Grencheneinstundheute

Grenchen 1931 und 2015 © VBS / Peter Brotschi

Zersiedelung: Heute bei Grenchen (12)

Peter Brotschi /  Grenchen entwickelte sich vom Bauerndorf zur Stadt. Die Ortschaft am Jurahang frass sich auch ins flache Gebiet hinein.

Red. Mit dem heutigen Bildvergleich wird der erste Zyklus über Schweizer Landschaften einst und jetzt beendet. Der Autor verabschiedet sich mit einem Vergleich seines Wohnortes und dem Regionalflughafen, von wo aus die Flüge für diese Serie gestartet wurden. Eine Fortsetzung ist im Herbst geplant, verbunden mit der Hoffnung auf gutes Foto-Flugwetter in diesem Sommer.

84 Jahre liegen zwischen den beiden Flugaufnahmen des südlichen Teil Grenchens und seiner angrenzenden, von der Aare geprägten Witi-Landschaft. Gut und gerne also die Zeitdauer eines Menschenlebens. Die Spuren des wirtschaftlichen Wachstums und der Bevölkerungsentwicklung werden auch an der «Technologiestadt im Grünen» deutlich. Der damals 25-jährige Militärpilot Leutnant Theodor Ausderau und sein Beobachter Leutnant Simona flogen am 27. Juni 1931 über einer noch weitgehend unbebauten Grenchner Witi. Die Aufnahme hatte den eben gegründeten Flugplatz Grenchen als Sujet, da der Platz – wie sich später zeigte – auch von der Luftwaffe benützt werden sollte.

Grenchen 1931 (Bild VBS)
Auf dem historischen Bild hat sich Grenchen erst mit wenigen Häusern in der Gegend der Jurasüdfuss-Bahnlinie der SBB entwickelt. Neben zwei Bauernhöfen und dem neu erstellten Hangar auf dem Flugplatz ist in den Feldern noch das Fussball-Rechteck des FC Grenchen zu sehen.
Auf der neuen Aufnahme hat sich die Stadt in das flache Gebiet der Aarelandschaft hineingefressen. Der Fluss fliesst übrigens genau unter dem Flugzeug. Die Bahnlinie ist zwischen den Gebäuden kaum mehr zu erkennen. Gut zu sehen ist das grosse weisse Bogendach des neuen Velodrome Suisse.

Grenchen 2015 (Bild Peter Brotschi)
Der Vergleich der beiden Bilder ist selbstredend. Neben den Wohnbauten ist augenfällig, wie sehr «das Arbeiten» , Industrie- und Handel, Landwirtschaftsland verbrauchte sowie weitere, heute unerlässliche Infrastrukturen wie etwa die Abwasserreinigungs-Anlage und links davon der Kompostierbereich. Hinzu kommen die Flächen für den Verkehr. Da stechen die Autobahn A5 und ihr Anschluss hervor, aber auch der Flughafen nimmt einen erklecklichen Teil der Witi ein. Die Autobahn verschwindet am linken Bildrand im Tunnel, der zum Schutz des Herzens der Grenchner Witi gebaut wurde.
Das Tun der modernen pluralistischen Gesellschaft äussert sich auch in den Freizeitanlagen. Waren dies auf dem alten Foto einzig der Fussball- und der Flugplatz, sehen wir auf der aktuellen Aufnahme zusätzlich die Tennishalle, die BMX-Bahn, die Bocciabahn, das Schwimmbad, das Turnerstadion, das Velodrome Suisse, die Reithalle, die Familiengärten und die Kleintiersiedlung. Alles schöne Anlagen im Grenchner Sportzentrum, die aber ihren landschaftlichen Tribut zollten…

Weiterführende Informationen


Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors

Peter Brotschi ist Lehrer, Aviatikjournalist und CVP-Kantonsrat im Kanton Solothurn. Er kämpft politisch gegen die Zersiedelung der Schweiz. Autor von sieben Büchern, sein letztes: «Ein wenig des Himmels für mich».

Zum Infosperber-Dossier:

Zersiedelung_Dossier

Zersiedelung der Schweiz

Folgen des Wirtschafts- und Bevölkerungswachstums. Eine Alternative wäre verdichtetes Bauen in der Nähe von Arbeitsplätzen.

War dieser Artikel nützlich?
Ja:
Nein:


Infosperber gibt es nur dank unbezahlter Arbeit und Spenden.
Spenden kann man bei den Steuern in Abzug bringen.

Direkt mit Twint oder Bank-App



Spenden


Die Redaktion schliesst den Meinungsaustausch automatisch nach drei Tagen oder hat ihn für diesen Artikel gar nicht ermöglicht.