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Die SRG muss dringend sparen. Doch vorerst «stellt sie sich neu auf». © SRG

SRG gibt das Geld immer noch mit vollen Händen aus

Esther Diener-Morscher /  Nun rächt sich, dass die SRG jahrzehntelang Geld im Überfluss erhielt. Sie schafft es nicht, mit weniger auszukommen.

Eigentlich müsste die SRG schon längst sparen. Doch sie erhielt bisher jedes Jahr noch mehr Gebührengeld – und gab dieses freigiebig wieder aus.

Obwohl die SRG-Verantwortlichen schon eine Weile wissen, dass sie bereits in anderthalb Jahren nur noch 312 statt 335 Franken Gebühren pro Haushalt erheben dürfen und ab 2029 sogar nur noch 300 Franken, haben sie 2024 nochmals tüchtig Geld ausgegeben. Gestern hat die SRG nun aber ihr Sparprogramm vorgestellt – und kann immer noch nicht sagen, wo sie sparen will. SRG-Verwaltungspräsident Jean-Michel Cina erklärte zwar: «Die SRG muss sich grundlegend neu aufstellen.»

Was das heisst? Die SRG erklärte gestern: «Der Verwaltungsrat und die Geschäftsleitung der SRG haben entschieden, die SRG als Organisation neu zu denken.» Ganz am Schluss der Spar-Medienmitteilung gestanden die Verantwortlichen aber ein, dass sie nicht auf die Ergebnisse der «Neu-Aufstellung» warten können. In kursiver Schrift steht dort der Hinweis:

Es seien bereits 2026 kurzfristige Sparmassnahmen nötig, wegen des Rückgangs bei den kommerziellen Einnahmen und weil die Teuerung auf den Gebühren nicht mehr vollständig ausgeglichen werde. Die betroffenen Unternehmenseinheiten der SRG würden heute, am 1. Juli, separat darüber informieren.

Die nächsten Schritte: Anfang 2027 muss das Unternehmen 215 Millionen Franken sparen. Bis 2029 muss das Budget der SRG rund 17 Prozent oder 270 Millionen Franken weniger hoch sein als 2024.

Jährliche Ausgaben: 1,54 Milliarden Franken 

Doch noch im letzten Jahr hat die SRG mehr ausgegeben als je zuvor. Die Gebühreneinnahmen stiegen auf den Rekordwert von 1,286 Milliarden Franken. Die Werbeeinnahmen sanken und erreichten das Rekordtief vom Vorjahr nur wegen der Olympischen Sommerspiele und der Fussball-EM knapp nicht. Anhaltspunkte für weniger Ausgaben waren 2024 keine auszumachen. Der Betriebsaufwand stieg sogar um knapp 39 Millionen Franken auf 1,543 Milliarden Franken.

«Infosperber» wollte von der SRG wissen, ob sie angesichts der im letzten Jahr gezeigten Ausgabenfreudigkeit überhaupt so schnell mit Sparen beginnen könne. Mediensprecherin Gianna Blum antwortete: «Es gibt keine Alternative.» Auch sie verweist aber bloss auf den «Transformationsprozess» der SRG. Denn: «Punktuelles Sparen ist bei diesen Dimensionen nicht mehr möglich.»

Unklar bleibt, wo denn kurzfristig gespart werden kann, wenn erst jetzt ein aufwändiger «Transformationsprozess» gestartet wird. Mit mehr Einnahmen, etwa bei der Werbung, können keine Löcher mehr gestopft werden.

Nur noch halb so viele Werbeeinnahmen

Bisher konnte die SRG die Werbeeinnahmen vernachlässigen, weil die Gebühreneinnahmen stetig stiegen – unter anderem wegen des Bevölkerungswachstums. In den letzten 25 Jahren sind die Werbeerträge von über 300 Millionen Franken auf nicht einmal mehr die Hälfte geschrumpft. Im Jahr 2000 machte die Werbung noch einen Viertel der SRG-Einnahmen aus. Nun sind es nur noch 10 Prozent. Dies, obwohl die zulässige Werbedauer immer wieder erhöht, Unterbrecherwerbung erlaubt und das Werbeverbot an Sonntagen aufgehoben wurde.

In Deutschland ist der Anteil an Werbegeldern bei den staatlich finanzierten Sendern ARD und ZDF mit fünf Prozent noch niedriger. Dort herrschen aber strikte Einschränkungen: Im Abendprogramm, und am Sonntag darf keine Werbung gesendet werden.

Noch 124 Millionen im Kässeli

Sollte die «Transformation» der SRG doch nicht so schnell beim Sparen helfen, bliebe der SRG noch ihre finanzielle Reserve. Ein grosser Teil des Eigenkapitals der SRG steckt allerdings in Immobilien und kann nicht verwendet werden. Flüssig hat das Unternehmen derzeit rund 124 Millionen Franken. Damit könnte es nicht einmal ein halbes Jahr lang das Loch stopfen, das sich bald auftun wird.

