Nachtflug Flughafen

Für ein lautes Langstreckenflugzeug, das erst nach 23 Uhr landet, zahlt die Fluggesellschaft dem Flughafen 3000 Franken Zuschlag. © Depositphotos

Flughafen Zürich verdient an jeder Störung der Nachtruhe

Esther Diener-Morscher /  Fluggesellschaften, die nach 23 Uhr in Zürich starten oder landen, zahlen einen Lärmzuschlag. Davon profitiert der Flughafen.

Eigentlich hätten die Anwohner und Anwohnerinnen des Flughafens Zürich Anrecht auf eine siebenstündige Nachtruhe. Doch von deren Einhaltung können sie nur träumen. In den Sommermonaten dieses Jahres starteten und landeten über 600 Flüge nach 23 Uhr, 92 davon sogar nach 23.30 Uhr, wie das Konsumentenmagazin «Saldo» berichtet.

Die Fluggesellschaften, welche die Nachtruhe stören, müssen eine zusätzliche Lärmgebühr entrichten. Beispiel: Für ein lautes Langstreckenflugzeug, das erst nach 23 Uhr landet, zahlt die Fluggesellschaft dem Flughafen 3000 Franken Zuschlag.

Bis 2020 flossen diese Lärmbussen in einen Fluglärm-Fonds. Dieser ist für Lärmschutzmassnahmen – etwa für Schallschutzfenster – sowie zur Deckung von Wertminderungen der Häuser rund um den Flughafen gedacht. Doch weil der Fonds mit 320 Millionen Franken angeblich genügend gefüllt ist, gehen die Lärmgebühren schon seit fast fünf Jahren nicht mehr in den Fonds, sondern an den Flughafen. Laut «Saldo» hat der Flughafen damit bereits 57 Millionen eingenommen. Er investiert das Geld unter anderem in den Unterhalt des Flugfelds.

Als Lenkungsmassnahme taugen die Gebühren offensichtlich nicht. Letztes Jahr gab es mehr Flüge nach 23 Uhr denn je. Und es gibt auch immer mehr Personen, die in der Nacht von Flugzeugen gestört werden.

Das ist für den Flughafen wiederum Anlass, die Lärmgebühren nochmals drastisch zu erhöhen: Ein lautes Langstreckenflugzeug wird künftig bis zu 5000 Franken statt wie bisher 3000 Franken zahlen, wenn es zu spät abhebt oder landet.

Doch weil der Lärmfonds voll ist, profitiert nur der Flughafen von diesen Preiserhöhungen für verspätete Nachtflüge. Gabriela Suter, Aargauer SP-Nationalrätin und Präsidentin der Lärmliga Schweiz, warnt im «Saldo» vor einer versteckten Subvention des Flughafens.

Das will das Bundesamt für Zivilluftfahrt (Bazl) verhindern und schreibt dem Flughafen deshalb vor, dass er die Lande- oder die Passagiergebühren senken muss. Doch bisher ist das nicht passiert.

Die Gebühren des Flughafens sind dem Preisüberwacher Stefan Meierhans schon lange ein Dorn im Auge. Er stellt seit Jahren fest, dass der Flughafen wesentlich höhere Gewinne erwirtschafte, als die vorgesehene angemessene Kapitalrendite.

2019 empfahl er dem zuständigen Bazl sogar, eine Gebührensenkung zu verfügen. Er ist sich dabei bewusst: «Man kann hohe Flugpreise aus Lenkungsgründen wollen. Aber dann darf das nicht ausschliesslich zu Gunsten der Aktionäre des Flughafens sein.»


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Freiheit für die einen, Klimakiller und Lärmbelästiger für andere. Auf jeden Fall ist er hoch subventioniert.

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