3D-Video

Ein internationales Team analysierte über vierzig 3D-Videos der israelischen Armee - hier ein Beispiel aus dem Libanon. © SRF

Israel rechtfertigt mit 3D-Videos Kriegsverbrechen in Nahost

bri /  Krieg der Bilder: Nur Stunden nach Bomben-Angriffen auf Spitäler und Wohnhäuser flutet Israel die Welt mit vorproduzierten Videos.

Das Polit-Magazin «Rundschau» des Schweizer Fernsehens berichtete am 9. Oktober in einer sehenswerten Recherche darüber, «wie das israelische Militär seine Angriffe rechtfertigt», die nach humanitärem Völkerrecht Kriegsverbrechen darstellen.

Moderatorin Franziska Ramser erinnerte gleich zu Beginn der Sendung daran: «Das Erste, was im Krieg stirbt, ist die Wahrheit.»

Das gelte auch im Nahost-Konflikt. Beide Seiten würden um die Deutungshoheit kämpfen und sich gegenseitig Desinformation und Propaganda vorwerfen.

3D-Animationen

Ein internationales Recherche-Team von Investigativ- und Datenjournalistinnen sowie 3D-Spezialisten deckte auf, mit welchen Methoden die israelische Armee (IDF) um die Deutungshoheit seiner Kriege in Nahost kämpft.
Die «Rundschau» konzentrierte sich dabei auf 3D-Videos der IDF, die zum Beispiel beweisen sollen, dass sich tief unter dem Shifa-Spital im Gaza-Streifen eine Hamas-Kommandozentrale befindet.

Das Team analysierte über vierzig 3D-Animationen. Diese Videos beinhalten Angriffsziele im Gazastreifen, in Syrien, im Iran und im Libanon.

Gaza 3D-Video
3D-Animation der israelischen Armee über angebliche Hisbollah-Infrastruktur im Südlibanon. Dieses Städtchen ist reine Fiktion.


Solche vorproduzierten 3D-Animationen schickt die IDF jeweils nur Stunden nach den Bombenangriffen rund um die Welt.  Via TV-Stationen, Nachrichtenagenturen und Social Media erreichen solche Visualisierungen Millionen von Menschen, denen so Realität vorgegaukelt wird:

Gaza

Ein Beispiel

Mit der Zerstörung des Mushtaha-Wohnturms am 5. September 2025 begann die Offensive der IDF gegen Gaza-Stadt.

Gaza

Das 3D-Video, das Israel unmittelbar nach der Zerstörung des Wohnblocks veröffentlichte, zeigt exemplarisch, wie sich die Kommunikationsspezialisten der israelischen Armee auf die Rechtfertigung ihrer Angriffe vorbereitet haben.
Sie wollen mit den 3D-Animationen glauben machen, dass dieser Wohnblock der Hamas als Operationsbasis gedient habe. Diese Darstellung bezweckt einzig die Legitimierung der Zerstörung dieses Wohnturms.

Im Detail erzählt das 3D-Video folgende Geschichte: Auf dem Dach habe die Hamas Überwachungskameras montiert.

Gaza Wohnturm

Im 10. Stock habe sich die Hamas eine Kommando-Zentrale eingerichtet.

Gaza Wohnturm

Drei Stockwerke tiefer hätten sich ihre Scharfschützen postiert.

Gaza Wohnturm

Und unter dem Hochhaus existiere ein Tunnelsystem der Hamas.

Gaza Wohnturm

Und dieses habe zu weiteren Gebäuden mit Hamas-Infrastruktur geführt.

Gaza Wohnturm

Vorgetäuschte Präzision suggeriert Realität

Solche 3D-Videos sind zwar als «Illustration» deklariert, wirken aber wie exakte Rekonstruktionen. Sie täuschen Präzision vor. So wirken sie schnell als Beweis. Diese Videos über unbewiesene Hamas-Infrastrutkur in Spitälern und Wohnhäusern haben einen Zweck: Sie sollen allfällige kriegsverbrecherische Massnahmen der IDF vor der Weltöffentlichkeit legitimieren.

Mit 3D-Baukasten zusammengebastelt

Die 3D-Spezialisten des Recherche-Teams hätten sofort gemerkt, berichtete die «Rundschau», dass bei diesen visuellen Darstellungen etwas nicht stimmen konnte. Nach aufwendigen Recherchen war klar: Die 3D-Spezialisten der Israelis bedienen sich in Online-Shops (wie «Build your world») und anderen Quellen im Internet. Aus den gesammelten 3D-Baukästen basteln sie sich dann die Städte, Dörfer, Gebäude, Kommando-Zentralen, Anreicherungsanlagen, die mit den Realitäten vor Ort wenig zu tun haben. Fiktion.

Gaza 3D-Videos
Die «Rundschau» vom 8. Oktober 2025 über die 3D-Videos der israelischen Armee

Der Link zur «Rundschau»-Sendung – hier.


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