SRG gab auch für den Verwaltungsrat zu viel aus

Die SRG hat im Jahr 2024 als einziges bundesnahes Unternehmen die vorgegebene Entschädigungsgrenze für ihren Verwaltungsrat überschritten. Das zeigt das Kaderlohnreporting des Bundesrats. Die acht Mitglieder des SRG-Verwaltungsrats erhielten 417’694 Franken. Die Delegiertenversammlung hatte aber eine Obergrenze von 409’000 Franken festgelegt. Als Grund für die Überschreitung nennt der Bericht zusätzliche Sitzungsgelder wegen der Wahl der neuen Generaldirektorin und dem Transformationsprojekt.

Praktisch alle SRG-Kritiker reden um den heissen Brei herum

upg. Wer die Gebühren halbieren will, streicht der Westschweiz und dem Tessin attraktive Kanäle oder verordnet ihnen Staatssender. Diese Kernfrage blieb fast immer tabu: Wie soll die SRG mit halbierten Gebühren ihre Aufgabe in der Westschweiz und im Tessin erfüllen?

➔ Siehe Infosperber vom 19.2.2025 


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5 Meinungen

  • am 1.07.2025 um 12:46 Uhr
    Permalink

    @Frau Diener: Bitte immer auch absolute Zahlen! %-Rechnen kann ich, aber mit % alleine finde ich die Absolutwerte nicht. 😉 Danke. – Mein Vorschlag staatliche Gelder bekommt nur wer KEINE Werbung sendet und zahlende Abonnenten / Konsumenten hat. Die Zuteilung des SERAFE Geldes proportional zu den zahlenden Konsumenten.

    • Esther Diener-Morscher
      am 2.07.2025 um 07:57 Uhr
      Permalink

      Hier die absoluten Zahlen: Im Jahr 2000 brachte die Werbung 304 Millionen Franken ein, die Gebühren 1,061 Milliarden Franken. 2024 waren es noch 142 Millionen Franken von der Werbung und 1,286 Milliarden Gebührenertrag.

  • am 1.07.2025 um 13:13 Uhr
    Permalink

    Ich kann diese despektierlichen Aussagen zur SRG nicht nachvollziehen. Es wurden massenhaft gute Sendungen bereits abgesetzt, ein einziges Schlachtfeld an Qualitätsvernichtung..
    Guter Journalismus ist der Kernauftrag der SRG und Sendungen wie Echo der Zeit sind von herausragender journalistischer Qualität. das kostet Geld und entspricht genau dem gesetzlichen Leistungsauftrag.
    Es gibt Milliardäre – Sie kennen sie – die lieber einen Lügen-Nachrichtendienst à la Foxnews hätten mit rechtsextremem Inhalt. Ich gehöre nicht dazu und möchte den guten Service Public nicht missen. Halbierungsinitiative nein.

  • am 1.07.2025 um 19:05 Uhr
    Permalink

    Watson Francesco Benini 15.02.2024, 13:25: «Das Interesse an den Programmen des SRF sinkt….SRF kämpft gegen rückläufige Zuschauerzahlen. Frühere Vorzeigeprogramme des Senders erreichen kein grosses Publikum mehr.»
    TA Konrad Staehelin 18.02.2025, 16:20: «2020 kritisierte SRF die «unverhältnis­mässig hohen Geldbeträge». Drei Jahre später bezahlte es noch mehr Das öffentlich-rechtliche Fernsehen bootet Private im Bieterwettbewerb um Liveübertragungen aus.»
    Blick 27.06.2017 23:55: «Langweilig, ideenlos, aufgewärmt SRF-Programm nervt auch intern… «Fantasielosigkeit».»

    Es ist seit Jahren bekannt, dass das SRF-Programm «Langweilig, ideenlos, aufgewärmt» ist. Anscheinend haben die SRF-Verantwortlichen das noch nicht erkannt, weil die möglicherweise keine Zeit haben könnten SRF-Sendungen anschauen, weil wohl theoretisch nur ORF-Sendungen bevorzugt werden. Vielleicht sollten die SRF-Verantwortlichen mehr SRF-Sendungen anschauen, dann wird alles besser.
    Gunther Kropp, Basel

  • am 2.07.2025 um 19:50 Uhr
    Permalink

    Herr Gasche fragte im verlinkten Artikel vom Februar: «Wie sollen nach einer Annahme der Halbierungsinitiative in der Westschschweiz und im Tessin gleichwertige und hochwertige Programme finanziert werden?»

    Antwort: Gleichwertig, indem das Deutschschweizer Programm auch entsprechend reduziert wird. Hochwertig, indem die Mittel auf weniger Kanäle und Formate fokussiert werden und zudem effizienter gearbeitet wird.

    Generell steht das S in SRF zunehmend für «Senioren», das Durchschnittsalter der ZuschauerInnen liegt bei über 60 Jahren. Wird sich SRF am Ende ganz von selbst abschaffen? Oder wie 20 Minuten bald nur noch als App und Website existieren?

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