In China: E-Autos in 5 Minuten laden und 400 Kilometer fahren
Bei Batterien und Ladegeräten überholt China die USA und Europa technologisch in grossen Schritten. Der Auto- und Batteriekonzern BYD und der Batterie-Hersteller CATL bringen hocheffiziente Ladestationen und Ladegeräte auf den Markt, mit denen es möglich ist, ein E-Auto in fünf Minuten fast voll zu laden und damit 400 Kilometer zu fahren. «Das ist nahezu eine Verdreifachung der Leistung im Vergleich zu dem, was aktuell in der Branche üblich ist», erklärte Ryan Fisher, Experte für Ladeinfrastruktur bei BloombergNEF.
Auch amerikanische Hersteller würden irgendwann Megawatt-Ladesysteme entwickeln, doch das kann laut Fisher noch Jahre dauern.
China habe in den letzten Jahren deutlich mehr Patente für Batterien und andere Schlüsseltechnologien der Energiewende angemeldet als jedes andere Land. Damit würden sich chinesische Unternehmen einen Vorsprung sichern, den die USA erst mühsam aufholen müssten, erklärte Experte Fisher.
Der Chefredaktor des deutschen Elektroauto-Portals InsideEVs, Patrick George, hat diese Technologie vor Ort in China getestet und sagt: «Die dortigen Modelle sind den westlichen Herstellern mindestens eine bis zwei Generationen voraus.»
Ein wichtiger Grund sind die Preise: Auch bei diesen liegt der chinesische Autokonzern BYD vorn: Ein Modell mit der neuen Ladetechnik kostet in China rund 37’000 Dollar oder 30’000 Franken.
Zum Vergleich: Ein Tesla Cybertruck startet in den USA bei etwa 70’000 Dollar oder 57’000 Franken. Die Tesla Limousine Model S kostet in den USA über 80’000 Dollar oder 64’000 Franken, die Standard-/Allrad-Version (AWD) 95’000 Dollar oder 76’000 Franken.
Voraussetzung für die Markteinführung der neuen BYD-Autos ist eine Lade-Infrastruktur. BYD plant, in China 4000 neue «Megawatt-Schnellladestationen» zu bauen, die jeweils eine Leistung von 1000 Kilowatt bereitstellen. Das entspricht der Spitzenladeleistung der neuen E-Autos von BYD.
Die meisten in den USA angebotenen Elektroautos haben eine Ladeleistung von maximal 400 Kilowatt.
Chinas Regierung betrachtet Ladestationen als essenzielle Infrastruktur. In China können Versorgungsleitungen direkt ans Hochspannungsnetz angeschlossen werden, ohne dass langwierige Genehmigungsprozesse wie in den USA den Ausbau verzögern.
Claire Brown, Klimaspezialistin bei der «New York Tmes», beschreibt die Situation wie folgt: «In den USA ist der Ausbau von Ladestationen politisch umstritten. Die Biden-Regierung hatte Förderprogramme gestartet, die jedoch zwischenzeitlich von der Trump-Regierung gestoppt und erst kürzlich wieder aufgenommen wurden. Das Verkehrsministerium will den Bundesstaaten jetzt mehr Spielraum bei der Verwendung von Fördermitteln geben. Parallel dazu investieren auch private Anbieter in neue Stationen, wenn auch in geringerem Tempo.»
Ein wichtiger Grund für Chinas Erfolg liege in den langfristigen Investitionen in die Ladeinfrastruktur. Schon bevor ein Massenmarkt für Elektroautos existierte, steckte die Regierung in Beijing Milliarden in den Aufbau eines dichten Netzes von Ladestationen. Dieses frühe Engagement habe den Herstellern einen entscheidenden Vorteil gebracht. Denn erst eine verlässliche Infrastruktur ermögliche den breiten Absatz von Elektrofahrzeugen.
Nach Angaben der Internationalen Energieagentur produzierte China im Jahr 2024 mehr als 70 Prozent aller weltweit hergestellten Elektrofahrzeuge.
Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors
Keine
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Meinungen in Beiträgen auf Infosperber entsprechen jeweils den persönlichen Einschätzungen der Autorin oder des Autors.
Dazu habe ich einen treffenden Spruch kürzlich gehört. In den hippen europäischen Großstädten wie Berlin wird «Erfindung» des Cargobikes als grosser Wurf betrachtet, derweil China ein Netz für Hochgeschwindigkeitszüge die 300kmh schnell sind baut. Da kann die DB .ehr als nur einpacken.Denke dieses Beispiel zeigt schön auf, auch wie dieser Artikel, dass die Zukunft wohl eher nicht dem «Wertewesten» gehört. Ich hoffe, dass sich die BRICS Staaten dann nicht so imperialistisch Verhalten, wie die
Angelsachsen und Europäer in den letzten Jahrzehnten. Leider wahrscheinlich nur ein naiver Wunsch, den es menschelt überall. Aber eine Verschiebung der Machtverhältnisse hätte gleichwohl eine ausgleichende Wirkung.