«SRF investigativ» meldet, was Infosperber schon lange schreibt
«Darüber wird kaum geredet: über Spermien und die Frage, wie es um deren Qualität steht.» So kündigte der Sprecher gestern Mittag in den SRF-Radionachrichten einen Beitrag an. Es klang so, als würde er sich gerade anschicken, ein grosses Tabu zu brechen.
Denn er sagte: «Es gibt Redebedarf.» Einer von sechs jungen Schweizer Männern habe so wenige Spermien, dass es für ihn schwierig werden könne, ein Kind auf natürlichem Weg zu zeugen.
Dann folgte der Knüller: «Eine neue Schweizer Studie, die ‹SRF investigativ› exklusiv vorliegt, zeigt nun: Die Spermaqualität ist nicht überall in der Schweiz gleich. Gewisse Regionen fallen negativ auf. Und es gibt einen Zusammenhang mit der Landwirtschaft.»
Infosperber findet: Das ist der Moment für eine paar kleine Fragen an Sie, lieber Leser, liebe Leserin:
- Kommt Ihnen das bekannt vor?
- Erinnern Sie sich an Artikel zum Thema Spermienqualität und Landwirtschaft?
- Vielleicht sogar an den Artikel mit dem Titel «SVP und Bauernverband kastrieren ihre eigenen Söhne»? Er erschien vor sechs Wochen auf Infosperber.
Urs P. Gasche stellte im Artikel das Buch «Testosteronkollaps – Ursachen, Folgen, Schutz» des Arztes und Neurologen Lukas Fierz vor. Im Artikel stand unter anderem: «Wie meistens sind gesundheitsschädigende Wirkungen zuerst bei Personen bemerkbar, die den Schadstoffen berufsbedingt stärker ausgesetzt sind als die Allgemeinbevölkerung. Eine Studie an Schweizer Rekruten (…) fand den deutlichsten Zusammenhang mit schlechter Spermienqualität bei Bauernsöhnen, deren Mütter während der Schwangerschaft Pestiziden ausgesetzt waren.»
Radio SRF kam anschliessend auf die Studie zu sprechen, «die ‹SRF investigativ› exklusiv vorliegt». Wobei: So exklusiv liegt sie «SRF investigativ» nun auch wieder nicht vor. Wer einen Internetanschluss hat, findet sie hier.
Laut der Studie gibt es regionale Unterschiede. So haben beispielsweise junge Männer, die rund um die Stadt Aarau leben, eine relativ hohe Spermienqualität. Junge Männer zwischen Bern und Thun weisen hingegen eine relativ niedrige Spermienqualität auf. In der Gegend zwischen Bern und Thun wird viel Ackerbau betrieben. Die Forscher vermuten einen Zusammenhang mit Pestiziden, Schwermetallen im Dünger oder Hormonen aus der Tierhaltung.
Infosperber erinnert sich: Ganz neu sind auch die regionalen Unterschiede nicht. Schon vor über vier Jahren gab Infosperber den Tipp: «Beginnen Sie mit der Familienplanung nicht erst mit Mitte 30. Ziehen Sie irgendwohin aufs Land, aber weit weg von jeder konventionellen Landwirtschaft.»
Im Oktober dieses Jahres äusserte Infosperber sogar die Vermutung: «Möglicherweise sei es sicherer, Lebensmittel aus industrieller Landwirtschaft zu essen, als neben einem Bauernbetrieb zu leben.»
Radio SRF konnte nicht nur mit einer Studie aufwarten. «SRF investigativ» war es auch gelungen, einen Betroffenen ausfindig zu machen und mit ihm «über ein sehr intimes Thema zu sprechen: sein Sperma und einen unerfüllten Kinderwunsch».
Wobei Infosperber vermutet: So schwierig kann das auch nicht gewesen sein, wenn ein Sechstel der jungen Männer betroffen ist.
Deshalb rät Infosperber den Leuten von «SRF investigativ»: vor jeder Recherche noch einen kurzen Blick auf infosperber.ch werfen. Oder gleich Infosperber gratis abonnieren (auf grünen Balken klicken).

Das ist «SRF investigativ»
«SRF investigativ» steht nach eigenen Angaben «für tiefgehende Recherchen. Und für Journalismus als Kontrolle der Mächtigen. Die Reporterinnen und Reporter machen der Öffentlichkeit Informationen zugänglich, die sie sonst nicht erhalten würden. Sie decken auf, was andere lieber verborgen halten würden. Es sind exklusive Geschichten, die zu verstehen helfen, was in der Schweizer Politik, Gesellschaft, Wirtschaft oder Justiz passiert.»
«SRF investigativ» gibt es seit Anfang 2022. Dem Team gehören zwölf Personen an. Es bedient Radio und Fernsehen sowie die digitalen Plattformen von SRF.
Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors
Keine
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Meinungen in Beiträgen auf Infosperber entsprechen jeweils den persönlichen Einschätzungen der Autorin oder des Autors.








Immerhin spricht auch das SRF über das wichtige Thema, das durchaus immer noch ein Tabuthema ist. Jedes Medium versucht natürlich, die eigenen Beiträge als möglichst exklusiv darzustellen. Auch der Infosperber war ja nicht das erste Medium, das dieses Thema aufgriff und übrigens auch nicht das erste Schweizer Medium, das das Buch von Dr. Fierz besprach (auf InsideParadeplatz kam Dr. Fierz schon letzten Juni zu Wort).
Stimmt, wir waren auch nicht die ersten. Aber wir haben auch nicht getan, als ob.
Oder gleich…was??
Besser spät als nie !
Vielleicht kündigt sich damit eine Trendwende bei SRF an.
Ich meine, dass endlich aufgehört wird, Wichtiges zu verschweigen.
Wäre doch mal eine positive Entwicklung.
Wäre es denn besser gewesen, wenn SRF das Thema nicht aufgegriffen hätte? Welche anderen grossen Medien haben vor SRF über die Studie berichtet, falls überhaupt?
Mir scheint, SRF kann machen, was es will – es ist immer schlecht. Ich wünsche mir hier von Infosperber etwas mehr Objektivität und Fairness. Sonst könnte der Eindruck entstehen, es werde eine Kampagne geführt.
Nein, das wäre nicht besser gewesen. Aber es wirkt ein bisschen schaumschlägerisch, wenn «‹SRF investigativ› exklusiv» über eine Studie berichtet, die öffentlich ist. Und wenn «SRF investigativ» so tut, als ob die Auswirkungen der Landwirtschaft auf die Spermienqualität eine Neuigkeit wären.
geht der Statistik hervor, welche Nationalität die Probanden ursprünglich hatten? Bzw. könnte es auch sein, dass genetische / ehtnische Eigenschaften im Cluster rund um Aarau häufiger vorkommen, wie jene im cold spot?
Ja, das geht aus der Studie hervor. Untersucht wurde das Sperma von Schweizer Rekruten.
Eine interessante Frage, die Tatsache, dass sie Schweizer sind, sagt ja noch nichts über ihre ursprüngliche Herkunft. Ich habe den Eindruck, dass Secondos oft sehr dynamische Menschen sind. (Siehe Sport). Vielleicht haben sie auch dynamischere Spermien.