Sperberauge

20’000 plus 20 Milliarden = 15’000

Hanspeter Guggenbühl © bm

Hanspeter Guggenbühl /  Vor 1980 fuhren täglich 20'000 Personen mit der Bahn durch den Gotthard. 2020 werden es dank Neat 15'000 sein.

In genau zwei Jahren wird der Neat-Basistunnel durch den Gotthard eröffnet. Die Konferenz, an der die SBB dieses Vorausjubiläum vor den Medien inszenierten, habe ich leider verpasst. Doch die wichtigsten Zahlen liefert mir die PR-Abteilung der Staatsbahn franko Domizil. Demnach wird die Neat die Fahrzeit der Züge zwischen Zürich und Lugano bis 2020 um annähernd eine Stunde verkürzen. Dank diesem Zeitgewinn, so schätzen die SBB-Planer, steigt die Zahl der Bahnpassagiere, die pro Tag durch den Gotthard fahren, von heute 9000 bis zum Jahr 2020 auf 15’000.

Der Journalist blickt zurück ins Jahr 1979: Damals reisten an einem Durchschnittstag rund 20’000 Passagiere mit dem Zug durch den Gotthard – und einige tausend Personen mit dem Auto über den Gotthardpass. 1980 eröffnete der Bundesrat den Gotthard-Strassentunnel. Darauf schrumpfte die Zahl der Bahnpassagiere kontinuierlich auf heute noch 9000, während sich die Staustunden auf der Gotthard-Autobahn vervielfachten.

Um Personen und Güter von der Strasse wieder auf die Schiene zurück zu verlagern, investiert(e) der Staat rund 20 Milliarden Franken in die Neat-Basistunnel durch den Gotthard und Ceneri sowie weitere Ausbauten zwischen Deutschweiz und Tessin. Daraus resultiert die im Titel verkürzte Rechnung: 20’000 Bahnpassagiere pro Tag plus 20-Neat-Milliarden gibt 15’000 Bahnpassagiere pro Tag.

Ab 2020 will der Bund weitere zwei bis drei Milliarden in eine zweite Strassenröhre durch den Gotthard stecken. Darauf dürfte die Zahl der Bahnpassagiere wieder etwas schrumpfen. Aus Sicht der Verkehrsverlagerung mag man das alles als Leerlauf beurteilen. Doch die Volkswirtschaft jubelt. Denn der Leerlauf liess und lässt das Bruttoinlandprodukt wachsen.


Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors

keine

War dieser Artikel nützlich?
Ja:
Nein:


Infosperber gibt es nur dank unbezahlter Arbeit und Spenden.
Spenden kann man bei den Steuern in Abzug bringen.

Direkt mit Twint oder Bank-App



Spenden


Die Redaktion schliesst den Meinungsaustausch automatisch nach drei Tagen oder hat ihn für diesen Artikel gar nicht ermöglicht.

4 Meinungen

  • am 15.12.2014 um 10:34 Uhr
    Permalink

    Sollten durch eine zweite Strassenröhre die Passagierzahlen der Bahn sinken, wäre der Tatbeweis erbracht, dass die zweite Röhre zu einer Kapazitätserweiterung auf der Strasse geführt hat. Aber eben: Wen kümmern Versprechen von gestern?
    Ansonsten: Danke für die Zahlen. War mir so nicht bewusst.

  • Portrait_Pirmin_Meier
    am 15.12.2014 um 12:06 Uhr
    Permalink

    Stocknüchtern geschrieben. Der Name «Guggenbühl» deutet auf eine Anhöhe, von der aus man den Überblick behält. Die hier angedeutete Zukunft scheint berechenbarer als diejenige der NZZ, die gemäss meiner langjährigen Erfahrung von jungen Leuten (Gymnasium, Polizeischule) kaum gelesen wird, hingegen zu bald 50% von Rentnern. Nächstes Jahr kündigt sich vielleicht wieder mal ein erfreuliches Abstimmungsresultat an (2. Röhre), wenngleich wie gewohnt wohl ohne ernstzunehmende Wirkung. Objektiv scheint es nicht möglich, via Urne eine Katastrophe oder auch deren Gegenteil herbeizuführen. Für einen guten Überblick muss man aber allezeit dankbar sein.

  • am 15.12.2014 um 13:48 Uhr
    Permalink

    Der Alpenschutzartikel der Schweizerischen Bundesverfassung verbietet seit 1994 den Ausbau von Transitstrassen im Alpengebiet und damit auch eine zweite Tunnelröhre für den Gotthard-Strassentunnel. Trotzdem hat das Parlament im September 2014 beschlossen, eine zweite Röhre zu bauen. Die Alpen-Initiative hat, zusammen mit rund 40 Organisationen und Parteien, das Referendum lanciert.
    Ich bin zuversichtlich, dass wir Schweizerinnen und Schweizer mit dem Referendum die zweite Röhre bachab schicken werden.

  • Portrait_Pirmin_Meier
    am 15.12.2014 um 13:50 Uhr
    Permalink

    @Hermann. Diese Zuversicht deutete ich mit der Perspektive eines möglicherweise «erfreulichen Abstimmungsresultates» an.

Comments are closed.

Ihre Meinung

Lade Eingabefeld...