Kuriose Signalisationen

Nehmen wir die Nebenstrasse zwischen Lätti und Moosaffoltern in der Gemeinde Rapperswil BE: Für Lastwagen ist die Fahrt inRichtung Deisswil «ab Parzelle Nr. 3522 verboten».

Nur, welches ist die Parzelle 3522? Müssen sich Lastwagenfahrer auf dem Grundbuchamt Seeland im Schloss Nidau erkundigen? Sollen sie die 24 Kilometer auf sich nehmen? Oder riskieren sie dabei, die Parzelle 3522 zu befahren?

Was darf die Feuerwehr?

Bleiben wir zum einen in der Gegend – nämlich am Moossee – und machen zum anderen einen Exkurs ins Strassenverkehrsrecht. Dort ist unter anderem festgeschrieben, welche Regeln für Chauffeure von Fahrzeugen mit «Blaulicht und Wechselklanghorn» gelten.

Zum Beispiel, dass sie sich, wenn es brennt, weder an Sonntags- noch an Nachtfahrverbot halten müssen. Und an Park- oder Halteverbote? Das ist nicht so klar geregelt. Ausser am Moossee. Dort steht zum Glück unter dem Halteverbot, «Feuerwehr gestattet.» Sonst würde diese womöglich am Brand vorbeifahren. Oder will die Gemeinde den Feuerwehrleuten die Gelegenheit geben, am Seeufer eine Ruhepause einzulegen?

Wie einspuren?

Wenn wir schon beim Strassenverkehrsrecht sind – dort steht die Regel: «Wer nach links abbiegen will, (hat sich) gegen die Strassenmitte zu halten.»

An der Parkstrasse in Brügg BE zeigt der linke Pfeil für die Velos zwar geradeaus. Aber eigentlich ist es genau die Situation, in der es zwingend ist, sich «gegen die Strassenmitte zu halten». Noch deutlicher als das Gesetz ist die Kantonspolizei Schwyz. Sie schreibt, an die Velofahrer gerichtet: «Sich vergewissern, dass von hinten kein Auto überholt und von vorne keines entgegenkommt und schliesslich durch ein unübersehbares Handzeichen die Abbiegerichtung anzeigen und entschieden einspuren.»

In Brügg ist die Strasse aber so markiert, als ob die Velofahrer am rechten Strassenrand fahren müssten. Das ist gefährlich.

Wo geht es weiter?

In Düdingen FR führte bis vor wenigen Tagen ein breiter Fussgängerstreifen über die Autobahneinfahrt. Danach endete er vor einem Grünstreifen und einer Leitplanke. Wozu er diente? Keine Ahnung.

Deshalb die Frage ans Bundesamt für Strassen (Astra), das für die Autobahneinfahrt in Düdingen zuständig ist: Was hatten sich die Verantwortlichen hier gedacht? Die Antwort des Astra: «Der Fussgängerstreifen war ein Überbleibsel aus der Zeit, als das Trottoir noch auf dieser Seite der Strasse durchführte.» Doch daran kann sich in der Gegend niemand erinnern. Und die Böschung ist dafür auch viel zu abschüssig. Inzwischen wurde die Autobahneinfahrt frisch asphaltiert. Der Fussgängerstreifen ist weg.

Wer fährt da hoch?

In Freiburg scheint es Akrobaten zu geben, die mit ihren Gefährten selbst vor Treppen nicht zurückschrecken. Jedenfalls ist die Treppe beim Bahnhof mit einem Fahrverbot belegt.

Vermutlich haben sich die Verantwortlichen gedacht, sie könnten mit diesem Signal die Fussgänger abhalten. Aber falsch gedacht. Fussgänger dürfen die Treppe bei dieser Signalisation benützen. Sie müssen einfach unter der Absperrlatte durchschlüpfen.

Wer ist berechtigt?

Aufs Gelände von Emmi in Zollikofen BE dürfen «Besucher, Lieferanten sowie Berechtigte» fahren. Wer Besucher ist, dürfte klar sein. Wer Lieferant ist, ebenso.

Aber wer ist Berechtigter? Kann das jeder selber beurteilen? Und: Ist die Zufahrt für Berechtigte nicht sowieso immer gestattet?

Wie kommen die Angestellten ins Büro?

Auch der Landwirtschaftskonzern Fenaco hat eine Niederlassung in Zollikofen BE. Ebenfalls mit einem grossen Parkplatz. Wer das Areal befahren darf, ist klar: «Zubringerdienst gestattet», steht unter dem Fahrverbot. Rätsel gibt aber das Fussgängerverbot auf.

Denn die Angestellten müssen ja vom Parkplatz irgendwie ins Gebäude kommen. Aber wie? Mit dem Traktor? Oder gar mit dem Mähdrescher?

Ohne Passagiere erlaubt?

Zum Schluss noch ein kleiner Abstecher nach Südfrankreich. Am Mont Ventoux steht ein Fahrverbot für Anhänger mit Passagieren. Diese sind auf dem Signal deutlich sichtbar.

Dabei ist doch das Mitführen von Passagieren in Wohnwagen sowieso verboten – nicht nur am Mont Ventoux. Handelt es sich wohl um ein ganz gewöhnliches Anhängerverbot? Sind die beiden Köpfe reine Dekoration?