. Aber solange wir ein Wirtschaftssystem haben, in dem das Geld ausschlaggebend ist, müssen wir es zumindest für soziale und ökologische Ziele einsetzen. Heute dient es vorwiegend dem Bankensektor für private Profite und dem Wachstum einer Wirtschaft, die die Umwelt zerstört. Ich bin ein Anhänger der «funktionalen öffentlichen Finanzen»: Für souveräne föderale Staaten, wie die USA, die EU oder eben die Schweiz, stehen dabei nicht die Grösse des Defizits oder der Schulden im Fokus. Im Vordergrund steht das Ziel der Ausgaben – also die Funktion, die eine bestimmte Ausgabe erfüllen soll – und ob diese Ausgabe keine oder nur wenig Inflation auslöst. Ich bin skeptisch gegenüber der Schuldenbremse in einem souveränen Staat, denn die neoliberale Ideologie der Sparpolitik führt zu einer Privatisierung der Gewinne und Verstaatlichung der Kosten. Das ist schädlich für eine Demokratie. Die Nationalbanken sollten zu einer «monetären Kraft» werden. Das heisst, sie helfen ihrem Land, Geld dort einzusetzen, wo es gebraucht wird, wann es gebraucht wird und in der Quantität, die nötig ist.


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10 Meinungen

  • am 5.02.2021 um 12:16 Uhr
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    Es wäre zu wünschen, dass die EZB sämtliche Schulden, die Euro-Staaten bei ihr haben, streicht. Das müsste jedoch mit einer Liquidation des Euros kombiniert werden, denn dieser ist eine entscheidende Ursache der heutigen verknorzten Situation.

    Der zentrale Denkfehler von Christian Arnsperger kommt meines Erachtens darin zum Ausdruck, dass er die EU als souveränen föderalen Staat bezeichnet. Das ist sie nicht. Wohl ist es das Ziel weiter Kreise in der EU-Führung, die EU in diese Richtung zu entwickeln. Diese Bestrebungen haben aber Schiffbruch erlitten. Seit vielen Jahren läuft da gar nichts mehr. Die Gemeinsamkeiten für einen Zusammenschluss zum Bundesstaat sind in der Realität schlicht nicht gegeben.

    C.A. erkennt ja sehr wohl die wirtschaftliche Asymmetrie in der Euro-Zone. Die Behauptung, die Euro-Staaten würden keine eigene Geldmarkt- und Haushaltspolitik betreiben ist allerdings unpräzise. Denn die Haushaltspolitik betreiben die Staaten ja sehr wohl im Alleingang. Ab und zu werden sie zurückgepfiffen (vor allem die Kleinen), aber eine gemeinsame Haushaltspolitik ist nicht in Ansätzen erkennbar.

    Ich wünsche mir, genauso wie C.A., einen ökologischen Umbau der westlichen Volkswirtschaften. An der Tauglichkeit der hier vorgestellten Rezepte habe ich jedoch grosse Zweifel.

  • am 5.02.2021 um 16:01 Uhr
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    Es ist zwar «verdienstvoll», innerhalb des vor dem Kollaps stehenden globalen Schuldgeld-Systems, etabliert und bis zuletzt gestützt vom Zentral- und Geschäftsbanken-Kartell, nach Lösungen zu suchen.
    Aber letztlich ist dieses System wieder einmal Bankrott, weshalb unruhige Zeiten drohen.
    Und alle wissen es: Dieses Zinseszins-System mit geplanter Geldentwertung (Inflation) wird immer nur eine begrenzte Zeit von 70-100 Jahre funktionieren und es dient vor allem der Reichtums- und Machtumverteilung von unten nach oben und damit der Machterhaltung, seit der Gründung der Bank of England 1694.
    Dieses Geldsystem ist die Grundlage der «Religion des Geldes, der Gier und des Profits» auf Kosten des Gemeinwohls von 99% und unserer Lebensgrundlagen – wegen seines unvermeidlichen Wachstumszwangs.

    «Die Definition von Wahnsinn ist, immer wieder das Gleiche zu tun und andere Ergebnisse zu erwarten.»

    Eine Gesundung und ein wirklicher Reset ist nur möglich, wenn sich Staaten nicht mehr beim Banken-Kartell verschulden müssen, sondern selber das Geldschöpfungs-Monopol übernehmen und Banken wieder zu reinen Dienstleistern werden.

    Alles Andere führt in die komplette, zunehmend digitale Diktatur des Geldes und diese Diktatur konkretisiert sich gerade im Rahmen des sog. «Great Reset» und der von allen Zentralbanken geplanten Einführung von Central Bank Digital Currencies (CBDC), d.h. Digitalem Zentralbankengeld, welches nur «great» sein wird für die «Jünger der Sekte des Geldes».

