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Aus Pestiziden gelangten PFAS wie Trifluoracetat (TFA) ins Grundwasser. Dänemark will das verhindern. © public-domain pxhere

PFAS: Dänemark verbietet 23 Pestizide

Daniela Gschweng /  Zehn weitere Chemikalien, die zur Bildung von Trifluoracetat (TFA) beitragen, werden noch geprüft. Die Schweiz wartet ab.

Die dänische Umweltbehörde hat Anfang Juli fünf Pestizidwirkstoffe verboten, um sein Grundwasser zu schützen. 23 Pestizide dürfen damit bald nicht mehr verkauft oder verwendet werden, weil sie an der Bildung der PFAS-Chemikalie Trifluoracetat (TFA) beteiligt sind oder TFA abspalten.

Dänemark greift damit einem möglichen EU-weiten PFAS-Verbot vor. «Wir haben die Pflicht einzugreifen, wenn wir sehen, dass der Einsatz bestimmter Pestizide ein Risiko für die Natur und die menschliche Gesundheit darstellt», begründete der dänische Umweltminister Magnus Heunicke.

TFA gehört zur Stoffgruppe der PFAS. Die Chemikalie baut sich nicht ab und verschmutzt zunehmend das Grund- und Oberflächenwasser. Pestizide sind neben Kältemitteln eine der Hauptquellen, aus denen TFA in die Umwelt gelangt.

Wasserwerke warnten im Mai und Juni vor TFA

Bis Mitte 2024 galt Trifluoracetat in den in der Umwelt vorkommenden Konzentrationen als ungiftig. Dann wurde ein Tierversuch von 2021 bekannt, bei dem es Hinweise gab, dass TFA ungeborenem Leben schaden könnte. Ein Antrag Deutschlands, TFA in der EU als fortpflanzungsschädigend einzustufen, ist offen. Trifluoracetat ist sehr gut wasserlöslich und reichert sich im Oberflächen- und Grundwasser an.

UBA TFA aus Gewässern Schätzung D 2018
Schätzung der maximal möglichen TFA-Emissionen aus verschiedenen Pestizidwirkstoffen in Deutschland für die Jahre 2016 bis 2018

Vor drei Monaten warnten Wasserwerke in der Schweiz und in Deutschland vor der steigenden TFA-Belastung, die auch das Trinkwasser erreichen könnte (Infosperber berichtete). Trifluoracetat aus Wasser zu entfernen ist technisch aufwendig und teuer. In der EU gilt für anerkannt schädliche Abbauprodukte von Pestiziden ein unspezifischer Grenzwert von 0,1 Mikrogramm pro Liter Wasser. Dieser wird bei TFA bereits vielerorts überschritten.

Zehn weitere Pestizid-Wirkstoffe werden noch geprüft

Das Verbot in Dänemark folgt einer Untersuchung des Geologischen Dienstes von Dänemark und Grönland (GEUS). Es betrifft Pestizide mit den Wirkstoffen Fluopyram, Diflufenican, Mefentrifluconazol und Flonicamid, die auch in der Schweiz zugelassen sind, sowie Tau-Fluvalinat, das in der EU erlaubt ist, aber nicht in der Schweiz.

15 Pestizide dürfen in Dänemark ab Ende August nicht mehr verkauft und ab Ende 2025 nicht mehr verwendet werden. Für acht Pestizide greift das Verkaufsverbot am 31. Dezember 2025. Über zehn weitere Pestizidwirkstoffe wird das dänische Umweltministerium im August oder September entscheiden. Ein Wirkstoff, Flonicamid, wird derzeit von der EU geprüft.

Organisationen wie PAN Europe (Pesticide Action Network) begrüssten das Verbot. «Das EU-Recht ist eindeutig. Artikel 44 der Verordnung 1107 besagt, dass die EU-Mitgliedstaaten Pestizidprodukte überprüfen und vom Markt nehmen müssen, wenn es Hinweise darauf gibt, dass sie die Anforderungen nicht erfüllen. Daher sollten andere Mitgliedstaaten dem dänischen Beispiel folgen und alle PFAS-Pestizide rasch verbieten, um das Grundwasser zu schützen», sagte Salomé Roynel, PAN-Beauftragte für die Risikobewertung von Pflanzenschutzmitteln.

Die Schweiz hat erste Gegenmassnahmen ergriffen

Das Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwirtschaft (BLV), das Pestizide in der Schweiz zulässt, weist auf Nachfrage von Infosperber darauf hin, dass die Zulassung für die Pestizidwirkstoffe Flufenacet und Tritosulfuron am 1. Juli 2025 endete. Für beide sei TFA als Abbauprodukt in der Schweiz nachgewiesen. Die EU hat die Zulassung von Flufenacet Ende Mai aufgehoben. Der Entscheid muss laut «Agrarheute» bis zum 10. Dezember von den Mitgliedsstaaten umgesetzt werden. Die Zulassung von Tritosulforon lief am 15. Juli aus.

Die Frage von Infosperber, weshalb das BLV die Wirkstoffe Fluopyram, Diflufenican, Mefentrifluconazol und Flonicamid nicht wie Dänemark vorsorglich verbiete, beantwortete das Bundesamt nicht. Der Bund beobachte aufmerksam die laufende Bewertung der EU-Lebensmittelbehörde (EFSA) und der EU-Chemikalienagentur (ECHA) über die Gefährlichkeit von TFA in Lebensmitteln und Trinkwasser. «Sollte die EU einen Höchstwert erlassen, würde die Schweiz diesen prüfen und übernehmen», teilt die Medienstelle des BLV mit.

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