US-Soldaten wurden Opfer «eigener» Chemiewaffen
Die US-Regierung hielt Informationen lange unter Verschluss, bis die «New York Times» NYT kürzlich enthüllte, dass viele US-Soldaten im letzten Irak-Krieg gegen Saddam Hussein von Giftgasen verletzt wurden. Laut NYT sind bisher Aussagen von über 600 US-Kriegsveteranen bekannt, die angeben, Nervengiften wie Sarin oder Senfgas ausgesetzt gewesen zu sein. Insgesamt hätten US-Truppen etwa 5000 Gefechtsköpfe, Granaten und Bomben mit C-Kampfstoffen gefunden. Die US-Soldaten seien darauf nicht vorbereitet gewesen.
Beim Lesen und Hören einiger Medienberichte in der Schweiz ist der Eindruck entstanden, die USA hätten im Irak doch noch Chemiewaffen gefunden, mit denen die USA ihren Krieg gegen den Irak begründet hatten.
Doch bei den Giftgasen, auf welche US-Truppen im Irak stiessen, handelte es sich um Restbestände aus dem sogenannten ersten Golfkrieg, den Saddam Hussein mit Unterstützung der USA von 1980 bis 1988 gegen den Iran geführt hatte. Es seien «Reste eines seit langem aufgegebenen Chemiewaffenprogramms» gewesen, das der Irak «mit Hilfe des Westens entwickelt» hatte, berichtete die NYT bereits am 14. Oktober 2014.
Im Jahr 1980 begann die irakische Luftwaffe, Kanister mit chemischen Waffen über iranischen Stellungen abzuwerfen. Rund 100’000 iranische Soldaten wurden Opfer dieser Chemiewaffen-Angriffe. Über die Opfer unter der Zivilbevölkerung wurden keine Zahlen bekannt.
Keine Sanktionen der USA gegen den damals verbündeten Irak
Der Irak hatte damals chemische Waffen auch gezielt gegen Zivilisten eingesetzt. Bei Giftgasangriffen auf Dörfer, Städte und Militärspitäler wurden Tausende getötet. Bekannt wurde schon damals der Giftgasangriff auf Halabdscha am 16. März 1988, bei dem etwa 5’000 irakische Kurden getötet und 7’000 bis 10’000 so schwer verletzt wurden, dass viele von ihnen später starben. Neben Sarin und Senfgas setzten die Iraker auch andere Nervengifte ein.
Die USA hatten Saddam Hussein damals im Krieg gegen den «Todfeind» Iran geholfen. Nach dem Bekanntwerden der Chemiewaffeneinsätze ergriffen die USA gegen das damals verbündete Irak keine Sanktionen – anders als später gegen Syrien.
Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors
Keine
Das Perverse ist, dass Bush junior 2003 das Todesurteil gegen Louis Jones, einen Golfkriegveteranen unterschrieb, der 1991 am von Bush senior befehligten zweiten Golfkrieg teilgenommen und dort Giftgasen ausgesetzt war und entsprechend am Golfkriegsyndrom litt. Im entsprechenden Wahnsinn erschlug Louis Jones aus Eifersucht einen vermeintlichen oder tatsächlichen Rivalen.
Genauer nachzulesen unter:
http://articles.latimes.com/2003/mar/19/nation/na-execute19