  • Portrait_Josef_Hunkeler
    am 5.02.2021 um 17:09 Uhr
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    Eine solche Abschreibung wäre wohl etwas verfrüht. Geld-Drucken macht nicht glücklich. Wohl nicht einmal den Falschmünzer, der im grund nur ein Dieb ist und bleibt. Die Sozialisierung einer solchen Verschuldung muss überlegt werden, eventuelle Entscheide in Kenntnis der möglichen Auswirkungen getroffen werden.

    Wenn die US unserer Zentralbank Währungsmanipulation vorwirft, sollte man sich auch fragen, was die ganze Defizitfinanzierung der US, GB aber auch der EU anderes ist als Falschmünzerei.

    Münchhausen konnte sich an den eigenen Haaren aus dem Sumpf ziehen. Für andere Leute dürfte das schwieriger sein. Dass wir nur den Kindern die Wirtschaft vermiesen ist eine reale Gefahr, die nicht unbedacht provoziert werden sollte.

  • am 5.02.2021 um 17:23 Uhr
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    Die drei Krisen sind zumindest willkommen. Die Probleme, welche uns Kapitalismus und Sozialismus bescheren, können nicht durch die Anwendung der jeweils anderen Doktrin repariert/neutralisiert werden. Solange die beiden Richtungen zugrundeliegenden Erzprobleme wie Korruption und Machtpsychosen nicht thematisiert werden, können auch die darauf basierenden Strukturen nicht geheilt werden.

    Wenn ich auch in einigen Passagen mit CA durchaus einverstanden bin: Das sozialistische (sic!) Experiment EU – besonders das der Währungsunion – ist längstens am Ende und hat sich mehrfach als nicht lebensfähig erwiesen. Das Experiment war zu teuer. EWR hätte gereicht. Wir brauchen keine neuen Experimente, sondern Aufarbeitung. Aufarbeitung wäre immer der Schlüssel zum Erfolg.

    Aufarbeitung in Bezug auf Covid würde auch beinhalten, dass man den Leuten, den Regierungen und selbst der WHO erklärt, dass ein ganz wesentlicher Grund für solche Zoonosen in den katastrophalen Speisegewohnheiten der Menschen zu finden wäre. Aber halt: Krisen sollen ja bewirtschaftet statt gelöst werden.

    Böse, aber gut informierte Zungen behaupten, gewisse Kreise hätten den Europäern die Idee der Union ins Ohr gesetzt um sie wirtschaftlich kurz zu halten.

    Ein Schuldenschnitt wäre ja auch ein Kniefall vor der Mafia: Ein falsches Signal.

    Es braucht keinen Great Reset, und wieder einen und nochmal einen. Es braucht lediglich Aufarbeitung. Der dem Menschen eigene Grössenwahn (ihr werdet sein wie Gott) verhindert dies.

  • am 5.02.2021 um 19:29 Uhr
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    Ein sehr guter Artikel Frau Ryser. Hoffen wir, das diese Experten von vielen Bürgern gehört und gelesen werden.

  • am 6.02.2021 um 01:23 Uhr
    Permalink

    Das ist nicht das Szenario.

    Das Szenario führt über den Staatskapitalismus um die Kurve und Folgen der Entwertung der Währungen auf Null, Flach zu halten.
    Erst dann kommt der Währungsschnitt.

  • am 6.02.2021 um 10:31 Uhr
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    Alle Schulden streichen ?!
    Warum denn aber nur «im Zusammenhang mit der EU «,
    wenn DAS so ein Patent-Rezept ist ?!

    Sieht mir aus wie eine neue «Frucht vom Baum der Erkenntnis» –
    die erste derartige Frucht führte zur Vertreibung aus dem Paradies
    DIESE -neue- Frucht brächte wohl die Vertreibung aus der Zuflucht ?!

    Alles Gute !
    Wolfgang Gerlach, Ingenieur

  • am 7.02.2021 um 20:47 Uhr
    Permalink

    Liebe Kommentarschreiber (damit sind fast alle bisherigen gemeint): Nicht wortreich Tod und Teufel an die Wand malen. Nicht diffus Euren Ängsten Ausdruck geben.

    Werdet KONKRET! Sagt konkret (!), was geschieht nächste Woche, wenn die EZB heute die Schulden der EU-Staaten aus der Bilanz streicht? Geht die Welt dann unter? Wie? Welches ist das konkrete (!) Geschehen dieses Untergangs? Solange Ihr das nicht Schritt für Schritt aufgezeichnet habt, pflegt Ihr – sich gegenseitig darin beipflichtend bzw. bestätigend – nur diffusen Angstvorstellungen. Angstvorstellungen, die daher rühren, dass Ihr nicht die mikroökonomische, d.h. Privathaushalt-Perspektive verlassen könnt/wollt.

