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WEF-Gründer Klaus Schwab: «Erhebliche finanzielle Reserven angehäuft» © wef

WEF-Boss Klaus Schwab attackiert Infosperber

Kurt Marti /  Die «Davoser Zeitung» hat einen WEF-kritischen Infosperber-Artikel übernommen. Darauf griff der WEF-Präsident selber in die Tasten.

Die «Davoser Zeitung», die zu Hanspeter Lebruments «Somedia» gehört, zeigte letzte Woche publizistischen Mut. Sie veröffentlichte den «Infosperber»-Artikel «‹Wucher›-Vorwurf trotz prallvollem WEF-Tresor».

Die Antwort von WEF-Präsident Klaus Schwab folgte wenige Tage später. Auf einer ganzen Seite in der «Davoser Zeitung» warnt er die DavoserInnen vor dem «Infosperber»-Artikel, dessen Ziel es sei, «Neid und Missgunst zu erwecken und damit die Partnerschaft zwischen Davos und dem World Economic Forum zu untergraben».

Zwar gibt Schwab in seiner Replik unumwunden zu, «dass wir erhebliche finanzielle Reserven angehäuft haben», aber er erwartet, dass die WEF-Zahlen «richtig interpretiert und nicht böswillig verdreht werden».

«Richtig interpretiert» heisst für Schwab, wie er himself die Zahlen interpretiert, insbesondere die Reserven als Anhäufung von Geld für den Bau eines «Zentrums für Cybersicherheit» in Genf.

Die Begründung für den Vorwurf, «Infosperber» habe die WEF-Zahlen «böswillig verdreht», bleibt Schwab schuldig. Oder will er «Infosperber» etwa verbieten, einen Tresor von 240 Millionen Franken als «prallvoll» zu bezeichnen und diesen ins Verhältnis zu den Millionen-Subventionen der öffentlichen Hand zu setzen?

Zudem behauptet Schwab, der dem US-Präsidenten Donald Trump für dessen armutsfördernde Steuerreform gratulierte: «Hunderte von Millionen Menschen verdanken unseren Initiativen, die nur indirekt mit Davos zu tun haben, ein besseres Leben.»

Schwab gibt Davos den Tarif durch

Nach seiner Attacke auf «Infosperber», gibt der WEF-Guru Davos den Tarif durch: Ein Dorn im Auge ist ihm die «Kommerzialisierung der Promenade», die er «innerhalb unserer Möglichkeiten» bekämpft, weil sie nicht nur den Verkehr belaste (die WEF-eigenen TeilnehmerInnen kommen alle zu Fuss!) und Davos seines Charakters beraube, «sondern weil sie auch unsere Teilnehmer vom eigentlichen Programm im Kongresshaus abzieht.»

Aha, und jetzt soll die öffentliche Hand in die Marktkräfte eingreifen und die Leute wieder an die WEF-Krippe führen?

Doch es wird noch dicker: Schwab reibt den DavoserInnen unter die Nase, er habe

«über fast 50 Jahre hinweg Davos zu einer globalen Marke aufgebaut. Grundlage dazu war die freundschaftliche Zusammenarbeit und gelebte Partnerschaft zwischen Davos und dem Forum sowie mit mir selbst und meiner Frau. Wir fühlen uns mit Davos sehr verbunden

Aber Schwab kann auch anders und droht einmal mehr mit den «Alternativangeboten», also mit dem Wegzug des WEF:

«Es ist klar, dass bei einem Anlass von einer solchen weltweiten politischen und wirtschaftlichen Bedeutung und Ausstrahlung Bewerber zur Verfügung stehen. Für Davos stellt sich damit jetzt die Frage: Wollen wir auch in den nächsten 50 Jahren dabei sein?»

Fragen «unterminieren» Zusammenarbeit

Die Bedingungen diktiert Schwab gleich selber: Es braucht eine «tiefgreifende und umfassende Verpflichtung beider Partner». An die Adresse der KritikerInnen gerichtet, heisst das laut Schwab konkret: «Eine vertrauensvolle Zusammenarbeit setzt voraus, dass sie nicht immer wieder infrage gestellt oder unterminiert wird.»

Offenbar hat sich Schwab an den WEF-Foren 2017 und 2018 etwas zu intensiv in die Medienpolitik der Präsidenten Chinas und der USA hineinversetzt.


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9 Meinungen

  • am 2.03.2018 um 12:06 Uhr
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    Die Replik von Schwab ist einfach widerlich. Da fühlt sich einer so auf den Schlips getreten, dass er die Contenance verliert. Man kann sich aber kaum ein Grinsen verkneifen, wenn er von die nächsten 50 Jahren anspricht. Er wird sie auf der Promenade gehupft oder gesprungen nicht erleben dürfen.

  • am 2.03.2018 um 12:12 Uhr
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    Ueberheblichkeit sogenannter Machtmenschen; dümmer gohts nümmer!

  • am 2.03.2018 um 12:47 Uhr
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    … wer zahlt, befiehlt. So beschieden mir bereits meine Grosseltern. Nur, wieviel zahlt Herr Schwab fürs Befehlen? Antwort: es ist unerträglich (nicht unermesslich).

