Der Fussgänger, das vernachlässigte Wesen
Velofahrer und Velofahrerinnen beklagen sich oft über die mangelhafte Infrastruktur: Dass Radstreifen fehlen. Dass die Velospuren – sofern überhaupt vorhanden – nicht respektiert werden. Und dass im Winter der Schnee einfach auf die Radstreifen geschoben wird.
Fussgänger und Fussgängerinnen haben es nicht besser. Auch Trottoirs werden zunehmend missbraucht. Infosperber hat ein paar Beispiele zusammengestellt, die zeigen, wie wenig Platz auf den Trottoirs oft bleibt.
Zum Beispiel wenn in der Nähe des Supermarkts gerade kein Parkplatz frei ist, und wenn die Fahrt in die Einstellhalle zu viel Zeit raubt – dann bietet sich für den Znünihalt das Trottoir an.

Oder die Anlieferung: Manche Lieferanten finden, es sei ganz praktisch, ihre Liefer- oder Lastwagen auf dem Trottoir abzustellen, derweil sie Ware ein- oder ausladen.

Auch bauliche Mängel können ein Problem sein. Oft hat es viel Platz für den fahrenden und für den stehenden Verkehr – aber kaum für ein anständiges Trottoir.

Und wenn doch einmal ein breites Trottoir zur Verfügung steht: Dann machen Gemeinden den Platz mitunter zu Geld, indem sie Plakatstellen installieren und diese vermieten.

Manchmal denken Verkehrsplaner durchaus an die Fussgänger und lassen Fussgängerstreifen aufmalen. Doch manchmal sind diese nicht sehr praktisch. Zum Beispiel wenn sie irgendwo enden, wo es weder Trottoir noch Fussgängerstreifen hat.

Eigentlich gibt es schon seit 50 Jahren eine Fussgänger-Lobby. Fussverkehr Schweiz heisst sie. Sie veröffentlicht Empfehlungen, macht politische Vorstösse, berät Fachleute und Behördenmitglieder. Doch der Einfluss ist gering, denn die Auto-Lobby ist viel mächtiger.
Fussverkehr Schweiz bestätigt gegenüber Infosperber, dass Trottoirs zuweilen viel zu schmal sind – vor allem im ländlichen Raum. Und auch die überstellten Trottoirs kritisiert Fussverkehr Schweiz: «Ein systematisches Problem gibt es bei der Parkierung von Motorrädern auf dem Trottoir. Hier weigern sich die Behörden, das geltende Bundesgesetz umzusetzen.» So steht in der Verkehrsregelnverordnung: «Das Parkieren (…) auf dem Trottoir ist untersagt, sofern es Signale oder Markierungen nicht ausdrücklich zulassen.»
Fussverkehr Schweiz stellt generell fest: «Ein grosses Problem ist, dass eine Tendenz besteht, Probleme, die es auf anderen Verkehrsflächen gibt, auf den Trottoirs und Fussverkehrsflächen zu lösen.» Die Organisation nennt drei Beispiele:
- Leih-Fahrzeuge, die auf dem Trottoir parkiert werden,
- Kinder mit Velos auf den Trottoirs (mittlerweile erlaubt), weil es auf der Strasse zu gefährlich ist,
- und künftig in der Stadt Zürich sogar Gewerbler, die ihre Fahrzeuge gegen eine Gebühr von 1200 bis 1800 Franken pro Jahr auf dem Trottoir abstellen dürfen.
Fussverkehr Schweiz ortet die Probleme weniger bei den Gesetzen, als vielmehr bei deren Durchsetzung: «Daher haben viele Verkehrsteilnehmende das Gefühl, dass diese Regeln nicht so wichtig seien.» Oft fehle bei den Behörden auch die Bereitschaft, in gute Fussgänger-Infrastrukturen zu investieren. So würden gefährliche Fussgängerstreifen oft nicht saniert, sondern kurzerhand entfernt. Und bei Bauprojekten seien die Interessen anderer Verkehrsteilnehmer meist wichtiger.
Der Verein Moveable beschäftigt sich auch mit dem Fussgängerverkehr. Er hat die Plattform walkable.ch geschaffen. Dort kann jedermann, der Probleme für Fussgänger beobachtet hat, Fotos hochladen. Die Bilder sind manchmal lustig, manchmal auch bedenklich. Infosperber zeigt eine kleine Auswahl:




Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors
Keine
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Meinungen in Beiträgen auf Infosperber entsprechen jeweils den persönlichen Einschätzungen der Autorin oder des Autors.








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