    Bei den Überlegungen hat man sich zunächst über die folgenden grundlegenden Fragen Rechenschaft abzugeben:
    – Wem gehört letztlich die Zentralbank (und damit auch die Gläubiger-Guthaben)? [Antwort: Dem Volk/den Bürgern]
    – Wem gehört letztlich der Staat (und damit auch die Schulden)? [A: Dem Volk/den Bürgern]
    – Wer ist (somit) bei den Staatspapieren Gläubiger – und wer Schuldner? [Beide Male lautet die Antwort: das Volk/die Bürger]
    Und jetzt:
    – Was geschieht bei Streichung dieser Schulden-/Gläubigerposition? [Nichts! Schlicht und einfach nichts! Die Welt dreht sich weiter wie zuvor, als wäre nichts gewesen.]

    Zeigt das Gegenteil auf, konkret (!), Schritt für Schritt. Was tritt am Folgetage ein? Wer wird dann was machen? Aufzeigen! Nicht mit leeren Worten Unwissen übertünchen.

  • Portrait_Josef_Hunkeler
    am 9.02.2021 um 09:42 Uhr
    Permalink

    @Kühne.

    Ich teile Ihre Meinung weitgehend. Tatsache bleibt aber, dass ungeheure «Berge» an internationaler Liquidität in den Büchern der Banken, und insbesondere der Zentralbanken liegen, welche in einer solchen Aktion wohl auch «ausgebucht» werden müssen.

    In der technisch bedingten Geldschwemme Ende der 80er Jahre *) versuchten Zentralbanken – darunter die SNB – das «Problem» mit restriktiver Geldmengenpolitik zu korrigieren und provozierten prompt die grösste Hypothekarzinskrise. Man kann eben einen geldpolitischen Fehler nicht mit einem anderen Fehler korrigieren.

    [*) die generelle Verwendung von Debitkarten, und systematisiertes Interbankclearing reduzierten den Bedarf an physischem Geld, was den gleichen Effekt hatte, wie die Ausgabe ungedeckter EZB-Kredite.]

    Es wäre damals wohl das beste gewesen, die veränderte (Geld)-Umwelt einfach zur Kenntnis zu nehmen, so wie das heute beim EZB-Geld vorgeschlagen wird. Leider hat die Draghi-Politik den Geschmack an Gratis-Geld geweckt und weitere Begehrlichkeiten können das System weiter destabilisieren.

    Eine kleine Zinserhöhung würde wohl genügen,.um den Schuldendienst vieler öffentlicher Kreditnehmer – inkl. Gemeinden – zu verunmöglichen, was in der Folge auch finanzielle Intermediäre und andere Kreditgeber und Leistungserbringer in seriöse Schwierigkeiten bringen könnte.

    • am 10.02.2021 um 22:24 Uhr
      Permalink

      @Hunkeler. Vielen Dank für Ihren Kommentar.

      Sie gehen auf viele, überwiegend nur sehr lose miteinander in Verbindung stehende Themenbereiche ein, die auch durchaus diskussionswürdig sind/wären, aber auf eines sicher keine Antworten liefern: Was geschieht, wenn die EZB die in ihren Portefolio befindenden Staatsschuldpapiere «streichen» würde?

      Hier geht einzig & allein um jene Papiere bzw. Schulden, somit auch einzig & allein um etwas im Verhältnis zwischen EZB (Zentralbank) und den Staatshaushalten. Alle anderen von Ihnen aufgebrachten Player und Themen werden dadurch nicht tangiert – weder die Geschäftsbanken noch Debitkarten noch Zinsen usw.

      Ansonsten würde ich mir wünschen, Sie würden präziser bezüglich der verwendeten Begriffe. Sie formulieren ihre Ideen nicht aus, bleiben beim Suggerieren («würde wohl», «könnte»). Suggerierende Formulierungen haben die ‹dumme› Angewohnheit, dass wir so erzeugten Bilder im Handumdrehen nicht mehr als das was sie sind, nämlich ein Gefühl bzw. eine – noch zu wenig durchdachte – (Fantasie-)Vorstellung wahrnehmen, sondern uns glauben lassen, es handle sich hier das effektiv real eintretende Geschehen.
      Um nicht (zu leichtfüssig) in diese Falle zu treten, hat man den diffusen, suggestiven Ideen «Fleisch an die Knochen zu geben». Sich der Anstrengung zu unterziehen, die konkreten Schritte zur Bewahrheitung des – an die Wand gemalten – Szenarios anzugeben. Vieles löst sich so «in Luft auf», bleibt dort, wo es stets war: in der Fantasiewolke.

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