  • am 2.03.2018 um 13:52 Uhr
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    Infosperber hat auch nicht gerade zimperlich auf die Vorwürfe von Klaus Schwab reagiert. Sicher hat Davos sehr viel in die Sicherheit investieren müssen, aber langfristig sicher auch stark profitiert. Ob ihr das wollt, müsst ihr dort entscheiden. Dass man miteinander spricht ist schon mal positiv. wenn man damit vielleicht Kriege verhindern könnte. Leider können Al Assad und Erdogan nicht gestoppt werden, trotz WEF und UNO, – Kim Jong-Un ist auch nicht zu trauen.

  • Portrait_Rainer_M_Kaelin
    am 2.03.2018 um 14:02 Uhr
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    Bravo an Infosperber und an die Davoser Zeitung. Ein Kommentar in Punkten : 1. Dass man «von publizistischem Mut spricht», wenn eine Zeitung einen seriösen, kritischen Artikel zu einem für die Region wichtigen Zusammenhang bringt, sagt viel aus über das Medienklima: Als Bürger erwarte ich, dass Medien auf Fakten beruhende Information liefern, die transparent Hintergründe beleuchten, welche für Bürger, Bewohner und Entscheidungsträger aller Art von Belang sind. Journalisten sollen vorallem neugierig sein und Fakten in der beschriebenen Perspektive darstellen. Das sollte für die Zeitung normal sein und nicht «mutig». 2. Wie andere «non profit organisationen» hat offenbar auch das WEF in gut schweizerischer Art haushälterisch gehandelt und sich ein «Polster für die schlechten Tage» auf die Seite gelegt, Das ist an sich nicht schlecht, aber das Publikum muss ein Recht zu haben zu wissen was mit diesem Geld geschehen soll. Geheimniskrämerei darüber schadet der Glaubwürdigkeit und letzlich dem Zweck der NGO. 3. Wie bei allen lobenswerten dem Gemeinwohl verpflichteten Initiativen ist die vertrauensvolle Zusammenarbeit von motivierten Menschen der Zement, der zum Gelingen nötig ist. Derselbe Zement wird zum Balken, der verhindert mit neutraler Distanz und Unvoreigennommenheit seine eigene Aktion beurteilen zu können und der zum Missbrauch der eigenen Machtposition führt. Und so kritisiert Schwab die Kritiker als solche, statt ihre Botschaft zu hören. Dr Rainer M Kaelin, Etoy

  • am 2.03.2018 um 15:02 Uhr
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    Meine Meinung ist: Immer mehr müssen wir feststellen, dass die Redefreiheit, geschweige denn die Medienfreiheit eingeschränkt wird. Ich habe bei Klaus Schwab in seinen Anfängen am EMS 1975/76 gearbeitet. Dort war die Welt noch in Ordnung, obwohl die diskutierten Veränderungen nie umgesetzt wurden. Aber heute ist diese Veranstaltung nur zum grossen Show Business geworden, wo man dabei sein muss, um evtl. zu den Weltemachern zu gehören, die jedoch nur für sich äufnen.
    Aber meine Prophezeiung ist, dass wenn es Klaus Schwab nicht mehr gibt…dann eben auch das WEF nicht mehr…
    Dass Trump, der wohl unbeliebteste Narzisst, dort auftrat, hat dem WEF nicht nur viel Geld gebracht…aber auch das Image angekratzt.
    Das was aber mit den gekauften Medien geschieht, ist sehr gefährlich und führt, wenn es so weitergeht zur Diktatur, wie ich dies in Frankreich feststellen kann.

  • am 2.03.2018 um 15:24 Uhr
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    Lieb IS-Herausgeber: Ich plädiere für eine Rückkehr zu normalen Verhältnissen bei den eKommentaren.
    – Bei einer 9-stündigen Verzögerung zwischen Schreiben + Freigeben und nochmals 9-stündiger Verzögerung zwischen der Antwort auf einen eKommentar etc. gerät jede IS-öffentliche eDebatte zur Farce.
    – Eure Autor*Innen wollen ja nicht in ein Schwarzes Loch hinein schreiben, sondern eDebatten zu heiklen politischen Themen anstossen.

    Bitte tut was …

  • am 6.03.2018 um 13:03 Uhr
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    Das WEF ist eine private Veranstaltung, seine Kassen sind laut infosperber voll. Aber wer zahlt denn die staatlichen Leistungen? Ueli Maurer’s Rechnung an das WEF gehört veröffentlicht.Trennung von WEF und Staat ist überfällig.
    Eine positive Wirkung des WEF auf die Gesellschaft gibt es vielleicht, sehen tue ich sie nicht. Spätestens nach dem Lob von Herr Schwab für Tumps Steuerreform bin ich verunsichert. Was geschieht da eigentlich am Zauberberg?

  • am 14.03.2018 um 15:56 Uhr
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    Ich finde die Reaktion von diesem Herrn sehr nützlich, denn sie zeigt beispielhaft, unter wessen Knute der «Rest» (98 %) der Bevölkerung bei uns steht: der Knute der arroganten Top-Reichen und dadurch Mächtigen, deren Reichtum laufend zunimmt im Gleichschritt mit der Zunahme ihrer Arroganz. Mit solchen Leuten kann man eigentlich gar nicht mehr normal reden, denn ihr «Erfolg» ist ihnen in den Kopf gestiegen. Hat man schon ein paarmal in der Geschichte gesehen: die Höflinge vor Ausbruch den Französischen oder Russischen Revolutionen hatten den selben Dünkel.

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